Die jungen Wissenschaftlerinnen: (von links) Anna Treffurth, Maria von Egloffstein und Theresa Ebner. Fotos re
„Jugend forscht“ lautet der Titel von Deutschlands bekanntestem Nachwuchswettbewerb. Aufgrund seiner Erfolge, aber auch seiner langjährigen Präsenz bei diesem Wettstreit wird das Ignaz-Günther-Gymnasium heute als bayerische Forscherschule für 2018 ausgezeichnet.
Forscherinnen holen Titel für Gymnasium
Rosenheim – Zahlreiche Plakate mit Projektideen hängen auf dem Weg vom Direktorat zu einem der Physikräume des Ignaz-Günther-Gymnasiums in Rosenheim. In schwarzen Buchstaben stehen Titel darauf wie „Paranusseffekt unter geometrischer Adhäsion“, „Messung von Höhenstrahlung über der Region Rosenheim und Teilen Österreichs mit Handykameras“ und „Schwingende Weingläser“.
Jugendliche
opfern Freizeit
Dr. Thomas Grillenbeck, Mathematik- und Physiklehrer, schwärmt über das Engagement seiner Schützlinge: „Die Schüler haben teilweise freie Nachmittage und Ferien in der Schule verbracht, um an diesen Projekten zu arbeiten.“ Zu ihnen zählen: Anna Treffurth (18), Maria von Egloffstein (18) und Theresa Ebner (17). Zwölftklässlerinnen, begeisterte Wissenschaftlerinnen und drei der zehn Schüler des Ignaz-Günther-Gymnasiums, die ihre Projekte beim Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ eingereicht haben. Insgesamt gibt es in Bayern elf Regionalwettbewerbe, die genau eine Schule nominieren dürfen. Die nominierten Schulen werden aufgefordert, ihre Aktivitäten im MINT-Bereich darzustellen, also in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. So vertrat Ebner die Schule bei internationalen Wettbewerben, Treffurth nahm an Fachtagungen teil und Marie von Egloffstein organisierte eine Masterclass und brachte anderen Schülern das Thema Teilchenphysik näher. „Jedes Jahr wird nur eine Schule als ‚Bayerische Forscherschule des Jahres‘ ausgezeichnet“, erklärt Grillenbeck und ergänzt: „Der Preis ist die höchste Auszeichnung bei ‚Jugend forscht‘ in Bayern.“
Ein großer Erfolg für das Ignaz-Günther-Gymnasium, der ohne die harte Arbeit und den enormen Zeitaufwand der Schüler nicht möglich gewesen wäre. Die Besonderheit: „Unsere Schule bietet, anders als bisherige Preisträger, gar keinen naturwissenschaftlichen Zweig, sondern ist eher für Musik und Sprachen bekannt“, sagt Lehrer Udo Segerer. Schülerin Anna Treffurth ergänzt: „Wir haben bewiesen, dass wir es auch im Bereich Naturwissenschaft drauf haben.“ Die 18-Jährige beschäftigte sich in ihrem Projekt mit den Kräften, die beim Auseinanderziehen von Telefonbüchern wirken. Die Idee bekam die 18-Jährige von einer amerikanischen Forscherserie. „Ich arbeite seit fast vier Jahren an dem Projekt“, sagt sie. Durch das Ineinanderlegen zweier Telefonbücher entsteht, nach ihrer Aussage, eine potenzielle Reibungskraft. „Diese kann relativ klein oder relativ groß ausfallen“, erklärt Treffurth und fügt hinzu: „Die Kraft kann so groß sein, dass sich eine erwachsene Person dranhängen kann, ohne das sich die Telefonbücher auseinanderziehen. Dieses Phänomen habe ich untersucht.“ Erst vor Kurzem wurde sie auf der deutschen Physikerinnentagung an der Universität Oldenburg für ihre Posterpräsentation mit dem dritten Platz belohnt.
Sonderpreis für
Theresa Ebner
Mitschülerin Theresa Ebner beschäftigte sich in ihrem Projekt mit dem Thema „Strahlen aus dem Zentrum von Sternen und Lampen“ und gewann für ihre Arbeit den Sonderpreis der Sternwarte Rosenheim.
Maria von Egloffstein testete ein Experimentier-Kit zur Gentechnik aus Amerika. „Da es in Deutschland strenge Auflagen zum Thema Gentechnik gibt, habe ich diese Experimente nicht zu Hause durchführen können, sondern musste an ein Labor beim Helmholtz-Zentrum in München. Leider hat sich dabei herausgestellt, dass das Kit im jetzigen Zustand nicht verwendet werden kann, weil es zu viel Mängel beim Inhalt, dem Equipment und der Anleitung gibt“, erklärt die 18-jährige Schülerin. Vorerst aber ist erst einmal Schluss mit dem Forschen. „Wir müssen uns jetzt auf das Abitur konzentrieren“, sind sich die drei Schülerinnen einig. Trotz des Stresses und der zusätzlichen Arbeit blicken sie glücklich auf die vergangenen Monate zurück: „Durch ,Jugend forscht‘ habe ich meine Leidenschaft im Bereich Physik entdeckt und werde auch diesen Studiengang wählen. Darüber bin ich sehr glücklich“, sagt Treffurth. Und auch Schulleiter Dieter Friedl ist die Freude über die Auszeichnung ins Gesicht geschrieben: „Es beweist, dass wir mit unserer Schulphilosophie richtig liegen. Wir engagieren uns in jedem Gebiet und trauen unseren Schülern unheimlich viel zu.“
Und neben dem eher ideellen Titel „Forscherschule“ hat die Auszeichnung auch einen finanziellen Wert: „Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert. Das Geld nutzen wir für weitere ,Jugend forscht‘-Projekte“, sagte Thomas Grillenbeck. Ein Blick auf die Wände verrät: Platz für mehr Plakate gibt es durchaus am Ignaz-Günther-Gymnasium.