von Redaktion

Stadt und SJR ringen um Lösung

Jugend-Beteiligung:Konzept gesucht

Rosenheim – Jugendliche sollen mitreden, sollen ihre Belange in den politischen Entscheidungsprozess einbringen: Das wünschen sich Stadt und Stadtjugendring (SJR) in Rosenheim gleichermaßen. An Ideen mangelt es nicht. Wenn es allerdings darum geht, sie in die Praxis umzusetzen, fällt die Bilanz düster aus.

Möglichkeiten, junge Leute zu Wort kommen zu lassen, etwas über ihre Wünsche und Anregungen zu erfahren, gibt es einige: Die Jugend-Parlamente gehören ebenso dazu wie regelmäßig veranstaltete Jugend-Bürgerversammlungen. Beides gehört in vielen Kommunen seit Jahren zum Standard – wenn auch mit wechselndem Erfolg. In Rosenheim hatten die Grünen im vergangenen Jahr eine Jugend-Bürgerversammlung beantragt. Der Stadtrat sprach sich für diesen Vorschlag aus – umgesetzt wurde er bisher nicht.

Grundsätzlich betonen sowohl die Vertreter der Stadt als auch die des Stadtjugendrings ihren Willen zur Partizipation der Jugendlichen. Über diese Willensbekundungen hinaus ist jedoch wenig passiert. Grund dafür mag sein, dass Stadt und Stadtjugendring aus verschiedenen Perspektiven auf die Sache blicken: Die Stadt hat vor allem die Kosten im Blick, der Stadtjugendring gibt sich idealistisch. Jedenfalls ging Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer (CSU) bei der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses deutlich kritisch ins Gericht mit dem Stadtjugendring: Dieser habe den Auftrag erhalten für ein Konzept, wie sich eine Jugend-Bürgerversammlung altersgerecht gestalten lässt. Geschehen sei nichts. „Ich warte auf einen konstruktiven Vorschlag“, sagte Bauer.

Beim Stadtjugendring ist ein solcher Auftrag nicht angekommen. Sowohl Geschäftsführer Johannes Merkl als auch der Vorsitzende Abuzar Erdogan sagen, eine derartige Anweisung habe es nicht gegeben. „Der Stadtjugendring war nie in der Pflicht“, sagt Erdogan. Er sitzt selbst für die SPD im Stadtrat und verweist darauf, dass es der Stadtjugendring gewesen sei, der ursprünglich Vorschläge erarbeitet habe für Angebote der Jugendbeteiligung. Sie seien aber im Stadtrat nicht durchsetzbar gewesen. Nach Erdogans Einschätzung fehlt es in der Verwaltung an der Bereitschaft, Geld für die Sache in die Hand zu nehmen. Wer jedoch mehr wolle als eine „Alibi-Veranstaltung“, der müsse finanzielle Mittel bereitstellen, unter anderem für zusätzliches Personal beim Stadtjugendring. Erdogan spricht von mindestens einer Halbtagsstelle und rund 20000 Euro.

Und er bedauert, dass Rosenheim in diesem Bereich der Jugendarbeit hinterherhinke. Denn auch darin sind sich Erdogan und Merkl vom Stadtjugendring einig: Jugendliche interessieren sich für Politik. Allerdings nur dann, wenn Veranstaltungen jugendgerecht durchgeführt würden. Eine Jugend-Bürgerversammlung in konventioneller Form sei nicht das richtige Format, sagt Erdogan – und verspricht doch die Unterstützung des Stadtjugendrings. Denn immerhin, so sagt er, passiere dann wenigstens etwas. Im Ausschuss hatte auch SPD-Stadtrat Robert Metzger davor gewarnt, die Jugend-Bürgerversammlung sterben zu lassen.

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