Rosenheim/Westerndorf – Seit rund 25 Jahren wohnt Eberle-Leskovar in ihrem Haus in Pang mit freiem Blick auf die Berge, vom Samerberg über den Wilden Kaiser bis hin zum Wendelstein und dem Mangfallgebirge. In der Rundkirche St. Johann Baptist-Heilig Kreuz, deren 350-jähriges Bestehen heuer gefeiert wird, sieht sie einen „wahren Schatz“. Diesen „so dermaßen leichtfertig mit einer Hochgeschwindigkeitsstrecke aufs Spiel zu setzen“, ist ihrer Meinung nach fatal. Denn mit den beiden neuen Schienen würden vor allem auch Lärmschutzwände, Brücken und weitere Bauwerke entstehen, welche die freie Sicht auf Berge und Kirche für immer verbauen würden.
„Werte, die man nicht ersetzen kann“
„Nach dem Zweiten Weltkrieg ist bei uns mit viel Geld alles wieder aufgebaut worden, die Kirche hat in 350 Jahren einiges mitgemacht und überlebt“, sagt die Malerin. „Das sind Werte, die man nicht mehr ersetzen kann.“
Deshalb engagiert sie sich jetzt mit aller Kraft. Bei der außerordentlichen Stadtratssitzung in der Schulturnhalle und bei der Bürgerversammlung im Sportheim hatte Eberle-Leskovar bereits auf ihre Sorge hingewiesen (wir berichteten). Zusammen mit weiteren Bürgern aus Pang und Westerndorf sowie einigen Landwirten unterstützt sie die Gründung einer neuen Bürgerinitiative im Rosenheimer Süden, die heute erfolgen soll. Und: Sie hat bereits die betroffenen Staatsministerien in München eingeschaltet. „Denn viel Zeit haben wir nicht mehr“, sagt sie und verweist damit auf den Planungsprozess, nach dem schon Ende nächsten Jahres die Zieltrasse feststehen soll.
Einen ersten Erfolg konnte die Rosenheimerin bereits verbuchen: Auf ihr Drängen hin haben die Behörden die Deutsche Bahn, die den Planungsauftrag der Regierung hat, auf die Bedeutsamkeit der Westerndorfer Kirche hingewiesen. „Die Stellzen in München und auch in Rosenheim sind sich der Außenwirkung der Kirche leider oft nicht bewusst“, sagt Eberle-Leskovar und will deshalb unter Umständen auch den Schulterschluss mit den Offiziellen der Stadtteilkirche „Am Wasen“ und mit dem Dekan suchen.
Um keine Zeit zu verlieren, hat sich Carola Eberle-Leskovar bereits an die Arbeit gemacht und versucht, ihre Befürchtungen in Bildern auszudrücken. „Ich bin ein optischer Mensch“, sagt sie, als sie das Bild zeigt, auf dem zu sehen ist, wie die Panger Felder nach ihrer Meinung in 20 Jahren einmal aussehen könnten: Aus dem Inntal kommend, braust ein ICE – an Europas größter Zwiebelkirche vorbei – durch das oberbayerische Alpenvorland. Zu sehen ist der Zug allerdings nicht: Lärmschutzwände versperren den Blick.aez