Generation Platzlkauf

von Redaktion

Glosse

Weihnachten steht vor der Tür, und zwar bald. Schon jetzt gibt es allenthalben Weihnachtsplatzl. Früher lagen die zu Hause gebackenen Köstlichkeiten erstmals an Heiligabend unter dem illuminierten Christbaum, jetzt sind sie schon lange vorher Begleiter der Adventszeit. Wer schafft es schon, die Blechdosen mit den süßen Verlockungen bis zum 24. Dezember nicht zu öffnen?

„Was, nur 30 Sorten hast Du gebacken? Ich hab‘ 37“ – so die Wiedergabe eines Dialogs unter Kindergartenmüttern, die zugunsten der Zwergerl-Tagesstätte tagelang tätig waren. Die Platzl der Hausfrauen, besonders derjenigen in den Rosenheimer Umlandgemeinden, sind Ziel mancher ausschwärmender Innstadtbewohner, die um die Qualität bäuerlicher Backkünste wissen.

Diese Wallfahrer entstammen der „Generation Platzlkauf“, die selbst nicht mehr backen können oder wollen, und greifen die Kreationen der dörflichen „Organisation Platzlback“ ab. „Mit meinen Töchtern habe ich früher zusammen Platzl gebacken. Jede durfte ihren eigenen Teig machen und backen“, erzählte eine Mutter und fügte resigniert hinzu: „Heute macht es keine mehr – aber meine Platzl nehmen sie gerne.“ Im Gegenzug ist aber auch von Jungmännern, die ambitioniert die Produktion von Vanillekipferln betreiben.

Wegen des großen Zuspruchs zu den Naschereien der Adventsmärkte-Platzlbäckerinnen wurde mancherorts der Verkauf kontingentiert: vor ein paar Jahren auf fünf Teller pro Person, derzeit auf drei. Das führt zu vollbesetzten Autos, die sich – „auf die Platzl, fertig, los“ – auf den Weg zu den Adventsbasaren der Kindergärten machen. Immerhin unterstützen die Käufer damit die Kita-Fördervereine. Allerdings: Wer zu spät kommt, den bestraft die leere Verkaufstheke.

Vielleicht führt das dann zur Selbsterkenntnis der „Generation Platzlkauf“ und dem guten Vorsatz fürs neue Jahr: „Back mas – selber…“

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