Rosenheim – Der erste Advent ist bereits vorbei, aber auf dem Wohnzimmertisch herrscht immer noch gähnende Leere und von einem Adventskranz fehlt jede Spur? Eine bekannte Situation für viele – auch für mich. Dabei hatte ich mir in diesem Jahr fest vorgenommen, am ersten Advent feierlich die erste Kerze zu anzuzünden. Stattdessen stand in der Mitte meines Wohnzimmertisches ein einsames Teelicht. Weihnachtsstimmung Fehlanzeige. Trübsal geblasen habe ich trotzdem nicht. Kurzerhand beschließe ich, meinen eigenen Adventskranz zu binden und zu dekorieren. Mit professioneller Hilfe versteht sich.
Gesagt, getan: In der Rosenheimer Wirtschaftsschule treffe ich mich mit Gertrud Aicher, Fachlehrerin für Hauswirtschaft. Ein Fach, das Studenten auf das spätere Berufsleben vorbereitet – und in dem sie auch lernen, wie man einen Adventskranz bindet. Heute wird Fachlehrerin Aicher ihr Wissen an mich weitergeben, oder es zumindest versuchen.
Bevor es losgeht, gibt sie mir eine rot-grüne Schürze. Auf dem Tisch vor mir liegen Äste, Scheren, Heißkleberpistolen sowie Kerzen und andere Dekoartikel. „Die Grundlage unseres Adventskranzes ist ein sogenannter Strohrömer“, sagt sie. Außerdem benötigt wird Wickeldraht. Als Nächstes muss ich mich entscheiden, welche Zweige ich in meinem Adventskranz verwenden möchte: Tanne, Kiefer, Thuja, Zweige der Stechpalme Ilex, Buchs, Mahonie, Heidelbeerkraut oder Mistel – Aicher hat alles, was das Herz begehrt. Da ich mich mit Zweigen noch weniger auskenne als mit dem Basteln, hilft sie mir bei der Auswahl.
Die Entscheidung fällt auf Kiefer, Tanne und Ilex. Bevor wir mit dem Binden beginnen, werden die Zweige zurechtgeschnitten. Der Trick dabei: kurze Zweige verwenden. Zwischen acht und zwölf Zentimeter lange Zweige liegen vor uns, sortiert nach Größe und Art. Wichtig dabei: Eine Unterlage verhindert Flecken, da manche Äste harzen.
Nach dem Schneiden und Sortieren der Zweige zeigt mir die Fachlehrerin, wie man das Grün mit Draht umwickelt. „Die weniger Geübten umwickeln am besten zweimal.“ Kurz spiele ich mit dem Gedanken, meine Zweige gleich viermal zu umwickeln – um auf Nummer sicher zu gehen.
Deko mit Zapfen
und Zieräpfeln
Ich verwerfe den Gedanken und beginne, die Tannenzweige von innen nach außen an den Kranz zu legen, die größeren kommen nach außen. Dann umwickle ich diese mit dem schwarzen Draht. „Jetzt rutschen wir drei Zentimeter weiter und machen dasselbe noch mal“, sagt Aicher. Als Nächstes verwende ich die Kieferzweige, es folgen Tannenzweige und dann die Ilex. Ein genaues System habe ich nicht, sondern ich binde munter drauflos. Der Adventskranz nimmt unter Aichers prüfendem Blick Gestalt an. Mittlerweile ist der gesamte Strohrömer mit Zweigen bedeckt. Aicher nimmt einige Ausbesserungen vor, ist mit dem Endergebnis aber zufrieden.
„Jetzt dekorieren wir“, sagt sie und strahlt. Auch ich freue mich auf diesen Teil am meisten. Sie hat Apfel- und Orangenscheiben getrocknet, außerdem hat sie Zimtstangen, Zapfen, Zieräpfel und Holzscheiben mitgebracht. Wir einigen uns auf eine schlichte Dekoration. Ich wähle zwei getrocknete Apfelscheiben, zwei Zapfen und Zieräpfel aus. Die Scheiben und die Zieräpfel werden mit Heißkleber angebracht, die Zapfen mit Draht befestigt.
„Jeder kann seine Dekoration und die Zweige individuell wählen, der Kreativität sind also keine Grenzen gesetzt“, betont die Fachlehrerin. Als krönenden Abschluss befestige ich meine vier Kerzen auf dem Adventskranz. Begeistert betrachte ich das Ergebnis. Fazit: geringer Zeitaufwand, kostengünstig und auch für wenig geübte Bastler – wie mich –einfach umsetzbar.
In vier Tagen ist zweiter Advent. Dieses Mal bin ich vorbereitet: Auf dem Wohnzimmertisch steht mein selbst gemachter Adventskranz. Dieser zaubert mir nicht nur ein Lächeln ins Gesicht, sondern versetzt mich außerdem in Weihnachtsstimmung.