Kolbermoor – Sie tanzen wieder: die Kolbermoorer Schäffler, die alle sieben Jahre ihren großen Auftritt haben. Der Schäfflerball im Mareissaal und der Eröffnungstanz auf dem Platz vor dem Rathaus läuteten die Saison ein. Ab diesem Freitag, traditionell bis zum Ende des Faschings, werden die Schäffler dann in Kolbermoor und Umgebung mit ihrem Tanz zu sehen sein.
Bis auf den letzten Platz war der Mareissaal am Ballabend gefüllt – gespannt erwarteten viele Kolbermoorer und Gäste den Start der Schäfflersaison.
Auftakt für die Kolbermoorer Schäffler war allerdings noch vor dem eigentlichen Ball unter freiem Himmel am Rathausvorplatz: Hier präsentierten die Tänzer, Fähnrich und Fassträger zum ersten Mal in der neuen Saison ihre Tänze – bei leichtem Nieselregen und dennoch viel beklatscht vom Publikum.
Blaskapelle „Am Wasen“ begleitet
Angeführt von der Panger Blaskapelle „Am Wasen“ und begleitet von der Freiwilligen Feuerwehr Kolbermoor, fast so wie im 16. Jahrhundert, als die Fassmacher und Schäffler durch die Straßen Münchens zogen und mit ihren frischfröhlichen und aufmunternden Reigentänzen den Leuten frischen Lebensmut zu geben versuchten, zogen die Schäffler schließlich mit ihrem Stab vom Rathaus zum Mareissaal.
Der alte Brauch des Schäfflertanzes findet im Übrigen alle sieben Jahre als Dank an die überstandene Pest statt. In Kolbermoor wurde der Schäfflertanz erstmals 1886 aufgeführt. Einzig während der beiden Weltkriege war die Tradition unterbrochen worden, dafür wurde bei der Markterhebung Kolbermoors im Jahr 1936 der Tanz außerhalb der Reihe aufgeführt.
Seit 1949, damals unter der Leitung von Adi Rasp, Paul Kaiser und Peter Kloo senior, tanzen die Kolbermoorer Schäffler in diesem Jahr in ihre 16. Saison.
Unter großem Beifall betrat die Tanzgruppe, bestehend aus dem Schäfflermeister Peter Kloo, 16 Tänzern, einem Fähnrich, zwei Fassträgern und einem Kronenhalter sowie den Kasperln, die sogleich mit ihren Späßen das Publikum auf ihre Seite zogen, in den Ballsaal ein.
Zu den Klängen eines schneidigen Marsches formatierten sich die Tänzer zu einem Kreis, senkten die Bögen, die Musik verstummte und Schäfflermeister Peter Kloo begrüßte die Gäste mit gezogener Kappe.
Zum Takt eines „Schottisch“ begann der Auftanz mit der Königsschlange, dem weitere neun Formationen folgten. Begeistert klatschte das Publikum im Rhythmus dazu.
Bürgermeister Kloo als Schäfflermeister
Zum Abschluss stieg Schäfflermeister Kloo auf das Fass und ließ zum Takt eines flotten Galopps zwei Reifen, auf dessen Innenseite jeweils ein Stamperl Schnaps steht, über seinem Kopf kreisen, ohne dabei auch nur einen Tropfen zu verschütten. Mit dem Trinkspruch, ein dreifaches „Vivat-Hoch“, leerte sich eines der „Reifenstamperl“. Wie könnte es anders sein, der Fasskasperl Max Schlarb hatte das letzte Wort. Auch er schwang den Reifen und antwortete mit einem fetzenstarken Vers und einem dreifachen „Pfiffkas-Hoch“ dem Schäfflermeister.
Wie schon beim Einzug, so auch beim Auszug der Tanzgruppe honorierten die Ballteilnehmer die Tanzeinlage der Schäffler mit tosendem Applaus. Ein Besucher fügte an: „Schade, dass wir keine Zugabe erklatschen können.“ Die Gruppe zog aus, sodann füllte sich die Tanzfläche zu flotter, mitreißender, rhythmischer Blasmusik bis weit nach Mitternacht.
Den Kolbermoorer Schäfflern stehen nun bis Faschingsende 23 Amtstage an acht Wochenenden bevor mit bis zu zwölf Auftritten pro Tag (Freitag bis Sonntag) – insgesamt ist die Formation nach eigenen Angaben bereits über 200-mal gebucht; einzig einige Resttermine im Februar stehen noch zur Verfügung.est