Warten lernen

von Redaktion

Mit dem Schnee kommt das Verkehrschaos – Vor allem der Transport gerät ins Stocken

Dauereinsatz: Auch rund um die Gemeinde Bad Endorf fahren die Mitarbeiter des Winterdienstes Stunde um Stunde, räumen und versuchen, die Straßen befahrbar zu halten. Foto amf

Landkreis – Die ersten wirklich schneereichen Tage der Saison haben für einiges Chaos gesorgt. Neben Verspätungen bei der Bahn gab es Einschränkungen im Transportgewerbe, und sogar Umzüge mussten angesichts des Schnees verschoben werden. Ein Überblick zeigt die Situation im Landkreis, wobei nicht alle Orte gleichermaßen stark betroffen waren.

Für Wirbel in der Planung sorgten die Schneemassen bei der Rosenheimer Spedition Huber, spezialisiert auf Kühllogistik und Pharmatransporte: Dauerstau auf der Stammstrecke, der Inntal-Autobahn in Tirol, ebenso weiter auf der Autobahn A8 und auf der B15 von und nach Haag. „Streckenweise ging gar nichts mehr, der Schnee hat uns viel Zeit gekostet“, stöhnt Geschäftsführer Christopher Huber.

Betroffen vom Schneechaos war insbesondere der Bereich Kühllogistik: Milchprodukte der Molkerei Jäger aus Haag werden nach Italien geschafft, mitunter bis nach Sizilien – und von dort geht es zurück mit frischem Obst und Gemüse. Doch dieser Tage: Stau über Stau die B15 ab Haag über Rosenheim, weiter die Inntal-Autobahn durch Tirol – und kaum hatten die Fahrer den Brenner passiert und Italien durchquert, wartete erneut Schnee: auf Sizilien. „Wenn auch weitaus weniger als bei uns, aber dort haben zwei Zentimeter schon Auswirkungen wie hier 20 Zentimeter“, berichtet Huber.

Für die Disponenten in Rosenheim hieß es: Ankunftszeiten korrigieren, Kunden informieren und beschwichtigen. „Wobei die meisten Kunden zum Glück sehr verständnisvoll reagieren“, sagte Huber. Und dennoch hofft er, dass sich die chaotischen Verhältnisse auf den Straßen schnell wieder normalisieren und die Planbarkeit zurückkehrt.

Das wünschen sich auch die Knabls mit ihrer Umzugsspedition in Bad Aibling – und setzen derweil auf Kommunikation und Zeit-puffer. „Wir sagen den Kunden, dass wir um 7 Uhr kommen und nur bei Neuschnee erst gegen 8 Uhr. Dann haben wir sicherheitshalber Unwägbarkeiten miteingeplant“, sagt Josef Knabl senior. Doch die Firma bleibt auf den Mehrkosten für den Schneeräumdienst am Hof oder für zusätzliche Übernachtungen bei entfernten Umzugszielen sitzen. Generell sind die Knabls oder die Mitarbeiter – fünf plus Subunternehmer – etwa 100 Nächte pro Jahr unterwegs.

Umzüge nur mit

besonderer Vorsicht

Damit das Mobiliar so wenig wie möglich vom Wetter „mitbekommt“, wird es mit Vlies gegen das Wasser von oben geschützt. So auch jüngst bei einem Umzug von Prien nach Griechenland, nahe Thessaloniki. Dort, im vermeintlich warmen Griechenland, war die Zufahrt zum Haus aufgrund von Eisglätte gefährlich. „Wir konnten nicht hinabfahren, weil wir nie wieder auf die Straße hochgekommen wären. Die Zufahrt war nicht befestigt. Es ging sogar so weit, dass uns ein kleiner Jeep Stück für Stück ziehen und regelrecht Anschubhilfe leisten musste. Zentimeter für Zentimeter“, sagt Josef Knabl.

Ein Problem gibt es aber: „Die Kunden wollen nicht, dass wir mit unseren Schuhen, samt Salzwasser dran, auf dem Parkett oder Laminat rumlaufen.“ Abhilfe schafft der Aiblinger Betrieb mit speziellen Teppichen und ebenfalls Vliesbahnen. Denn immer wieder die Schuhe aus- und anzuziehen, würde zu viel Zeit brauchen. Deshalb ist eines klar: Knabls freuen sich auf den Frühling.

Schwierig war die Situation auch für die Molkereien in und um Wasserburg. Zwar gab es keine Ausfälle, und die Produktion lief ganz normal weiter. Doch die 17 Tanklaster, die für die Privatmolkerei Bauer rund 560000 Liter Milch pro Tag aus ganz Südbayern nach Wasserburg liefern, zum Teil vier-, fünfmal am Tag an der Milchannahme in der Tegernau stehen, hatten einige Male mit Schwierigkeiten zu kämpfen. „Es kam zu Verspätungen, aber nicht zu größeren Beeinträchtigungen, sagte Bernhard Mitter von Bauer.

Die Molkerei Meggle hat zehn Laster im 50-Kilometer-Umkreis von Wasserburg im Einsatz, die die Milchannahme in Reitmehring fünf- bis achtmal am Tag anfahren, um dort 750000 Kilo Milch abzuliefern.

Verspätungen bei

den Molkereien

Am Samstag kam es zu Verspätungen von fünf bis sechs Stunden, sagte Matthias Fried, vor allem bei den Lieferungen aus dem Gemeindebereich Schnaitsee und aus der Region Mühldorf/Altötting, da sei wohl der Winterdienst nicht mehr nachgekommen. „Aber letztlich haben wir alle Milch irgendwie bekommen.“

Bei den Käsespezialisten von Alpenhain in Lehen, Gemeinde Pfaffing, waren gestern die fünf Tanklaster, die alle mehrere Fuhren am Tag machen, um insgesamt 240000 Kilo Milch zu holen, zum Teil deutlich verspätet. „Wir erfassen auch das Oberland“, sagte Christoph Lodermeier, und da gab es bekanntlich mehr Schnee und mehr Verkehrseinschränkungen als in weiten Teilen Südostoberbayerns.

280 Millionen Kilo Milch verarbeitet das Milchwerk Jäger in Haag jährlich zu Käse, vor allem zu italienischen Käsesorten. Die gut 1350 Lieferanten sitzen in den Landkreisen Mühldorf, Erding, Ebersberg, Traunstein und Rotthalmünster, aber auch im Mühl- und im Innviertel in Österreich. Einzelne Verspätungen habe es gegeben, heißt es.rg/SM/SYL

Artikel 5 von 11