Trostspender in der Bedrängnis

von Redaktion

Sebastiani-Wallfahrt: Gebirgsschützen-Kompanie feiert Jubiläum ihrer Gedenkkerze

Rosenheim – Die SebastianiWallfahrt der Gebirgsschützen-Kompanie in Rosenheim steht am kommenden Sonntag unter einem ganz besonderen Zeichen: 25 Jahre ist es her, dass die Gebirgsschützen eine große Kerze für die Pfarr- und Wallfahrtskirche Heilig Blut gestiftet haben. An dieses Stifterjubiläum wollen die Gebirgsschützen am Sonntag mit ihrer Wallfahrt erinnern. Anlass, die Kerze im Jahr 1994 zu stiften, war die Sebastiani-Wallfahrt zur Kirche, die zwei Jahre zuvor nach lange Pause zum ersten Mal wieder stattgefunden hatte.

38 Pfund schwer,

1,30 Meter lang

Der geschichtliche Hintergrund der Wallfahrt beginnt während der Zeit des 30-jährigen Krieges. Der „Schwarze Tod“, die Pest, hatte auch in der Pfarrei Pang gewütet und so wurde eine Sebastiani-Bruderschaft, die schon vor 1600 bestanden haben soll, zu neuem Leben erweckt. Sebastian und Rochus sind seit Alters her die beiden großen Pestpatrone. Durch die Übertragung der alten Sebastiani-Bruderschaft aus der Pfarrkirche Pang in das Gotteshaus Heilig Blut – weil das „ain schöne Weite hat“ – im Jahr 1654 erlangte Heilig Blut weitere Bedeutung.

Im Jahre 1994 jährte sich dieses Ereignis zum 340. Mal. Und zum 340-jährigen Bestehen des Altars stifteten die Gebirgsschützen eben diese „Gedenkkerze“. Sechs Schützen trugen damals die 38 Pfund schwere, 1,30 Meter lange Kerze von Happing nach Heilig Blut und übergaben sie zur Aufbewahrung an Stadtpfarrer Dekan Benno Biehler. Heute steht sie rechts neben dem Sebastiani-Altar. „Es geht uns um mehr als nur um Äußerlichkeiten in unserer Gemeinschaft“, sagte damals Weihbischof Franz Xaver Schwarzenböck zu den Gläubigen und Gebirgsschützen, die sich an diesem Festabend in der Pfarr- und Wallfahrtskirche versammelt hatten.

Ausgangspunkt für die Entstehung des heutigen Sebastiani-Altars in der Kirche von Heilig Blut ist ein 1624 gestiftetes, großformatiges Wandepitaph des Rosenheimer Bürgermeisters und Handelsherrn Andreas Weidacher. Die Stiftertafel zum Epitaph ist heute rechts des Altars aufgehängt. Anlässlich der Übertragung der genannten Bruderschaft wurde 1654 ein neuer Sebastiani-Altar unter dem Epitaph aufgestellt, der im Laufe der folgenden Jahrhunderte immer wieder in seiner äußeren Form verändert wurde und Ziel vieler Wallfahrer über das Jahrhundert hinweg war. Der Altar präsentiert sich seit seinem Umbau im Jahre 1948 in seiner heutigen Form.

Die Gedenkkerze wiederum erinnert an die uralte Symbolik des Lichts. Die Votivkerze nimmt dabei eine besondere Stellung ein. Sie hat eine engere Beziehung zum einzelnen Menschen oder zu einer kleinen Gruppe. Diese Kerze ist als Weihegeschenk aus dem Gelöbnis „Ex Voto“ entstanden, um vielfache, alltägliche Bedrängnis voll Vertrauen einem tröstenden und umfassenden Willen unterzuordnen. Die Votivkerzen als persönliche Opfergaben hatten immer eine ungewöhnliche Größe und ein erhebliches Gewicht, außerdem waren sie handwerklich mit besonderer Sorgfalt gearbeitet und geschmückt. So weihte etwa Ladislaus zu Toerring 1614 der Wallfahrts-Kirche von Altötting eine Kerze mit 200 Pfund. Votivkerzen wurden meist nur einmal, am Tag der Opferung, zum Wallfahrtsort getragen. Dort blieben sie im Wachsgewölbe, um dann bei der jährlichen Pilgerfahrt während des Messopfers am Altar zu stehen. Die Votivkerze selbst wurde nie direkt angezündet, sondern man steckte eine kleinere Kerze auf den Dorn eines Metalltellers auf der Originalkerze. Darunter brachte man ein Metallschild an, auf dem die Jahreszahl der Widmung und der Grund des „Verlöbnisses“ oder Gedenkens besonders schön dargestellt waren.

Der Festgottesdienst zu Ehren des heiligen Sebastian findet am Sonntag, 20. Januar, statt. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Kirchplatz von Happing. Von dort ziehen die Wallfahrer gemeinsam mit denen aus Aising, Pang und Oberwöhr nach Heilig Blut, um dort gemeinsam den Gottesdienst zu feiern.

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