Zwischen Liebe und Event

von Redaktion

Rundgang auf der Hochzeitsmesse: Wovon Brautpaare heutzutage träumen

Rosenheim – Carola Mühlrad ist Expertin in Sachen „Hochzeit“. Die 67-Jährige verkauft nicht nur Brautmoden, sondern hat auch selbst zweimal geheiratet. Ihr Fazit fällt nüchtern aus: „Statt um Gefühl, geht es heutzutage um Event.“ Bei der Hochzeitsmesse in der Inntalhalle gab es aber auch noch Paare, denen es beim Bund fürs Leben vor allem um die Liebe geht. Der Hochzeitsmarkt boomt, der Aufwand wird immer größer: Geheiratet wird im Schloss, am Strand oder sogar unter Wasser. Professionelle Hochzeitsplaner stylen die Feier bis ins letzte Detail. Je ausgefallener und glamouröser, desto besser. Befeuert wird dieser Trend von zahlreichen Medienformaten, die aktuell über den Bildschirm flimmern.

Carola Mühlrad hält von alledem nicht viel. „Bei der ganzen Planung bleibt die Romantik schnell auf der Strecke“, meint sie. Besonders bedauerlich findet sie, dass sich immer mehr Frauen beim Kauf ihres Hochzeitskleides von ihrem zukünftigen Ehemann begleiten lassen. „Sie sehen ihre Frau schon von der Hochzeit in ihrem Brautkleid. Damit fällt der Gang zum Traualtar gleich wesentlich weniger emotional aus“, steht für sie fest.

Tüll und Tränen im Brautmodengeschäft

Als Brautmodenverkäuferin hat die Bad Aiblingerin schon so einiges erlebt. „Tüll und Tränen“, sagt sie und lacht. Mehr als zwei Beratungstermine am Tag nimmt sie nur ungern an, denn „bis eine Braut in spe heutzutage ein passendes Kleid findet, können schon mal fünf bis sechs Stunden vergehen.“

Sie selbst hat das erste Mal im Jahr 1979 geheiratet. „In einem eher schlichten, weißen Plissee-Kleid mit langer Schleppe“ erzählt sie. Ihre zweite Hochzeit im Jahr 2005 fiel dann schon wesentlich aufwendiger aus: „Wir haben im Rokoko-Stil geheiratet.“

In den vergangenen Jahrhunderten trug die Braut einfach ein festliches Kleid in verschiedenen Farben. Weiß kam erst Anfang des 20. Jahrhunderts in Mode. Seitdem hat sich am Stil aber nicht mehr allzu viel verändert. „Nach wie vor kann Frau zwischen A-Linie, Prinzessin oder Meerjungfrau wählen“, erklärt Fachfrau Carola Mühlrad.

Sabrina aus Flintsbach weiß noch nicht so genau, wie ihr Kleid aussehen soll. „Wir sind mit unserer Planung noch ganz am Anfang“, erzählt die 33-Jährige. Verheiratet ist sie schon, aber 2020 soll das Glück mit ihrem Ehemann Sascha auch noch mit einer kirchlichen Feier gekrönt werden. 150 Gäste wollen die beiden dazu einladen. Dass eine derart große Feier viel kostet, ist den beiden klar, aber das Angebot, dass ihnen jüngst ein Münchner Catering unterbreitete, erschien ihnen dann doch übertrieben.: „12 000 Euro nur für Essen und Trinken ist unserer Meinung nach eindeutig zu viel“.

Sarah und Patrick setzen schon aus diesem Grund bei der kulinarischen Verpflegung ihrer Hochzeitsfeier auf bayerische Schmankerl. Überhaupt mag es das Rosenheimer Paar bodenständig und leger.

Lustige Party mit Oktoberfestband

„Wir wünschen uns eine lustige Party mit Oktoberfestband in einem typisch bayerischen Gasthaus für uns und unsere Gäste“. Nur beim Hochzeitskleid hört für Sarah der „Spaß“ auf. „Ich will ein Prinzessinnenkleid. Das ist halt auch bei mir ein Mädchentraum“. Das Budget für ihre Traumhochzeit hat das Paar auf insgesamt 15000 Euro festgesetzt.

Julia und Tobias aus Bernau heiraten 2020 und wollen sich über das Geld erst einmal überhaupt keine Gedanken machen. „Man plant schließlich für den schönsten Tag im Leben. Es wäre doch schade, wenn man nachher sagen muss, dass es mit etwas mehr Geld noch schöner geworden wäre. Das bereut man“, ist sich der 26-jährige Ehemann in spe sicher.

Bei den Planungen für den schönsten Tag im Leben verlässt er sich vor allem auf seine Zukünftige. Einmischen will er sich nur, „wenn es zu kitschig wird“.

In Sachen „Beförderung“ zeichnen sich aber bereits erste Unstimmigkeiten ab: Julia wünscht sich eine Pferdekutsche. Tobias stellt sich mehr einen „schicken Oldtimer“ vor. So weit voneinander entfernt sind die beiden aber dann zum Glück auch in diesem Punkt nicht, schließlich hat auch ein Oldtimer ein paar Pferdestärken unter der Haube.

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