Besseres Image für die Innstraße

von Redaktion

Zu viele Vergnügungsstätten: Stadt prüft Möglichkeiten einer Kurskorrektur

Rosenheim – Sorge um die Innstraße in Rosenheim: Vergnügungsstätten und Prostitution schaden dem Image der Straße, verärgern seriöse Gewerbetreibende und Anwohner. Besonders betroffen: der nördliche Teil der Straße, meldet die Stadt. Und will dieser Entwicklung einen Riegel vorschieben. Was zu tun ist, darüber entscheiden heute Abend die Stadträte in einer öffentlichen Sitzung.

Im Gefüge der Stadt zeigt sich die Innstraße als Nahtstelle zwischen der Innenstadt und den angrenzenden Siedlungsbereichen. Als Quartier „Zuhause in der Stadt – Kreative Gründer“ haben es die Vertreter der „Cima Beratung und Management GmbH“ in ihrem „Einzelhandelsentwicklungskonzept“ im vergangenen Jahr ausgemacht. Die Idee dahinter: Die Innstraße muss ihr Potenzial nutzen, sich einen Namen machen dank eines Branchenmixes mit spezialisierten Anbietern. Leben muss in die Straße kommen, deren Optik schon in den vergangenen Jahren immer wieder geprägt war von Leerständen. Diese leeren Flächen für temporäre Läden, sogenannte Pop-up-Stores, zu nutzen, hatten die „Cima“-Fachleute ebenso vorgeschlagen, wie eine Umnutzung der ehemaligen Geschäfte in Wohnungen.

Wettbüro

statt Gastronomie

Doch die Situation bleibt schwierig. Die Stadtverwaltung meldet „eine immer stärker ansteigende Anzahl von Bauanträgen und bauaufsichtlichen Feststellungen, die die Ansiedlung von Vergnügungsstätten, Bordellbetrieben, bordellartigen Betrieben sowie von Wohnungsprostitution zum Gegenstand haben“. Der jüngste Bauantrag betrifft die Innstraße 17. Der Betreiber der Gaststätte „Nofretete“ will einen Teil seines Betriebs in ein Wettbüro mit Servicetheke, Bildschirmen und Sitzgelegenheiten umnutzen und damit, rein formal, eine Vergnügungsstätte einrichten.

Sehr zum Leidwesen der Stadt. Sie beklagt die Entwicklung nicht nur in der Innstraße, sondern auch in den angrenzenden Bereichen. Fürchtet, der Stadtbezirk könnte in seiner positiven Entwicklung nicht nur gehemmt, sondern gebremst werden. Es drohe eine „Niveau- und Imageverschlechterung“ insbesondere im nördlichen Teil der Innstraße.

Gegensteuern will die Stadt jetzt mit zwei städtebaulichen Instrumenten: Zum einen soll ein Bebauungsplan „Innstraße-Nord“ aufgestellt werden, da für das Quartier seit dem Jahr 1990 kein rechtskräftiger Bebauungsplan mehr existiert. Der neue soll in Zukunft die Art der baulichen Nutzung regeln. Zum anderen soll eine Veränderungssperre (siehe Kasten) folgen. Umfassen soll sie das Quartier zwischen der Spitalstraße im Westen, der Färberstraße im Norden, der Inn- straße im Süden und der Mangfall im Osten. Mit ihrem Eingreifen hat die Stadt nicht nur die städtebauliche Entwicklung im Blick, sondern ebenso den Schutz der Anwohner und den der seriösen Gewerbetreibenden.

Fachhändler

mit gutem Ruf

Einer, der in gutem Kontakt zu den Händlern steht, ist Thomas Vordermayer. Der Vorsitzende der „Interessensgemeinschaft Innstraße“ sieht es nicht ganz so kritisch wie die Stadt. Findet sogar: „Es ist besser geworden.“ Die Innstraße habe durchaus einen guten Ruf als eine, in der es viele spezialisierte Einzelhändler mit „sehr, sehr gutem Ruf“ gebe. Vordermayer spricht von einer „Straße der Spezialisten“. Kritik übt er vor allem an den Eigentümern. Einige von ihnen ließen ihre Immobilien verrotten. Hätten kein Interesse an der Sanierung ihrer Objekte – mit der Folge, dass Nutzflächen, Geschäfte und Auslagen leer blieben. Andere wiederum fänden stets aufs Neue Pächter für ihre schlecht oder gar nicht sanierten Häuser. Pächter allerdings, die einem bestimmten Klientel zuzuordnen seien und wiederum ein bestimmtes Klientel anzögen, sagt Vordermayer. Die Gründe für das Zögern der Eigentümer sind nach seiner Einschätzung sehr individuell. Insgesamt aber fehle wohl „der Blick auf die Zukunft“. Gerade die Älteren, ohne Kinder oder Enkel, wüssten vermutlich nicht, wofür sie Geld in ihre Häuser stecken sollten.

Parkplätze
sind knapp

Dass es in der Straße Prostitution gibt, weiß der Vorsitzende der Interessensgemeinschaft. In versteckter Form will auch er sie nicht akzeptieren. Aber gerade mit den Hausherren des „Herz Ass“ sei das Miteinander wirklich gut, gebe es stets Unterstützung bei den Aktionen der IGI, etwa bei der Weihnachtsbeleuchtung für die Straße. Für die Zukunft hofft Vordermayer auf ein Einsehen der Immobilienbesitzer: Deren Engagement in Sachen Sanierung hält er für unerlässlich, wenn es darum geht, das Image der Innstraße aufzupolieren. Dazu müsse eine weitere Verbesserung der Parkplatzsituation kommen und eine Entlastung vom Verkehr, sagt er.

Sollte dies sich umsetzen lassen, dann könnte die Innstraße in eine positive Zukunft gehen. Heraustreten aus dem Schatten der Innenstadt mit Ludwigsplatz, Max-Josefs-Platz und Münchener Straße. Und vielleicht einmal das werden, was das „Büro DIS Dürsch Institut für Stadtentwicklung“ für die Innstraße vorsieht: ein östlicher Stadteingang. Dem Mittelstand verbunden, repräsentativ und urban zugleich.

Juristisches Instrument

Das Baugesetzbuch regelt: Die Veränderungssperre ist ein juristisches Instrument und ermöglicht Städten und Gemeinden auf einem bestimmten Gebiet, auf dem ein Bauvorhaben seitens der Behörden durchgeführt werden soll, keine weiteren Baumaßnahmen zu genehmigen. In dem Zeitraum, in dem die Veränderungssperre gilt, darf weder um-, noch neu gebaut werden. Auch Abrissarbeiten sind verboten. Selbst Baumaßnahmen, die nicht anzeigepflichtig sind, müssen unterbleiben. Eine Veränderungssperre greift unter anderem nicht bei Projekten, die bereits vor Inkrafttreten der Veränderungssperre genehmigt worden sind. Sinn der Veränderungssperre ist es, Baugenehmigungen zu verhindern, die nicht mit der Bauplanung der Kommune in Einklang zu bringen sind. Eine Veränderungssperre ist nur dann erlaubt, wenn es einen rechtskräftigen Bebauungsplan gibt. Und: Sie darf nicht länger dauern als zwei Jahre. Nur in Ausnahmefällen kann sie um weitere zwei Jahre verlängert werden.

Artikel 7 von 11