Ein gestapeltes Dorf für den Campus

von Redaktion

Studentisches Wohnen und Boardinghaus: Auftrag geht an Architekten aus Wuppertal

Rosenheim – Auf dem ehemaligen „Hubauer-Gelände“ in Rosenheim sollen Wohnungen für Studenten entstehen und ein Boardinghaus. Wer das Projekt verwirklichen wird, steht jetzt fest: Es ist ein Architektur-Büro aus Wuppertal, das Architekten-Contor Müller Schlüter (ACMS). Die Entscheidung hat Investor, Professor Peter Astner, getroffen, gemeinsam mit den Mitgliedern seiner eigens gegründeten Projektgesellschaft Campus RO, der Architektin Lore Köster und dem Geschäftsführer Nikolaus Merz.

Es sei nicht leicht gewesen, aus den drei bereits gefundenen Siegerentwürfen denjenigen auszuwählen, der am besten zu Rosenheim passe, sagte Professor Astner, der auch Lehrbeauftragter für Bau- und Architektenrecht an der Technischen Hochschule (TH) Rosenheim ist, bei einem Pressegespräch. Alle drei seien „hervorragend“ gewesen, letztlich wolle man die Entscheidung auch nicht als Gewichtung verstehen.

Nichtsdestotrotz sind die Würfel gefallen, hat das Büro aus Wuppertal den Auftrag erhalten, auf dem rund 10000 Quadratmeter großen Areal 192 Wohnungen für Studenten zu bauen und dazu ein Boardinghaus mit 40 Zimmern, in denen Professoren und Studenten übernachten können, die zu Gast sind an der TH Rosenheim.

Favorit
der Studenten

Überzeugt hat ACMS die Juroren insbesondere durch die „dörfliche Atmosphäre“, die von der zwei- bis viergeschossigen Blockrandbebauung entlang der Marienberger Straße ausgeht. Schon im Vorfeld war diese Form der Gestaltung auch bei den vier Studenten, die unter den Preisrichtern saßen, der Favorit gewesen (wir berichteten). Sie hatten die hohe Lebensqualität der verschiedenen Wohn- und Lebensebenen gelobt, die sich zu einer Art „gestapelten Dorf“ verbinden. Außerdem gefiel ihnen, dass die Räume Gemeinschaft und Geselligkeit ebenso zulassen wie den Rückzug ins Private.

Auch Astner, Köster und Merz ließen sich gerne von den Ideen aus Wuppertal überzeugen. Zumal „ACMS“ innerhalb dieses Dorfes auch eine Post, ein Café, einen Waschsalon sowie Einkaufsmöglichkeiten vorsieht. Ein weiteres Plus dieses Entwurfes: Die Parkplätze sind entlang der Bahngleise angeordnet. Die Architekten verzichten in ihrem Entwurf auf eine Tiefgarage – das unterscheidet ihre Planung wesentlich von der der beiden anderen Büros (siehe Kasten). Und: In den Augen der Jury ist der Verzicht auf unterirdische Stellplätze ein durchaus weitsichtiges Konzept: „In zehn Jahren spielen Autos nicht mehr die große Rolle“, ist „Campus RO“-Geschäftsführer Nikolaus Merz überzeugt. Außerdem lässt sich mit dieser Lösung Geld sparen. Eine Tiefgarage ist deutlich teurer im Bau als die Anlage von Stellplätzen. Die Brutto-Baukosten für das studentische Wohnen betragen laut Astner rund 20 Millionen Euro. Das Boardinghaus wird weitere 4,7 Millionen Euro kosten.

Die nächsten Schritte zur Verwirklichung des Projekts sehen vor, dass die Stadt Rosenheim die Bauleitplanung übernimmt. „Campus RO“ kümmert sich um die Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Bis Ende des Jahres muss dann die Industriehalle auf dem ehemaligen Hubauer-Gelände abgerissen werden, die derzeit von der Firma Krones genutzt wird. Baubeginn für das studentische Wohnen samt Boardinghaus soll Anfang 2020 sein.

Die Bauzeit, inklusive der für das Boardinghaus, berechnen die Planer mit maximal eineinhalb Jahren. Die Vergabe der Arbeiten und die Objektüberwachung übernimmt dabei das Rosenheimer Architektur- und Ingenieurbüro Guggenbichler und Wagenstaller.

Andere Architekten, andere Vorschläge

Voll des Lobes sind die Verantwortlichen von „Campus RO“ auch für die beiden anderen Siegerentwürfe:

• So legte das Büro „Love Architecture an Urbanism ZT GmbH“ aus Graz einen Vorschlag mit dem Titel „The Ring“ vor. Gefallen hat den Juroren vor allem die Situierung der Wohnanlage, sie schafft eine Achse zur Marienberger Straße und bietet zudem einen offenen Durchgang. Lob gab es gleichermaßen für den Innenhof, der durch eine Stegstruktur besticht, die alle öffentlichen und privaten Funktionen des Hauses miteinander verbindet. Dass die Architekten die Dachterrassen so gestaltet haben, dass sie genutzt werden können. Professor Peter Astner sprach von einem „unglaublich tollen Entwurf“ und einem sehr positiven Eindruck, der sich auch bei einem Besuch im Grazer Büro bestätigt habe.

• Die Architekten von Krug Grossmann aus Rosenheim schlagen in ihrem Entwurf ein studentisches Wohnen mit einem zur Hochschule orientierten, offenen dreigeschossigen Hof vor. Das Boardinghaus soll den südlichen Schenkel des Hofes mit einem weithin sichtbaren Kubus abschließen, in dem im Erdgeschoss ein Café Platz finden soll. Besonders gut angekommen bei den Preisrichtern sind dabei die „noch konsequentere Öffnung zur Hochschule“, die Loggien, die für alle studentischen Wohneinheiten vorgesehen sind und die Idee, die Tiefgarage ein wenig anzuheben, sie also nicht vollständig unter der Erde anzulegen.bw

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