Rosenheim – Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums ihres Abiturs haben sich elf Schüler der damaligen 9b, der Oberrealschule Rosenheim – heutiges Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium, im Café Bauer in Stephanskirchen getroffen. Neben Geschichten aus der Schulzeit war auch das Mathe-Abitur Thema der Gespräche beim Klassentreffen.
60 Jahre ist es her, dass die Herren um die damaligen Klassensprecher der 9b, Helmut Ampferl und Dr. Richard Kirchlechner, ihre Abiturprüfungen absolvierten. Mittlerweile sind die ehemaligen Lehrer, Chemikanten und Physiker alle schon in Rente oder Pension– trotzdem beschäftigt sie das Abitur noch immer.
Beim Klassentreffen anlässlich des Jubiläums sorgten jedoch nicht ihre eigenen Prüfungen, sondern die des Matheabiturs von 2019 für Gesprächsstoff. Während Schüler und Eltern in ganz Bayern über den Schwierigkeitsgrad der Prüfungen diskutieren, sagt Dr. Kirchlechner: „Ich habe die Aufgaben genauso wie mein 14-jähriger Enkel gelöst und empfand sie nicht als außergewöhnlich schwierig. Solche Aufgaben waren früher schon in der neunten Klasse Alltag.“ Auch Ampferl zielt in die gleiche Richtung: „Meiner Meinung nach waren die Aufgaben nicht so viel schwieriger als in den vergangenen Jahren. Außerdem ist es ganz normal, dass das Abitur nicht immer ausgewogen ist – ein Jahr ist es ein wenig schwieriger und im darauffolgenden Jahr wieder etwas leichter.“
Dass das diesjährige Abitur für so große Aufregung sorgte, hat laut Ampferl noch einen weiteren Grund. „Es gibt für die Schüler heutzutage aufgrund der sozialen Medien wie Facebook ganz andere Möglichkeiten, wodurch sie sich viel schneller vernetzen können und somit eine immense Reichweite generieren“, sagte der damalige Klassensprecher über die Petition, bei der allein in Bayern mehr als 76000 Menschen unterschrieben haben. Er warnt außerdem davor, die Benotung im Nachhinein anzupassen: „Das würde das ganze Abitur entwerten.“ Die beiden Rentner sehen das Problem ohnehin nicht in der Schwierigkeit der Aufgaben, sondern in der „möglichen unzureichenden Vorbereitung auf die Prüfungen vonseiten der Schule“. Dr. Kirchlechner untermauert die These noch, indem er betont, dass sich die Hochschulen und Universitäten ohnehin schon über die geringen Vorkenntnisse der Abiturienten im Fach Mathematik beklagen würden. Auch das Kultusministerium, so der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler), sieht vorläufig keinen Nachbesserungsbedarf. Das Matheabi scheine nach der Erstkorrektur „etwas schlechter ausgefallen zu sein“ als in den Vorjahren. Die Prüfung sei ambitioniert, aber machbar gewesen. Der Notendurchschnitt werde dieses Jahr bei 3,1 oder 3,2 liegen (Durchschnitt der letzten Jahre: 3,0). „Das bietet aber für mich noch keinen Anlass, in die Bewertung einzugreifen“, sagte Piazolo (wie berichtet) in München. Demnach wird es keinen Notennachlass geben.dk