Rosenheim – Das Backen nach Hausfrauenart hat Tamara Seidenglanz (25) längst hinter sich gelassen. Die Rosenheimerin trägt den Titel: zweitbeste Jung-Konditorin der Welt. Wenn sie etwas Süßes zubereitet, spielen Komponenten, Texturen, Formen und Farben eine entscheidende Rolle. Jetzt nimmt sie an der SAT1-Show „Das große Backen – Die Profis“ teil. Gemeinsam mit ihrem Freund Max Wittl (23), einem erfolgreichen Konditor aus Neumarkt. Ein Gespräch über das Komponieren von höchster Konditoren-Kunst vor laufenden Kameras. Und darüber, wie nützlich dabei ein Gartenschlauch sein kann.
Als Sie um den Weltmeistertitel gekämpft haben, haben Sie 13 Stunden in einer gläsernen Box gearbeitet. Ständig unter Beobachtung. Haben Sie Dreharbeiten ähnlich erlebt?
Nein, das Drehen war eine ganz andere Nummer. Alle sechs Teams haben in einer großen Halle gearbeitet. Auf Max und mich waren ständig drei Kameras gerichtet. Dazu mussten wir reden, erklären, was wir machen. Und natürlich sollte alles so aussehen, als würde es locker, flockig funktionieren.
Pro Sendung müssen Sie zwei Aufgaben lösen: 50 gleiche Törtchen herstellen. Dazu ein Schaustück, das eineinhalb Meter groß sein muss. Wie kann man eine solche Herausforderung meistern?
Die Jury gibt die Aufgaben zu Beginn des Drehs vor. Dann haben wir dreieinhalb Stunden Zeit für die Törtchen. Für das Schaustück neun Stunden. Die Arbeit wird auf zwei Tage verteilt. Wir haben seit Januar geübt, uns ein gewisses Portfolio an Rezepten zugelegt. Aber nach den neun Stunden für das Schaustück ist man schon durch, das ist anstrengend.
Als Team „Geld“ stehen Sie im Wettbewerb mit fünf anderen Zweierteams. Alle sind Profis vom Fach, wie Sie beide auch. Da liegt die Messlatte hoch. Was zaubern Sie in der ersten Folge?
Die Aufgabe für die Törtchen war: „Alles aus der Frucht“. Wir haben uns für die Mango entschieden und 50 Törtchen kreiert mit fünf verschiedenen Konsistenzen. Es gibt einen Mango-Chip, einen Mango-Mürbteig, ein Mango-Baiser, ein Mango-Mousse und Törtchen mit Mango-Fruchtkern. Das Thema für das Schaustück war „Zirkus“.
Entstanden ist ein Kunstwerk, mit einem Zirkuszelt aus Puderzuckermasse als Sockel. In der Höhe tanzen bunte Ringe und das Gesicht eines Clowns wirkt beinahe lebensecht. Wie bekommt man so etwas hin?
Wir haben 20 Kilogramm Schokolade verarbeitet, weiße und zartbitter. Die Farben haben wir aus natürlicher Lebensmittelfarbe hergestellt und mit Kakaobutter. Alle Teile müssen erst einzeln gegossen und dann zusammengefügt werden. Ich habe dafür eine Leiter gebraucht.
Sie haben zu einigem Handwerkszeug aus dem Baumarkt gegriffen.
Außer der Leiter haben wir eine Wasserwaage benutzt sowie eine Spachtel. Die Schokolade haben wir in der Mikrowelle bei 40 Grad geschmolzen, auf 31 Grad herunter temperiert und anschließend in einen Gartenschlauch gefüllt. Als die Masse auskristallisiert war, haben wir mit einem Teppichmesser den Schlauch aufgeschnitten und die Schokomasse ausgelöst. So sind die gebogenen Formen entstanden. Die Farbe haben wir mithilfe von Lakier-Pistolen mit Kompressor aufgesprüht. Das sind Konditoren-Tricks. Der erste Gang ist immer der in den Baumarkt. Da finden wir alles, was wir brauchen. Obwohl, die Knetmasse für das Clown-Gesicht habe ich im Bastelladen gekauft.
Gab es Pannen?
Keine richtig akuten Pannen. Aber kleinere Zwischenfälle mussten wir meistern. Wir haben sie schnell und heimlich gelöst, damit es keiner mitbekommt. Einmal ist aus einem Rot eher ein Orange geworden. Wir haben gesagt, das sollte so sein. Letztlich geht es um das Zusammenspiel der Farben, um Ästhetik. Darum, dass ein stimmiges Bild entsteht.
Hat es am Ende gereicht? Sind Sie und Max in der nächsten Runde?
Das dürfen wir nicht verraten. Aber natürlich wollen wir den goldenen Cupcake und die 10000 Euro gewinnen.
Interview: Ilsabe Weinfurtner