Rosenheim – Robert Metzger will es noch einmal wissen: Der SPD-Fraktionsvorsitzende ist bereit, erneut für das Amt des Oberbürgermeisters zu kandidieren. Dies teilt die Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Rosenheim-Stadt, Elisabeth Jordan, mit. Für Metzger ist es nach 2014 der zweite Versuch, Chef im Rosenheimer Rathaus zu werden.
Zunächst die nüchternen Fakten: Metzger (54) selbst hatte seinen Ring in den Hut geworfen. Die Entscheidung, sein Angebot anzunehmen, fiel im SPD-Unterbezirksvorstand Rosenheim-Stadt einstimmig. Bei einer Aufstellungskonferenz am Dienstag, 4. Juni, wird sich Metzger dann offiziell bewerben und seine inhaltlichen Ziele vorstellen. 2014 war Metzger schon einmal angetreten, damals noch gegen Amtsinhaberin Gabriele Bauer (CSU), die diesmal aus Altersgründen nicht mehr kandidiert. Metzger hatte rund 19 Prozent der abgegebenen Stimmen geholt, Bauer rund 69 Prozent.
SPD im Niedergang:
Metzger will kämpfen
Die Nachricht von Metzgers Bewerbung am Tag nach der Europawahl mag kein gutes Omen sein für das, was auf den Fraktionsvorsitzenden und Stadtrat zukommen mag. Die Sozialdemokratie kämpft mit dem eigenen Niedergang. Zuletzt am Wochenende: große Verluste in Europa, in der Bremer Bürgerschaft zum ersten Mal seit 1946 nicht mehr stärkste Kraft.
Es steht schlecht um die SPD. Das weiß auch Metzger. Rosenheim gilt als sicheres Pflaster für jeden CSU-Kandidaten. Und auch wenn Andreas März nicht offiziell als Oberbürgermeisterkandidat feststeht: Es gibt wohl kaum jemanden, der bezweifelt, dass der 46-Jährige auf Gabriele Bauer nachfolgen wird. Und wenn es doch einen Wechsel in der politischen Farbe geben könnte, dann sind es vermutlich eher die Grünen, denen man zutraut, etwas zu reißen. Grüne Politik ist im Aufwind – und die „Fridays for future“-Demos gibt es auch in Rosenheim.
Metzger aber gibt sich unerschrocken. „Ja“, sagt er, ein wenig werde die Bekanntgabe seiner Bewerbung „überschattet“ von den schlechten Ergebnissen der SPD. Für ihn aber kein Grund, nicht zielstrebig aufzutreten. Metzger will es wissen. Die Karten werden neu gemischt.
Scharfe Kritik
an der CSU
Seine Themen sind neue Konzepte für die Mobilität. Ideen, die weitergehen sollen als der „Dreisprung“ Auto, Bus und Fahrrad. Er denkt nach über autonomes Fahren, über E-Bikes und E-Scooter. Er fordert „viel mehr bezahlbaren Wohnraum“ in der Stadt, und einen öffentlichen Personennahverkehr, der modern und komfortabel ist. Ein Umdenken auf allen Ebenen muss her. Seine Kritik richtet Metzger klar gegen die CSU. Sie habe ihre „Gestaltungsmacht“ nicht genutzt, sagt er. Vieles sei in Wahlprogrammen formuliert, wenig umgesetzt worden. „Es passiert nichts in Rosenheim. Alle reden, aber es geht nichts vorwärts.“
Metzger, Geschäftsführer bei der Gewerkschaft „Verdi“ in Rosenheim, sieht sich als Gegenentwurf zum wahrscheinlichen CSU-Bewerber. Während Andreas März als finanziell abgesicherter Unternehmer der Rosenheimer Elite angehöre, sei er, Metzger, Kind einer bürgerlichen Familie. Vater und Mutter mussten arbeiten, um den Alltag finanzieren zu können. „März ist der reine Gegenentwurf zu mir“, sagt Metzger. Und bescheinigt: „Ein spannender Herausforderer.“
Hören
und zuhören
Metzger will im Wahlkampf auf persönliche Gespräche setzen. Seine Themen direkt vermitteln. Er habe nicht vor, „in einem goldenen Turm“ zu sitzen. Vielmehr gehe es darum, Menschen zu erreichen, die man sonst in der Stadtgesellschaft kaum erlebe, sagt er. Mit Freude erinnert er sich daher an seinen ersten Wahlkampf: An rund 10000 Wohnungstüren habe er geklingelt und rund 5000 Menschen persönlich erreicht. Spannend sei das gewesen, sagt Metzger. Angst vor dem Dialog hat er jedenfalls nicht. Er sei zwar kein „Stammtisch-Redner“, aber doch ein „Laut-Sprecher“. „Hoch kommunikativ“ und „ein guter Zuhörer“.
Beides wird er brauchen können, zunächst bei der Aufstellungsversammlung. Dann im Wahlkampf. Denn auch das weiß Metzger: Die Kommunalwahl gilt als Persönlichkeitswahl – aber die großen Volksparteien haben es gerade nicht leicht. Auf keiner politischen Ebene.