Kolbermoor – Nach Traunstein wird Kolbermoor im südostbayerischen Raum der zweite Standort eines Krematoriums. Wie Bürgermeister Peter Kloo jetzt bei einer Pressekonferenz bekannt gab, soll das Vorhaben in den kommenden zwei bis drei Jahren realisiert werden. Im Rahmen einer Pressekonferenz über aktuelle Bauvorhaben und Planungen der Stadt Kolbermoor informierte Bürgermeister Peter Kloo nun offiziell darüber, dass eine Feuerbestattungsanlage „Am Rothbachl“ errichtet wird (wir berichteten). „Die veränderte Lebensweise und Lebenseinstellung der Menschen spiegelt sich im heutigen Wandel der Bestattungskultur – auch in Kolbermoor“, erklärte das Stadtoberhaupt.
Investitionsvolumen
bis zu fünf Millionen
Ein Spaziergang durch den Friedhof zeige viele aufgelassene Gräber, die Auslastung der Friedhöfe gehe allerorten zurück. Das habe auch finanzielle Auswirkungen auf die Stadt. „Alles zusammen ein Grund zum Nachdenken“, so Kloo.
Thomas Engmann von der Feuerbestattung Südostbayern (FBSO) GmbH gab einen näheren Einblick in das Projekt, das auf Erbbaurechtsbasis realisiert wird. Betreiber der Anlage wird die EHG Chieming sein. Das Investitionsvolumen liege zwischen 3,5 Millionen und fünf Millionen Euro.
Auch Engmann betonte: „In den letzten 20 Jahren hat sich die Bestattungskultur gewaltig verändert. Es gibt weniger Großfamilien, Kinder ziehen weg – eine Grabpflege ist so kaum mehr möglich und man achtet mehr auf die Kosten.“ In Bayern betrage der Anteil an Feuerbestattungen bereits 60 Prozent, in ganz Deutschland sind es 70, im Osten Deutschlands gar 90 Prozent. Auch die Beneluxländer wiesen eine Quote von rund 80 Prozent auf. Dieselben Zahlen gälten mittlerweile auch für die hiesige Region.
In Traunstein lag der Anteil an Feuerbestattungen im Jahre 2001 bei 20 Prozent, heute seien es 70 Prozent. Derzeit sei die Anlage in Traunstein (die dritte private in Deutschland) die einzige weit und breit. Weitere gebe es erst in Eggenfelden, München, Fürstenzell und Salzburg.
„Aber die Traunsteiner Anlage gelangt allmählich an ihre Kapazitätsgrenze“, berichtete Engmann. 7000 Einäscherungen seien es dort aktuell pro Jahr, rund 7500 seien möglich. Deshalb habe man sich in der Großregion Rosenheim/Traunstein nach einem weiteren Standort umgeschaut – und sei in Kolbermoor fündig geworden.
„Der Standort hier ist nahezu ideal – geografisch und auch verkehrsmäßig gesehen“, meinte Engmann. Denn das Gelände hinter dem neuen Friedhof „Am Rothbachl“ liege keine 50 Meter von der Staatsstraße entfernt. Die Distanz zum Autobahnzubringer betrage einen knappen Kilometer. Deshalb fielen die täglichen Anfahrten – man geht von zehn bis 15 pro Tag aus – kaum ins Gewicht.
Das Gebäude soll sich architektonisch an den vorhandenen Gegebenheiten orientieren. Wie berichtet, liegen ein Discounter und ein Drogeriemarkt in unmittelbarer Nachbarschaft. Im Inneren sind laut Engmann auch Räume für Angehörige vorgesehen, die den Einäscherungsvorgangs begleiten. „Die freundlich gestalteten Gebäude bieten den Angehörigen dabei die Möglichkeit, die ersten Schritte der Trauer bewusst zu gehen“, erklärte Engmann.
Bürgerinfo im
Juni im Stadtrat
Zunächst soll nur eine sogenannte Ofenlinie für die Einäscherung von rund 3500 Verstorbenen jährlich gebaut werden. Nach einigen Jahren ist eine zweite vorgesehen. „Werktäglich wird in ein bis drei Schichten gearbeitet, mittelfristig sind fünf bis sechs Mitarbeiter am Kolbermoorer Standort beschäftigt“, so der EHG- Geschäftsführer.
Wert legt er auch auf Einhaltung hinsichtlich gesetzlicher Anforderungen. Vorgeschriebene Werte sollen „nennenswert“ unterschritten werden.
Der Kolbermoorer Stadtrat steht hinter dem Vorhaben und hat dieses laut Bürgermeister Peter Kloo in seiner jüngsten nicht öffentlichen Sitzung befürwortet. Gegenüber unserer Zeitung erklärte er: „Wir haben uns das vorher in Traunstein angeschaut. Dabei handelt es sich wirklich um eine hochmoderne Anlage, die auch optisch gar nicht vermuten lässt, was sich darin verbirgt. Auch die Fahrzeuge des Unternehmens sind ganz neutral, da ist nichts Auffälliges daran.“
Die zusätzlichen Verkehrsbewegungen, die unter anderem die Gemeinde Feldkirchen-Westerham bei ihrem ablehnenden Votum bezüglich eines Krematoriums am dortigen neuen Friedhof ins Feld geführt hatte, sehe die Stadt nicht als Problem: Diese würden bei dem Verkehr, der in dem Gewerbegebiet „Am Rothbachl“ ohnehin herrsche, nicht groß zu Buche schlagen.
Zum weiteren Procedere erklärte Kloo, dass derzeit vom Architekturbüro Hinz eine Vorentwurfsplanung erarbeitet wird. Die Stadtverwaltung wurde zudem vom Stadtrat beauftragt, im Rahmen der vorgezogenen Öffentlichkeitsbeteiligung zur Bebauungsplanänderung eine Anlieger- und Bürgerinformation durchzuführen. Diese soll am Dienstag, 25. Juni, um 18.30 Uhr im Kolbermoorer Rathaus stattfinden. Am Ende der Präsentation betonte Kloo noch einmal, dass diese Maßnahme Teil einer Infrastruktur sein wird, die für die Zukunft im Ballungsraum Rosenheim unumgänglich ist.