Rosenheim – Seit fünf Tagen sollte der Bahnhaltepunkt Aicherpark in Rosenheim in Betrieb sein. Eigentlich. Denn tatsächlich ist es nichts geworden mit der Eröffnung am 9. Juni. Frühestens am 10. September soll der Ein- und Ausstieg dort möglich sein, teilt die Bahn mit. Grund dafür ist eine Entscheidung im Landratsamt Rosenheim.
Für die Menschen in den umliegenden Siedlungen, etwa an der Finsterwalderstraße und der Äußeren Münchener Straße, aber auch für die Kunden des Gewerbegeländes Aicherparks ist der Haltepunkt auf Höhe des Hauses Oberaustraße 16 eine echte Erleichterung. Die einen können mit dem Zug schneller in die Innenstadt und wieder zurückfahren, die anderen erreichen schnell und bequem die Geschäfte des Gewerbeparks. Doch nun verzögert sich die Inbetriebnahme mindestens um drei Monate.
Fünf Wochen
Umbau in den Ferien
Hintergrund ist nach Auskunft eines Bahnsprechers, ein notwendiger Umbau der Schrankenanlage am Bahnübergang Aiblinger Straße in Kolbermoor. Dort müssten die Schranken geschlossen sein, wenn der Zug am Haltepunkt Aicherpark in Rosenheim einfahre. Dies sei aber nur nach einem Umbau der Anlage möglich, teilt die Bahn mit. Dieser Umbau aber sei erst in den Sommerferien zu realisieren. Denn bis dahin hat das Landratsamt Rosenheim den eigentlich für Mai geplanten Arbeiten einen Riegel vorgeschoben: Weil für den etwa fünfwöchigen Umbau der gesamte Bahnübergang gesperrt werden müsse und in der Folge enorme Verkehrsbehinderungen entstünden, ist der Beginn der Arbeiten auf die Sommerferien verschoben. Erst im Herbst, mit Beginn des Schuljahres 2019/ 20, sollen die Züge dann Halt machen am Aicherpark.
Eine Verzögerung, von der offensichtlich nicht alle Betroffenen in Rosenheim zeitnah Bescheid bekommen haben. So beklagt der Vertreter der Interessengemeinschaft Aicherpark GbR, Hans Schussmann, dass er eher zufällig von der Terminänderung erfahren habe. Nämlich in einer Mail der Stadt Rosenheim, in der ihm Pressesprecher Thomas Bugl mitteilt, dass sich die Inbetriebnahme verzögert, „aufgrund noch ausstehender notwendiger Bauarbeiten der DB AG, die aufgrund von Interventionen der Städte Kolbermoor und Bad Aibling nur während der Ferienzeiten durchgeführt werden können“. Nähere Details, schreibt Bugl weiter, „müsste die DB AG mitteilen können“.
Wunsch nach besserer Informationspolitik
Was Schussmann verärgert, ist die Tatsache, dass die Zeilen des Pressesprechers Antwort sind auf eine E-Mail, in der sich Schussmann bedankt für die gute Zusammenarbeit mit der Stadt, und für deren Engagement. Sie beginnt mit dem Satz „Wir sind stolz und freuen uns sehr auf die Eröffnung des Bahnhaltepunktes im Aicherpark im Juni 2019.“ Für ihn, sagt Schussmann, entstehe jetzt der Eindruck, die Stadt schiebe die Schuld auf andere. Er hätte sich eine bessere Informationspolitik gewünscht. Auf seine freundliche E-Mail habe er eine lapidare Antwort bekommen, sagt Schussmann.
Die Aufgaben in Sachen Haltepunkt sind klar geregelt: Die Deutsche Bahn AG ist zuständig für den Haltepunkt, die Stadt Rosenheim muss sich um die Erschließung kümmern, also unter anderem für barrierefreie Geh- und Radwege zum Bahnsteig sorgen.
Diese Arbeiten sollen bis Juli abgeschlossen sein. Die Planungen hatte das Tiefbauamt im vergangenen Jahr erstellt. Ursprünglich war man von Kosten in Höhe von 120000 Euro ausgegangen. Bei Beschluss im Haupt- und Finanzausschuss im März 2019 lagen sie bei 180000 Euro. Mittlerweile meldet die Stadt eine Erhöhung um weitere rund 15000 Euro, auf nun etwa 195000 Euro. Grund für die jüngste Ausgabenmehrung ist, dass der Boden verunreinigt ist. In der Folge muss mehr Aushub entsorgt werden als vorgesehen. Die Menge steigt von 810 Tonnen auf rund 1138 Tonnen, meldet die Stadt.
Beleuchtung
im Fokus
Bei der Gestaltung der Wege wolle man gerne mitwirken, hatte Schussmann gemailt. „Klare und sichere Wegebeziehungen zum AicherPark“ seien schließlich wichtig, „um den Haltepunkt (…) rasch zu integrieren und mit Leben zu füllen“. Und weiter: „Die Fußwege sollen auch attraktiv und mit ,Grün‘ ausgestattet und gestaltet sein. Die Beleuchtung der Fußwege und die Beschilderung zum Aicherpark stehen im Fokus.“ Bugl rät, sich an den Rosenheimer Stadtrat zu wenden. Dazu bleibt Hans Schussmann nun vermutlich etwas mehr Zeit.