Anwohner laufen Sturm

von Redaktion

Rund 200 aufgebrachte Bürger versammelten sich gegen Krematorium in Kolbermoor

Kolbermoor – Als „Katastrophe“ bezeichnet Dave Corwin den geplanten Standort des Krematoriums, Am Rothbachl. „Wie kann ein Krematorium neben der Aussegnungshalle gebaut werden“, fragte sich der Anwohner, der gleich um die Ecke wohnt. Corwin ist einer von rund 200 Bürgern, die sich auf dem Parkplatz neben dem Neuen Friedhof versammelt haben, um ihren Frust über die geplante Einäscherungshalle kundzutun. Vor Ort waren auch Dieter Kannengießer Zweiter Bürgermeister (Parteifreie Kolbermoor), und Stadtrat Sebastian Daxeder (CSU).

Standort: Bürger

machen Vorschläge

Initiiert hatten das Treffen die Anwohner aus Mitterhart, darunter auch Klaus Zirngast. „Der Platz gleicht einem Biotop, Menschen wohnen gleich nebenan. Da kann doch kein Krematorium gebaut werden“, sagt er. Aber: „Natürlich brauchen wir eines, aber nicht an diesem Ort.“ Und so schlägt er beispielsweise das Gewerbegebiet vor. Eine Nachbarin sagt „ich kann es mir zwischen Pullach und der Autobahn vorstellen“ – diese Meinung hatten mehrere.

Die Bürger sprechen miteinander, ärgern sich, regen sich auf. Vor allem kommt immer wieder zur Sprache „Warum bestimmt es die Stadt hinter verschlossenen Türen“, so beispielsweise Andrea Olbrich, die ihr Zuhause 500 Meter von der Fläche entfernt hat.

Dazu sagt Daxeder: „im Stadtrat wurde entschieden, dass es sich die Mehrheit vorstellen kann“. Das bestätiget auch Kannengießer: „Fast einstimmig.“ Gemäß des Prozederes wurden in nichtöffentlicher Sitzung vorab die Modalitäten abgesteckt. Das sei der ganz normale Ablauf. Darüber hinaus werde es ein öffentliches Auslegungsverfahren geben – wie üblich. Des Weiteren wurden die Bürger mit ins Boot geholt – die Infoveranstaltung findet am 25. Juni statt. Zunächst sollte die Veranstaltung im Rathaus stattfinden, jetzt wird seitens der Stadt der Mareissaal in Erwägung gezogen und geklärt, ob er frei ist.

Plötzlich wird um Ruhe gebeten. Anwohner Zirngast ergreift das Wort: „Ich war in Traunstein und habe mir ein Bild vom Krematorium dort gemacht.“ Es sei „so laut, dass man eine Kreissäge nicht mehr hören kann“, sagt er. Er rät: „Fahrt hin und schaut es euch an.“ Darüber hinaus: „Es riecht nach Verwesung“. Das kann Kannengießer nicht bestätigen: „Ich habe da nichts gehört und nichts gerochen.“

Klaus Zirngast und die Anwohner wollen eine Unterschriftenaktion gegen das geplante Krematorium initiieren und die Listen am Infoabend verteilen. Das Ziel? „Zunächst soll es eine Protestaktion sein.“ Langfristig soll daraus ein Bürgerbegehren werden. Das hatte der anonyme Verfasser eines Flyers geschrieben: „Wer traut sich zu, ein Bürgerbegehren zu leiten?“ (wir berichteten) Kannengießer stört das „anonyme Blatt“. „Das ist feige.“ Die Anonymität des Verfassers hatte auch Bürgermeister Peter Kloo kritisiert und es als „Kampf mit verdecktem Visier“ bezeichnet.

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