Der kunterbunte Treffpunkt

von Redaktion

Zwei betroffene Mütter organisieren Angebot für Eltern von Kindern mit Behinderung

Rosenheim – Es gibt viele Herausforderungen für Eltern von Kindern mit einer Behinderung. Die Suche nach Fördermöglichkeiten, Therapien sowie einem geeigneten Kindergarten- oder Schulplatz ist häufig schwierig. Um Eltern in dieser Situation zu unterstützen, haben Stefanie Märkl (49) und Elisabeth Wudi (28) den Elterntreff Kunterbunt gegründet. Einmal im Monat kommen hier Eltern behinderter Kinder zusammen, lernen sich kennen und tauschen Erfahrungen aus.

Elisabeth Wudi weiß, wie schwer das Leben mit einem behinderten Kind sein kann. Ihr Sohn Halvar (11) ist Autist. Von Anfang an ist die 28-jährige Mutter auf sich alleine gestellt. „Ich musste mir mein ganzes Wissen selber erarbeiten“, sagt Wudi. Es kostet sie Zeit und Kraft. Sie liest Bücher, durchforstet das Internet und tauscht sich mit anderen Eltern in einer Facebook-Gruppe aus.

Trotzdem bleiben viele Fragen offen. So weiß Wudi bis dahin fast nichts über Freizeitangebote für behinderte Kinder, außerdem sorgt sie sich um die Zukunft ihres Sohnes. Sie vermutet, dass es anderen Eltern, die in der gleichen Situation sind, ähnlich gehen muss.

Bei einem vom Landratsamt organisierten Treffen zur Förderung von Menschen mit Behinderung lernt sie Stefanie Märkl kennen. Auch sie hat ein behindertes Kind. Die beiden verstehen sich auf Anhieb. Nach einem weiteren Treffen beschließen sie, den Elterntreff Kunterbunt zu gründen. Auf den Namen einigen sie sich schnell. „Es klingt freundlich. Alle können zu uns kommen, unabhängig von der Art der Behinderung“, sagt Wudi.

Der Treff soll eine Anlaufstelle für Eltern von Kindern mit Behinderung sein. „Wir erleben im Alltag immer wieder die gleichen Situationen“, sagt Wudi. Bei dem monatlichen Termin im Emmy-Schuster-Haus können die Eltern sich mit Erfahrungen und Informationen gegenseitig helfen, Netzwerke schaffen und sich Tipps geben. Für die junge Mutter sind die Zusammenkünfte schon jetzt eine Bereicherung. Sie sieht sich nicht als leitende Kraft, sondern profitiert selbst von dem Angebot und nimmt immer wieder neue Ideen und Ratschläge mit nach Hause.

Aktiver Austausch beim Elterntreff

Ihrem Sohn Halvar bereitet beispielsweise das Busfahren große Probleme. Die Enge und die Lautstärke sind an manchen Tagen einfach zu viel für den kleinen Buben. Dann tritt er um sich und beginnt zu schreien. „Die Busfahrer sind oft überfordert und denken mein Sohn ist schlecht erzogen“, sagt sie.

Bei einem Treffen erfährt sie, dass es Busbegleiter gibt, die vom Jugendamt gestellt werden. Die Busbegleiter helfen zum Beispiel den Kindern beim Ein- und Aussteigen und Angurten. Eine Lösung, von der Wudi ohne „Kunterbunt“ nie erfahren hätte. „Es gibt so viele Angebote, von denen wir einfach nichts wissen“, sagt sie. Statt sich also jede Information mühsam aus dem Internet herauszuziehen, gibt es mit dem Elterntreff die Möglichkeit, sich aktiv auszutauschen.

Das Konzept geht auf. Das erste Treffen fand im Februar statt, vier weitere folgten. Wudi und Märkl organisierten außerdem drei Themenabende, bei denen Experten Vorträge hielten. Es ging um Autismus, berufliche Teilhabe und Fallmanagement. Geplant sind weitere Themenabende im Herbst. Bis dahin wünschen sich sie sich vor allem, dass ihr Elterntreff noch bekannter wird. „Es tut einfach gut, sich mit Menschen auszutauschen, die verstehen, wie es uns geht“, sagen sie.

Weitere Infos

Treffen finden an jedem ersten Montag im Monat um 19 Uhr statt. Anmeldung ist nicht erforderlich. Wo? Im Pavillon des Emmy-Schuster-Hauses (Aventinstraße 10a). Kontakt unter www.kunterbunt-rosenheim.de oder per E-Mail an treffpunkt@kunterbunt-rosenheim.de. Telefon: 0173/3877829 oder 0179/6189259

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