Die Zwergensprache

von Redaktion

Heidi Ruppert gibt Kurs zur Verständigung von Groß und Klein im Geburtshaus

Rosenheim – Was will mir mein Baby sagen? Weinen und Brabbeln kann vieles bedeuten. Die Babyzeichensprache soll dem Rätselraten ein Ende bereiten. In den USA und England ist diese nonverbale Art der Kommunikation für die Kleinsten mittlerweile weit verbreitet. Jetzt hat die „Zwergensprache“ auch in unserer Region Einzug gehalten: Heidi Ruppert gibt aktuell einen Kurs im Rosenheimer Geburtshaus.

Heidi Ruppert hat zur Kursstunde ein Seifenblasen-Fläschchen mitgebracht. Fasziniert beobachten die Babys und Kleinkinder, wie Dutzende Seifenblasen in die Luft steigen und dann über ihren Köpfen schweben. Leon quietscht vor Freude und fängt eine der schillernden Kugeln – „plopp“, zerplatzt und verschwunden. Leon schaut einen Moment verwundert, dann läuft der Eineinhalbjährige zu Heidi Ruppert und tippt sich ein paar Mal mit den Fingern seiner linken Hand auf die rechte Hand. „Nochmal“ bedeutet dieses Zeichen.

Ausbildung

zur Kursleiterin

„Babys wissen schon sehr früh ganz genau, was sie wollen. Aber sprachlich können sie es uns nicht mitteilen“, meint Heidi Ruppert. Auch sie selbst hat diese Erfahrung als junge Mutter gemacht. In einer Zeitschrift las sie einen Artikel über die Babyzeichensprache. Ihr Interesse war geweckt. Sie fing an, sich mittels entsprechender Fachliteratur einzulernen. „Die Erfolge kamen schnell“, erinnert sich die Rosenheimerin. Dadurch bestärkt, ließ sich Heidi Ruppert schließlich zur Kursleiterin ausbilden und gibt seitdem ihr Wissen auch an andere Eltern weiter.

Entstanden ist die spezielle Zeichensprache für Babys und Kleinkinder aus der Gebärdensprache für hörgeschädigte Menschen heraus. „Man hat festgestellt, dass die Kinder von hörbehinderten Eltern, die mit Gebärdensprache aufwachsen, früher sprechen als andere Kinder“, berichtet Heidi Ruppert.

Spricht Sinne

und Lernkanäle an

Die Vorteile der Gebärdensprache liegen ihrer Meinung nach auf der Hand: „Bei einem Baby weiß man ja noch nicht, was es später einmal für ein Lerntyp sein wird. Durch die Verbindung der Sprache mit den Gebärden spricht man verschiedene Sinne und Lernkanäle an und wird damit allen Kindern gleichermaßen gerecht.“

Die Babyzeichensprache kennt gut 80 verschiedene Zeichen. Sie alle sind so einfach gehalten, dass bereits Babys im zweiten Lebenshalbjahr die Gebärden nachahmen können.

Bis die Verständigung auf diese Weise dann tatsächlich klappt, braucht es aber auch seine Zeit. Bei der jüngsten Kursstunde von Heidi Ruppert sind es erst einmal die Mütter, die Kuh, Schaf, Schwein, Pferd und Hahn aus dem bekannten Kinderlied „Old Mac Donald hat ne Farm“ begeistert nicht nur gesanglich, sondern auch mittels Zeichen darstellen. Die Babys beobachten sie mit großen Augen, greifen dann aber mit ihren Händen lieber nach den lustigen Plastiktieren auf ihrer Krabbeldecke als sie zum Einsatz von Gebärden zu nutzen.

Aber daheim zeichnen sich bei den kleinen und großen Kursteilnehmern bereits erste Erfolge ab. „Als ich kürzlich bei meiner Familienfeier war, hat mein Sohn plötzlich das Zeichen für Zuhause gemacht. Da wusste ich, der Trubel wird ihm zu viel, wir gehen“, erzählt eine Mama. Eine andere hat sich für die „Zwergensprache“ entschieden, weil ihr 15 Monate altes Töchterchen zweisprachig aufwächst. „Ich spreche mit Nora ungarisch, ihr großer Bruder deutsch. Ich glaube, dass es für Nora einfacher ist, wenn sie für zwei verschiedene Worte das gleiche Zeichen kennt und manchmal verwendet sie jetzt auch schon eines.“

Zeichensprache

als Geheimsprache

Heidi Rupperts Kinder sind mittlerweile schon elf und acht Jahre alt. Die „Zwergensprache“ beherrschen sie nach wie vor. „Die setzen sie auch heute immer mal wieder ein, wenns beispielsweise am Esstisch etwas zu laut wird und ich um Ruhe bitte. Dann kommunizieren sie eben auf diese Weise miteinander“, schmunzelt die Kursleiterin. Überhaupt mache sie oft die Erfahrung, dass auch die großen Geschwister die Zeichensprache für ihre kleinen Brüder oder Schwestern „cool“ empfinden: „Das ist wie eine Geheimsprache“.

Geduld und

Spaß an der Sache

Eltern, die ihren Kindern die Babyzeichensprache beibringen wollen, empfiehlt Heidi Ruppert, geduldig zu sein und mit Spaß an die Sache heranzugehen: „Das Wichtigste ist, dass die Babys den Spaß an der Kommunikation erfahren und so mit Freude sprechen lernen. Die Babyzeichen sind dabei eine Brücke auf dem Weg zur Sprache.“

Weitere Infos:

Neben Heidi Ruppert, Telefonnummer 0177/3407019 gibt es in Stadt und Landkreis Rosenheim noch eine weitere Kursleiterin für die „Zwergensprache“: Kathrin Sedlmeir unterrichtet diese Art der frühkindlichen Kommunikation in Prien, Telefon 0179/7034634. Weitere Informationen zum Thema finden sich auch im Internet unter www.babyzeichensprache.com

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