Bau des Tierheims verzögert sich

von Redaktion

Baustart verschiebt sich auf März – Kosten steigen auf fünf Millionen Euro

Rosenheim – Es ist ein trostloser Anblick, der sich den Besuchern des Rosenheimer Tierheims derzeit bietet. Seit Juli sollte auf dem Gelände am Gangsteig bereits gebaut werden. Doch von Arbeitern und Maschinen fehlt jede Spur. Der Grund: Die Pläne für die Inneneinrichtung entsprachen nicht den Anforderungen des Veterinäramtes. Nun kann es erst im März weitergehen. Ein halbes Jahr später als geplant. Die Kosten für den Neubau betragen nun schon rund fünf Millionen Euro.

Zu kleine Wannen, fehlende Anschlüsse

Zu wenig Reinigungsbecken pro Raum, teilweise zu kleine Wannen und fehlende Waschmaschinenanschlüsse in manchen Bereichen des Tierheims: So lautete das Fazit des Veterinäramtes, nachdem der Rosenheimer Tierschutzverein die Pläne für die Inneneinrichtung des Neubaus im Juni vorgelegt hatte. „Es gab Nachbesserungsbedarf für eine sinnvolle Reinigung und Desinfektion“, bestätigt Ina Krug, Pressesprecherin des Rosenheimer Landratsamtes. Schließlich seien Hygiene, Reinigung und Desinfektion wichtig, um nicht Keime oder Krankheiten im Tierheim zu verbreiten.

Den Verantwortlichen des Rosenheimer Tierheims blieb also nichts anderes übrig, als einen neuen Plan zu entwickeln. Kein leichtes Unterfangen. Denn: Wegen der zusätzlich zu planenden Wannen, Becken und Waschmaschinenanschlüsse mussten die Grundleitungen nochmals neu platziert werden. Dadurch verschob sich die zeitliche Planung. So sollte eigentlich im Juli eine Firma mit der Pfahlsetzung beginnen. Das ist nun verschoben.

1500 solcher Pfähle müssen gesetzt werden, des Seetons wegen. Da die Pfähle aber auf die Entwässerungsrohre abgestimmt werden müssen, hieß es für die Arbeiter abwarten bis der neue Entwässerungsplan entworfen war, der den Auflagen des Veterinäramtes entspricht.

Jetzt steht zwar längst der neue Plan, die Firma hätte aber erst Ende August einen Termin frei gehabt. Zu wenig Zeit, um vor dem Frost mit allem fertig zu sein, sagt Thomas. Jetzt muss alles warten.

Ein halbes Jahr

Verspätung

Thomas rechnet mit fast vier Monaten Arbeitszeit: Sechs Wochen für die Pfahl-setzung und weitere acht Wochen für die Verlegung der Grundleitungen und die Befestigung der Bodenplatte. Das Problem: „Wenn 1500 Pfähle in der Erde stecken und der obere Teil bekommt Frost, halten sie das Gebäude nicht und das Gelände wäre im Eimer“, sagt Thomas. Schweren Herzens hat der Vereinsvorstand entschieden, mit dem Bau zu warten. Im März soll es weitergehen.

Viel Zeit, die Thomas, aber auch die 80 Katzen, 25 Hunde und zahlreichen Kleintiere, Reptilien und Schildkröten, überbrücken müssen. „Die Situation ist schlimm“, sagt sie. Die Katzen und Kleintiere sind in angemieteten Containern untergebracht. Es sei sehr hygienisch, der Tierarzt sei zufrieden. Dennoch sei es eben nur eine „Übergangslösung“.

Was noch steht, ist das alte Hundehaus – seit kurzem mit saniertem Dach. „Es hatte stark reingeregnet. Die Sanierung war einfach notwendig, gerade jetzt, wo sich der Neubau verzögert“, sagt Thomas.

Die Vorsitzende des Rosenheimer Tierschutzvereins selbst hat nicht für alle geforderten Auflagen Verständnis. „Es gibt keinerlei gesetzliche Vorgaben bei der Anzahl von Wannen und Becken. Also haben wir, gemeinsam mit den Veterinären des Deutschen Tierschutzbundes alles so anspruchsvoll wie möglich geplant“, sagt sie.

Diese Planungen stimmten aber eben nicht mit den Anforderungen des Veterinäramtes überein. Keine Seltenheit, sagt Ina Krug: „Das es Nachbesserungen gibt, ist nicht ungewöhnlich, sondern ein völlig normaler Vorgang.“ Auch die Anforderungen an das Rosenheimer Tierheim seien nicht höher als die Anforderungen an jeden anderen vergleichbaren Tierheimneubau oder an andere Tierheime in Bayern.

Kritik gibt es trotzdem. Nicht nur von Thomas. „Wenn ein Verein wie der Rosenheimer Tierschutzverein das Risiko eines Baus alleine stemmt, muss berücksichtigt werden, dass es Grenzen des Machbaren gibt“, sagt Christian Schönwetter vom Deutschen Tierschutzbund. Er fordert, dass ein Kompromiss zwischen Funktionalität und Hygiene sowie dem Einhalten des Kostenbudgets und der Ausreizung baulicher Maßnahmen gefunden wird. Denn die zusätzliche Ausstattung sei auch mit mehr Ausgaben verbunden. Während sich die Kosten für den Neubau am Anfang auf rund vier Millionen Euro beliefen, rechnet das Architektenteam jetzt mit fünf Millionen Euro.

Hoffnung auf

weitere Spenden

Eine Menge Geld, die Thomas über zusätzliche Spenden zusammenbekommen will. Einen Teil des Geldes erhielt der Verein bereits aufgrund einer zweckgebundenen Erbschaft für den Neubau. Aktuell gibt es einen Lichtblick, um doch noch Kosten zu sparen. Nach einem Gespräch mit dem Veterinäramt und der zuständigen Behörde, dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, könne jetzt auf alle Gullys in den Vermittlungszimmern der gesunden und geimpften Katzen verzichtet werden, sagt Thomas.

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