(K)ein Club für die kleinen Leute?

von Redaktion

Republikaner-Fraktionsvorsitzender Hötzel: Starbulls müssen mehr Ermäßigungen anbieten

Rosenheim – Mit dem Umbau der Gaststätte zum VIP-Raum haben sich die Rosenheimer Starbulls nicht nur Freunde gemacht. Was dem Verein wirtschaftlich sinnvoll erscheint, erweckt bei einigen Fans den Eindruck, der Eishockey-Club vergesse die kleinen Leute und unter ihnen insbesondere Rentner und Menschen mit Behinderung. Ist das wirklich so?

Die Situation ist durchaus zwiespältig. Einerseits ist die Freude groß darüber, dass die Gaststätte im Rofa-Stadion in Rosenheim überhaupt wieder geöffnet ist. Dass sie allerdings an den Spieltagen den VIPs vorbehalten bleibt, das gefällt nicht jedem. Kritik wird laut, die Starbulls hätten zu sehr die „Großkopferten“ im Blick und zu wenig diejenigen, die lediglich über einen schmalen Geldbeutel verfügen.

VIP-Raum bringt

höhere Einnahmen

Einer, der einen solchen „Missstand“ im Verein ausmacht, ist Rudolf Hötzel. Der Rosenheimer Stadtrat und Fraktionsvorsitzende der Republikaner bezeichnet sich selbst als „glühenden Eishockey-Fan“, ist stolz darauf, dass die Starbulls in der Stadt sind – und findet doch, der Verein müsste ein besseres Angebot bereithalten, gerade für Senioren und Menschen mit Behinderung. Er selbst habe sich informiert und festgestellt, dass Eishockey-Clubs anderswo durchaus solche Vergünstigungen anböten. Da stünde es den Starbulls doch gut zu Gesicht, nachzuziehen, findet Hötzel: „Der Verein verdient gutes Geld mit dem VIP-Raum, da könnte er mehr für die sozial Schwächeren tun.“ Immer wieder erhalte er Anrufe von Fans, die beklagten, sich den Besuch im Stadion finanziell nicht leisten zu können, sagt Hötzel. Ein Problem, das sich verstärke, wenn jemand keinen Stehplatz mehr nutzen könne, sondern, aufgrund seiner körperlichen Beeinträchtigung, einen Sitzplatz in Anspruch nehmen müsse.

Nur 15 Tageskarten

pro Spiel

In der Tat kostet eine Tageskarte mit Stehplatz 13 Euro, mit Sitzplatz 23 Euro. Viel Geld, konstatiert Starbulls-Vorstandsmitglied Marcus Thaller. Vor allem, wenn man bedenke, dass die Starbulls in manchen Monaten vier- bis fünfmal auf dem Eis stünden. Hundert Euro sind dann schnell beisammen. Ein Betrag, der in manchem Budget nicht vorhanden ist. Das weiß Thaller. Allerdings sei die Nachfrage nach Tickets unter den Senioren eher gering. Im Schnitt 15 Tageskarten seien pro Tag verkauft worden, woraufhin man sich vor einiger Zeit dazu entschieden habe, die Vergünstigungen zu streichen, sagt er. Anders zeigt sich die Situation unter den körperlich eingeschränkten Fans. Diese Zielgruppe ist laut Thaller deutlich größer, komme häufiger ins Stadion und könne von Ermäßigungen profitieren. So gelte für einen Fan, dessen Schwerbehindertenausweis mit einem „B“ versehen sei, freier Eintritt, zusätzlich auch für die Begleitperson.

Fanarbeit kommt

Kindern zugute

Dass Menschen mit Behinderung sehr viel öfter als Senioren die Spiele der Starbulls im eigenen Stadion besuchen, liegt wohl auch daran, dass sich die Starbulls mit ihrer Fanarbeit sehr auf die Kinder- und Jugendarbeit sowie auf die Gruppe der Menschen mit Behinderung konzentrieren. Soziales Engagement sei dem Verein wichtig, sagt Marcus Thaller. In der Folge spendierten die Starbulls regelmäßig Freikarten für Einrichtungen wie das Rosenheimer Waisenhaus, das Kinderdorf am Irschenberg oder auch die Stiftung Attl.

Trotzdem verspricht Thaller, zur Saison 2021 die Preisgestaltung gerade für Senioren noch einmal zu diskutieren und eventuell zu ändern. Immerhin gebe es auch unter den älteren Menschen „sehr treue Fans“. Insgesamt, sagt Thaller, sei es immer aufs Neue „ein schmaler Grad“, wem man wann welche Ermäßigung gewähre.

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