Kolbermoor – Ein Koloss zieht um: Über 100 Tonnen wiegt das Bohrpfahlgerät, das im Zuge des Fundamentebaus für die Westtangenten-Brücke bis zu 50 Meter tief in die Erde bohrt – und nun die Seiten wechseln muss. Ein spektakulärer Akt, für den die Rosenheimer Straße in Kolbermoor in der Nacht auf Mittwoch gesperrt werden muss.
Seit einigen Monaten hat die „BG39“ – so die Bezeichnung des Geräts – vom Gelände auf Höhe der Firma Steelcase aus dafür gesorgt, dass – nach dem Aushub des Bodenmaterials – die für den Brückenbau der Westtangente wichtigen Bohrpfähle im Untergrund gesetzt werden. Wie berichtet, werden pro Brückenpfeiler sechs bis 17 solcher Pfähle benötigt. Sie dienen zusammen mit den darauf sitzenden 2,50 Meter dicken Stahlbetonplatten als Fundament der Pfeiler.
Von seinem Standort auf dem Steelcase-Gelände aus hat das Gerät nun seinen Dienst getan. Ab Dienstag geht es dann auf der Nordseite weiter. Sein neuer Standort wird auf Höhe der Firma Deutschmann sein.
Da die „Umzugsstrecke“ nur etliche Meter beträgt, hat man sich laut Staatlichem Bauamt Rosenheim dazu entschlossen, das Gerät nicht aufwendig erst zu zerlegen und auf der anderen Seite wieder zusammenzusetzen, sondern die „kurze“ Variante zu wählen.
Um den Straßenbelag nicht zu gefährden, sind dazu allerdings etliche Vorbereitungsmaßnahmen erforderlich: So muss nicht nur dämpfender Sand auf die Straße aufgebracht werden. Die zuständige Firma wird diese auch mit so genannten Baggermatratzen – besonders tragfähige Hartholzelemente, die überall dort ausgelegt werden, wo große Lasten über schwierige Untergründe transportiert werden müssen – polstern, über die das Gerät dann rollen wird. Unterstützt wird die Umzugsaktion von den „Baufahrzeugkollegen“ Radlader und Minibagger. Die Sperrung der Rosenheimer Straße beginnt am Montag, 1. Oktober, um 22 Uhr, und endet am Dienstag, 2. Oktober, um 3.30 Uhr.
Eine großräumige Umleitung ist den Verantwortlichen zufolge in diesen Nachtstunden nicht erforderlich. „Es wird über die Äußere Oberaustraße provisorisch um die Baustelle herum umgeleitet“, teilte die Stadtverwaltung Kolbermoor mit.
Auch vertikale
Drainagen notwendig
Aufwendiger wird in zwei bis drei Wochen dann allerdings das Umsetzen eines weiteren Großbohrgerätes, das derzeit noch südlich der Mangfall im Bereich des Renkenwegs steht. Mit diesem werden laut Staatlichem Bauamt Vertikal-Drainagen in den Boden eingebracht und sogenannte Verdrängungssäulen gesetzt. Diese sind für die Bodenstabilisierung notwendig, damit die Lasten der späteren Brücke ohne große Setzungen in den Boden abgetragen werden.
Der Mast dieser Maschine ist rund 50 Meter hoch und muss vor dem Umzug zunächst vor Ort zerlegt, dann an den neuen Einsatzort direkt im Aicherpark transportiert und dort wieder aufgebaut werden. Benötigt werden die Großgeräte, um für den Westtangententeil zwischen Aicherpark und Staatsstraße 2078 die Fundamente für die 650 Meter lange Brücke zu setzen.
Der erste Teil des Brückenbauwerks führt über den Renkenweg, die Mangfall und den Mangfallkanal und ist rund 190 Meter lang. Auf dieser Strecke sind insgesamt vier Brückenpfeiler erforderlich, um die dort entstehenden Schrägseilbrücke zu tragen. Der zweite, 480 Meter lange Teilbereich der Brücke führt über den Rosenheimer Aicherpark und die Bahnlinie bis zum Gangsteig. Hierfür sind voraussichtlich 19 Pfeiler erforderlich. Alle 25 Meter wird einer der rund sechs Meter hohen Pfeiler stehen. Diese Brückenpfeiler sollen im kommenden Jahr auf die Stahlbetonplatten auf den unterirdischen Betonpfählen errichtet werden. Im Jahr 2022 ist der Endausbau der Straße geplant. Der insgesamt 1,2 Kilometer lange Abschnitt soll Ende 2022 fertiggestellt sein.