Stillstand in der Innenstadt

von Redaktion

Immer noch keine Lösung, um Barrierefreiheit rund um Max-Josefs-Platz zu schaffen

Rosenheim – Sie sind aufgebracht und unzufrieden: Josef Kugler und Horst Halser haben genug vom Warten. Sie wollen endlich Lösungen. Klare Aussagen darüber, wie die Pflasterung am und um den Max-Josefs-Platz in Rosenheim barrierefrei gestaltet werden kann. Seit Jahren schon setzen sich Kugler, der Vorsitzende des Seniorenbeirats, und ÖDP-Stadtrat Halser für eine Verbesserung ein. Passiert sei kaum etwas, klagen sie.

Verbesserung,

aber keine Abhilfe

Die einst hellgraue Fläche im Pflaster gegenüber der Heilig-Geist-Kirche in Rosenheim ist kaum mehr zu erkennen. Fünf Monate sind vergangen, seit die Stadt dort die Steine auf einer Fläche von rund acht Quadratmetern abschleifen ließ und die Fugen plan verfüllte. Acht Quadratmeter zur Probe, die zeigen sollten, ob diese Methode eine Lösung für den gesamten gepflasterten Bereich in der Rosenheimer Innenstadt sein könnte. Eine Probe, die eine Probe blieb. Denn schon bei einem Ortstermin, an dem auch Kugler und Halser teilgenommen hatten, zeigte sich: Das Abschleifen der Steine und das Auffüllen der Fugen bringen zwar eine leichte Verbesserung. Wirklich Abhilfe aber bringt beides nicht. Denn nach wie vor blieben die Räder von Rollstühlen und Rollatoren in Unebenheiten hängen.

Der Besuch in der Innenstadt: eine echte Hürde für viele, vor allem ältere und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen. Rund 13000 Senioren und noch einmal etwa 6900 schwerbehinderte Menschen seien betroffen, rechnet Kugler vor. Nicht mitgezählt Mütter und Väter, die mit viel Mühe und Vorsicht ihre Kinderwagen über die Holperpiste schieben müssten.

Heute ist die hellgraue Fläche gegenüber der Heilig-Geist-Kirche kaum noch zu sehen. An ihren Rändern brechen mittlerweile die Steine weg. Das Projekt scheint vergessen, nachdem sich im Sommer auch die Stadträte kritisch geäußert hatten über den Versuch, die Steine abzuschleifen und die Fugen zu verfüllen. „Jetzt kommt der Winter und wieder wird nichts passieren“, sagt Kugler. Er ist deutlich verärgert, und erzählt von einem Besuch der Rosenheimer Oberbürgermeister-Kandidaten bei ihm. Da sei das Thema angesprochen worden – aber wirklich Hoffnung auf Hilfe macht sich Kugler offensichtlich nicht. Verärgert ist auch ÖDP-Stadtrat Horst Halser. Seit Jahren sei das Problem bekannt. Seit Jahren gehe nichts vorwärts. Der Versuch auf der Heilig-Geist-Straße habe gezeigt, dass es auf diese Weise nicht funktioniere. Die Verwaltung habe auf eine preiswerte Lösung gehofft, doch die sei längst gescheitert. Halser sieht schwarz für die nahe Zukunft. Ein erster Eindruck von den Haushaltsberatungen für 2020 habe gezeigt, dass kein Geld bereitgestellt sei, um rund um den Max-Josefs-Platz eine bessere Barrierefreiheit zu schaffen. Immerhin, im nächsten Verkehrsausschuss am 14. November soll das Thema noch einmal auf die Tagesordnung kommen.

Als Alternative zum bisherigen Vorgehen gilt ein Pflasterweg mit großen Platten. Sie zu verlegen, hatte die SPD-Stadtratsfraktion angeregt. Doch der Pflasterweg gilt als teure Variante, müssten doch eventuell unter den Pflastersteinen liegende Leitungen ebenfalls neu verlegt werden. Auch die Freien Wähler/UP Rosenheim hatten sich der Sache schon einmal angenommen.

Eine weitere Idee wäre ein Verfahren, das rund um das Konstanzer Münster angewandt worden ist: Zunächst werden die Fugen gereinigt, dann neu verfüllt und zwar so, dass die Pflastersteine fest eingebettet sind. Im Anschluss werden die Steine mit einem Nass-Schleifverfahren behandelt, sie werden bis zu sieben Millimeter tief abgeschliffen. Dann folgt das Abflammen der Steine, das den Vorteil hat, dass die ursprüngliche Farbe der Steine erhalten bleibt und die Rutschgefahr minimiert wird. Ursprünglich aus Basel stammend, hat dieses Verfahren in Konstanz offensichtlich großen Erfolg.

In Konstanz hat

die Vernunft gesiegt

„Es ist eine sehr deutliche Verbesserung eingetreten“, sagt Stephan Grumpt, der Behindertenbeauftragte der Stadt Konstanz. „Nahezu erschütterungsfrei“ könne man nun die Wege nutzen. Denn in Konstanz ist nicht der gesamte Platz neu gepflastert, sondern lediglich Wege führen zum Platz hin und wieder von ihm weg. Die Hauptverkehrsverbindungen in der Innenstadt seien barrierefrei hergerichtet, sagt Grumpt. Und verschweigt nicht, dass es zunächst Bedenken gegeben hatte, das historische Stadtbild könnte leiden. Auch die Kosten seien „nicht übertrieben günstig“, sagt Grumpt. Am Ende aber habe in Konstanz die Vernunft gesiegt – auch im Hinblick auf den demografischen Wandel.

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