Kolbermoor – „Klasse statt Masse“ ist das Motto der Gemeinschaft „Kolbermoorer Maler“. Jetzt zeigen sie ihr Können in einer Ausstellung in der Pauline-Thoma-Schule. An der Vernissage nahmen rund 250 Besucher teil – darunter auch Bürgermeister Peter Kloo, der die Schau eröffnete. Zu sehen ist eine große Vielfalt: Die Palette reicht von Landschaften in Öl von Erich Zettl bis zu Abstraktionen von Hildegard Czizegg.
Da sind zum Beispiel die Fineliner-Zeichnungen von Jens Lerner. Sie sind filigran, mit viel Liebe zum Detail. Aber für den Künstler sind sie eher „Nebenbei-Zeichnungen aus purem Spaß“. Des Weiteren sind Werke von Michael Fodermaier zu bewundern. Für ihn sind seine Bilder in klaren, starken Farben ein wichtiges Kommunikationsmittel: Ein Weg, sich aus den Fesseln des Autismus‘ zu befreien, in Beziehung zu seiner Umwelt zu treten, vor allem aber auch, diese Umgebung für sich zu ordnen. Beide sind übrigens neben Zettl heuer die Gastkünstler in der Jahresausstellung.
Die Gruppe trifft sich einmal im Monat. Künstler Loz Verney ist auch dabei und sagt: „Ich war 17 Jahre lang in München, und hinsichtlich der Kunst war München für mich ein Albtraum: hochnäsiger Mist, in Konventionen erstarrt. Als ich nach Kolbermoor kam, war es, als würde ich nach Langem wieder frische Luft atmen können: Hier ist Kunst unmittelbar, hat mit Geld nichts zu tun, aber alles mit Leidenschaft.“
Leidenschaft strahlen auch seine Werke aus, die immer Geschichten erzählen. Oft von dem schwierigen Leben in einem schwierigen Viertel Londons, in dem er aufgewachsen ist. Denn für ihn ist das „sich anderen mitteilen wollen“ die Grundlage jedes Kunstschaffens.
Dabei muss es nicht immer um das Weitergeben von Erlebnissen gehen, wie bei seinen eigenen Bildern. Auch das Weitergeben von Stimmungen gehört dazu: Ein „dort war ich, und diese Landschaft, dieses Detail hat auf mich gewirkt“, zum Beispiel. Oder ein „das treibt mich um“, wie die Umweltprobleme unserer Gesellschaft. Bei anderen Bildern aus der Gruppe wiederum geht es eher um den reinen Ausdruck von Emotionen, Gefühlslagen oder um das Festhalten des Schaffensmomentes.
Porträts und Akte zeigt Alois Siepl: „Bei einem fotografischen Porträt bemüht man sich, hinter die Oberfläche des anderen zu blicken. Bei einer Zeichnung ist es oft mehr ein Blick hinter die eigene Fassade. Das gilt für alle Bilder und sei es nur, weil man sich beim Schaffensprozess fragt, warum man an einem Punkt nicht weiterkommt.“
Für ihn wie auch für Verney steckt auch deshalb in dem Wort Leidenschaft, mit der man seiner Kunst frönt, nicht umsonst das „Leiden“: Man ringt mit dem Werk, ist unzufrieden. Für alle der Künstlergruppe ist aber genau das eine Voraussetzung für echtes Schaffen: „Selbstsicherheit, gar Selbstgefälligkeit“, so Verney, „passt nicht zu einem Künstler, es geht um das Sich-Reiben an den eigenen Grenzen“.
Umso mehr schätzt er die Gruppe als Möglichkeit, sich auszutauschen. Selbst wenn es nur ein lockerer Verbund ist, der sich monatlich zum Stammtisch trifft, steckt darin die Chance, sich einer Gruppe von Gleichgesinnten zugehörig und unter ihnen wohlzufühlen. Einen Eindruck konnte man sehr gut bei der Vernissage bekommen: Es ging ums Reden, ums Anschauen von Bildern, und auch um das Anhören von Musik, die die „Bad Gentlemen“ darbot.
Und alle, die nicht dabei waren, aber dennoch einen Eindruck vom Geist der Gruppe bekommen möchten: Sie hat im Sommer ein Gemeinschaftsbild erstellt. Das Video ist im Eingangsbereich zu sehen – was unmittelbar davon überspringt, ist ein Funke von Fröhlichkeit und guter Laune.