Das pralle Rosenheimer Leben

von Redaktion

Zauber des Alltäglichen: Ausstellung mit Trux‘ Fotos im Mittertor – Heute Vernissage

Rosenheim – Eine Zeitreise kann man selbstverständlich auch im Lokschuppen unternehmen, zu den „Sauriern – Giganten der Meere“. Bekannten wird man beim Blick auf die Exponate dort eher nicht begegnen. Ganz anders ist das bei einer anderen Zeitreise, die am heutigen Donnerstag, 28. November, beginnt. Heute Abend eröffnet Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer im Städtischen Museum die Ausstellung „Foto: Trux“. Und diese Ausstellung ist nichts Geringeres als ein Parforce-Ritt durch die Rosenheimer Alltagsgeschichte des vergangenen halben Jahrhunderts.

Ein Mann macht sich

seinen Traum wahr

Der langjährige OVB-Fotograf Stefan Trux (69) griff als Pressefotograf stets ins pralle Rosenheimer Leben, bildete den Alltag der Menschen ebenso ab wie Rosenheimer Narreteien und Höhepunkte. Auf zwei Stockwerken des Mittertors breitet er ein Panorama aus, das einerseits die rasante Entwicklung der Stadt, andererseits aber auch den geruhsameren Gang der Dinge in der Zeit vor der Digitalisierung abbildet.

Sein Gastgeber für die Retrospektive – Untertitel „Wia die Zeit vergeht…“ – ist Walter Leicht, Chef des Museums. Der versteht, wenn Menschen sich im Reigen dieser Bilder einfach wiedererkennen wollen, hat aber als Profi noch weitergehende Interessen. „Als Historiker sollte man in der Lage sein, die richtigen Fragen an die Bilder zu stellen“, sagt Leicht. Angesichts der Blechlawinen auf dem Max-Josefs-Platz inmitten der Altstadt erinnert man sich vage an den Traum von der autogerechten Stadt. Ein Wahn, gewiss, und doch muss man sich beim Betrachten der Bilder auch fragen, auf welchen Holzwegen wir möglicherweise gehen.

Trux, geboren in der Steiermark, ausgebildet als Schreiner, 1970 nach Rosenheim gezogen, näherte sich seiner zweiten Laufbahn Schritt für Schritt. Da war erst der Traum, jahrelang gehegt; dann die erste Spiegelreflexkamera, vom ersten Geld im Einsatz als Montageschreiner gekauft. Trux besuchte Fotokurse, richtete sich ein Labor ein, veröffentlichte 1972 sein erstes Foto in einer Zeitung. „Dann habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt er und strahlt.

Auswahl aus einer

Million Negative

1976 war das, da machte er sich als Presse-Fotograf selbstständig. Und fotografierte von da an alles, was in Rosenheim die Menschen beschäftigte oder auch nur seinen ästhetischen Sinn ansprach. Trux wurde so etwas wie der Chronist Rosenheims, hielt fest, was kam und was ging.

Das Entstehen des neuen Viertels um den Salinplatz etwa, oder den Umbau des alten Lokschuppens von einem Industriegebäude in einen Ausstellungsort. Trux fotografierte Typen wie Kohlen-Kaiser, der die Briketts noch auf dem eigenen Buckel sackweise in die Häuser schleppte. Trux fotografierte aber auch die Massenereignisse, den Fasching zum Beispiel, oder das Warten auf die Sonnenfinsternis: Menschen mit Sonnenbrillen, die in eine Richtung starren.

Trux fotografierte und fotografierte, mit allen möglichen Kameras, meistens aber Nikon. Und bevorzugt analog. Wenn man mit dem Smartphone fotografiere, gehe etwas verloren, sagt er, die Beziehung von Fotograf und Fotografiertem. Als sei der Schwund nicht schon groß genug. „Vordergrund, Mitte, Hintergrund“, sagt Trux und zeigt auf sein Foto von der Probefußgängerzone. „Wer lernt denn das heute noch?“ Auf jeden Fall werden sich viele Rosenheimer daran erinnern, wie erregt man damals diskutierte, und wie mancher den Tod des Einzelhandels vorhersagte. Auch andere Diskussionen bildet das Schaffen des Fotografen ab. Mit dem geplanten Bau eines Atomkraftwerks vor den Toren Rosenheims etwa befassten sich im Fasching die Narren.

Eine Million Negative umfasst das Truxsche Archiv. „Eine ganz schöne Arbeit“, sagt er und meint damit die Qual der Wahl. Was Trux´ strenge Prüfung bestand, kann man in den nächsten Monaten im Mittertor betrachten. Eines fällt auf: Es sind keine Promis zu sehen. Einzige Ausnahme: Karl Friesen, wie er den Pokal inmitten bestens aufgelegter Menschen emporreckt.

Aber der legendäre Torsteher des SB Rosenheim ist natürlich auch kein einfacher Promi, sondern jemand wirklich wichtiger. Wie Walter Leicht sagt, „ein Teil der Rosenheimer Geschichte“.

Ausstellungsinfos

Die Ausstellung eröffnet am morgigen Freitag in der Städtischen Galerie und endet am Sonntag, 19. April 2020. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Montag ist Ruhetag.

Artikel 1 von 11