Rosenheim – Gleich drei P-Seminare im Ignaz-Günther-Gymnasium hatten sich zusammengetan, um ein Projekt zu stemmen: Erarbeitung und Aufführung eines Musicals. Das Musik-Seminar kümmerte sich um die Stückauswahl, das Casting, die Proben und die Regie, das Kunst-Seminar um das Bühnenbild, die Kostüme und Requisiten und um die Maske, das Wirtschafts-Seminar um die kaufmännischen Belange. Heraus kamen drei begeistert aufgenommene Aufführungen des Musicals „Annie get your gun!“ von Irvin Berlin.
100 Mitwirkende
im Programmheft
Was hier die Schüler allein schon organisatorisch geleistet haben, ist enorm: Über 100 Mitwirkende nennt das Programmheft. Gefühlt war der gesamte Abiturjahrgang dabei. Auch externe Berater waren mit von der Partie. Die alle unter einen Organisations-Hut zu bringen, ist Herkules-Arbeit. Und es gelang. Gleich dreimal war die Aula rappelvoll.
Warum gerade „Annie get your gun“? „Ich bin ein Musicalfanatiker“, sagt die Regisseurin Josephine Schneider (Q12), „ und hab mir das in der 10. Klasse quasi in Dauerschleife angehört. Da hab ich meine Musiklehrerin Frau Mette gefragt, ob sie das als P-Seminar machen wolle. ‚Ja, warum nicht‘, antwortete sie – und so war die Auswahl schnell getroffen – auch wenn wir bald festgestellt haben, dass es überraschend viele Männerrollen gibt.“
Mitreißend war die Inszenierung, flott und zügig rollte das Spielgeschehen, witzig waren die Regie-Einfälle, die, wie Josephine verriet, zum großen Teil bei den Proben entstanden. Viel Volk und Ballbesucher fluteten die Bühne, die Akrobatikgruppe „Tornados“ grätschte fleißig und ein Indianerballett tanzte sportlich, ein ganzer Eisenbahnwaggon füllte die Bühne, große Hinterwandfotos zeigten ein Sommerhotel, die Skyline von New York und einen goldstrotzenden Ballsaal. Nur mit der Beleuchtung haperte es: Diese Hinterwandfotos verhinderten das zielgerichtete Licht auf die Schauspieler und immer wenn es bedeutungsvoll oder liebesselig wurde, wurde es noch dunkler.
Das Orchester unter der Leitung von Oberstudienrätin Susanna Mette hatte den richtigen Musical-Drive drauf, auch wenn die Hörner manchmal ihre Töne suchten und die Geigen vor dem letzten Schmelz scheuten. Gesungen wurde allenthalben musicalgerecht schwungvoll, viele der Mitwirkenden hatten Musical-Erfahrung in der Rosenheimer Musikschule.
Frisch und natürlich und immer ein bisschen selbstironisch war das Spiel aller jungen Schauspieler. So viele wollten mitspielen und -singen, dass es mehrere Besetzungen gab. In den beiden letzten Vorstellungen gab Emili Höpfner (Q12) die Annie, die zwar nicht lesen, aber schießen kann, anfangs mit unterkühltem Hinterwäldlercharme, dann aber recht weiblich raffiniert und richtig verliebt. Ihr Liebes-Ziel, der Scharfschütze Frank, war in Gestalt von Simon Moosrainer (Q12) ein sympathisches Mannsbild. Josias Höpfner (Q12) spielte den umtriebigen Showmanager und Maryam El Laisy (Q12) mit viel Selbstironie dessen Assistentin Dolly als zickige Nervensäge, als Buffalo Bill agierte Julian Kurz (Q12) selbstbewusst-souverän. Zusammen tanzten und sangen sie den berühmten Song „There’s no business like showbusiness“ – als einzigen Song in Englisch.
Witzige Texte
selbst geschrieben
Als besonderer Gag erwies sich der Sioux-Häuptling Sitting Bull, der die Wild-West-Show finanziell unterstützt: Tobias Hartl spielte ihn als ungeniert bairisch sprechenden Lederhosenträger: Schließlich sind Indianer wie Bayern Ureinwohner. Seine lakonischen Sprüche ernteten immer Lachstürme. „I hab gsagt, wenn i schauspielern soll, dann mecht i scho boarisch redn“, sagt Tobias Hartl, der auch seine witzigen Texte selber geschrieben hat. Es war viel mehr Arbeit, als sie anfangs gedacht hatten, gestand Josephine – aber es hat sich für alle Mitwirkenden wie für die vollends begeisterten Zuschauer gelohnt.