Rosenheim – „Triathlon der Holzkunst“: Das ist der Titel einer Sonderausstellung im holztechnischen Museum in Rosenheim. Ein Künstler und zwei Kunsthandwerker präsentieren ihre Werke. Was sie eint, ist die Begeisterung für den Werkstoff Holz.
Hans Aicher ist Zimmermeister. Lange Zeit betrachtete er Holz vor allem von der praktischen Seite. Das änderte sich, nachdem er sich vor neun Jahren eine Drechselmaschine gekauft hatte. „Ich wollte damit die ruhigere Winterzeit überbrücken“, erinnert er sich. Schnell wurde aus dem Hobby Leidenschaft: „Mein Fokus ging weg von der praktischen Seite hin zum Schönen.“
Die Kugel als
Herausforderung
Der 61-jährige Halfinger fertigt heute Brottöpfe und Schalen aus Zirbenholz, sowie verschiedenste Gebrauchs- und Ziergegenstände aus heimischen Hölzern. Besonders gerne drechselt Aicher Kugeln. „Das ist für mich die perfekte Form“, meint er. Die Schönheit eines Stücks Holz komme in dieser Form besonders gut zur Geltung, sagt er. Für seine Kugeln verwendet Aicher am liebsten das Holz von kranken und abgestorbenen Bäumen. Die morschen Stellen und Aushöhlungen verleihen seinen fertigen Objekten nämlich eine besondere Ausstrahlung.
Die üblichen Drechselmaschinen reichten Hans Aicher schnell nicht mehr aus: „Ich wollte immer größere, spektakulärere Kugeln anfertigen.“ Darum konstruierte er vor einigen Jahren eine eigene Vorrichtung, mit der sich Holzkugeln mit einem Durchmesser bis zu einem Meter formen lassen.
Im Gegensatz zu den kunstvoll hergestellten Schalen, Töpfen und Kugeln von Aicher brauchen die Ausstellungsgegenstände von Heribert Lechner nur sehr wenig Platz. Früher arbeitet der Großkarolinenfelder bei der Bundespolizei, heute stellt der 65-Jährige Edelholzstifte her.
In seiner Jugend hatte Lechner Feinmechaniker gelernt. Das kommt ihm jetzt bei der Herstellung seiner Schreibgeräte zugute. Jedes Jahr drechselt er zwischen 1000 bis 2000 der edlen Kugelschreiber, Füller und Bleistifte. Abnehmer finden sich mittlerweile überall auf der Welt. Das Besondere an den Holzstiften made in Großkarolinenfeld: Jedes Stück ist ein Unikat und wird überwiegend bis ins Detail handgefertigt.
Insgesamt 80 verschiedene Holzarten von nahezu allen Kontinenten dieser Erde kommen in Lechners Werkstatt zum Einsatz. Der 65-Jährige ist immer auf der Suche nach dem Besonderen, beispielsweise dem Banksia-Zapfen aus Australien. Gut 35 Zentimeter werden diese Zapfen lang und sind bei Drechslern aufgrund ihrer ungewöhnlichen Maserung sehr gefragt.
Charakteristischer
Geruch
Mit seiner Auswahl an ungewöhnlichen Schreibgeräten stellt der Großkarolinenfelder in der Sonderausstellung auch die Vielfältigkeit des Werkstoffs Holz eindrucksvoll zur Schau. Jede Holzart hat ihren eigenen Farbton und ihre eigene Maserung. „Selbst der Geruch ist charakteristisch“, sagt der Fachmann, und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Ich hätte gut zur Fernsehsendung ,Wetten dass?‘ gepasst, denn ich erkenne mindestens 80 verschiedene Holzarten mit verbundenen Augen.“
Den Ausstellungsstücken von Dieter Zibauer aus Wiechs bei Bad Feilnbach sieht man auf den ersten Blick nicht an, was sie mit Holz zu tun haben, denn der 76-Jährige ist Maler. Im Alter von 50 Jahren erlitt der Diplom-Ingenieur einen Herzinfarkt und wendete sich daraufhin immer mehr dieser Kunst zu. Zuerst malte er mit Aquarell. Dann stieg er auf Holzschnitt-Farbdrucke um. „Das Tolle an dieser Kunst ist, dass man mit einer Vorlage verschiedenste Bilder herstellen kann“, sagt der Künstler. Die Holzschnitte, die er im holztechnischen Museum präsentiert, erinnern aufgrund ihrer Farbintensität an seine früheren Aquarelle. Zibauer liebt geometrische Motive. Mit ihrer Hilfe drückt er aus, was ihn bewegt.
Kennengelernt haben sich die drei Männer über ihre Teilnahme an kunsthandwerklichen Ausstellungen und Märkten. Durch ihren gemeinsamen Auftritt im Museum erhoffen sie sich, den Besuchern die Schönheit und Vielfältigkeit des Werkstoffs Holz noch besser vor Augen führen zu können. Viele der Exponate kann man zudem kaufen.
Zu sehen ist die Sonderausstellung im holztechnischen Museum bis 29. Februar. Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, Samstag von 13 bis 17 Uhr, jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat von 13 bis 17 Uhr. An Montagen sowie an Feiertagen ist das Museum am Max-Josefs-Platz 4 in Rosenheim geschlossen.