Rosenheim – Der eine freut sich auf die Vielfalt, die mit seinem neuen Jab verbunden ist. Der andere auf – die Vielfalt, allerdings im Ruhestand. Vorerst haben die beiden so etwas wie eine Bürogemeinschaft: der scheidende Kulturreferent Robert Berberich (65) und sein junger Nachfolger Wolfgang Hauck (35).
Sieben Wochen
zum Einarbeiten
Hauck hat gestern sein neues Amt angetreten und nützt die kommenden sieben Wochen, um sich an der Seite von Berberich in die neue Aufgabe als Kulturreferent einzuarbeiten, „Das ist eine sehr schöne Situation, um die uns sicherlich so manche Städte beneiden: dass es keine Stunde Null gibt und dass wir den Wechsel sukzessive einleiten können“, sagt Robert Berberich.
Der allmähliche Übergang mag der Personalie insgesamt gut tun. Um Wolfgang Haucks Wahl hatte es im Sommer vergangenen Jahres Diskussionen gegeben; es war, mehr oder weniger vernehmlich, von Protektion durch einen Stadtrat getuschelt worden. Zuletzt hatte die „Süddeutsche Zeitung“ vom „Streit um den Kulturreferenten“ berichtet und, unter Berufung einenVertreter des Kunstvereins, Zweifel an der Qualifikation des neuen Referenten über die Fürsprache des einen Stadtrats hinaus formuliert.
Seit Montag nun ist er dennoch im Amt. Und will die Diskussion vergessen machen. Hauck sagte den OVB-Heimatzeitungen, er betrachte sich als unparteiisch und unpolitisch. „Meine einzige politische Agenda ist die Kultur.“ Vielseitigkeit sei ein Kennzeichen der Szene in Rosenheim, „da befürworte ich auch, dass es verschiedene Sichtweisen gibt“.
Seit fünfeinhalb Jahren etwa lebt Wolfgang Hauck, in Rosenheim. Mit der Vielschichtigkeit der Kultur dort kennt er sich aus. Er arbeitete zuletzt als Lehrer an der Musikschule und dirigierte die Stadtkapelle. Nach seinem Instrumentalstudium hatte er als Militärmusiker gedient. 2012 begann er in Würzburg ein Studium, das zur Leitung eines Blasorchesters qualifiziert.
„Die Kultur in der Stadt wird im wesentlichen von den Rosenheimern selbst getragen“, sagt Hauck. Seine Pläne für die nächsten Wochen: Zuschauen, lernen, über die Verwaltung zum Beispiel, aber vor allem: Menschen und Einrichtungen kennenlernen. Dazu will er in den nächsten Wochen Veranstaltungen besuchen und mit Akteuren sprechen. Er wolle auf die Veranstalter und Künstler zugehen, „ich hoffe aber auch, dass die Aktiven auf mich zukommen“. Kultur erfordert, wie es in Stellenausschreibungen heißt, Bereitschaft zu Wochenend- und Abenddiensten. „Ich bin froh, dass meine Frau das bewusst mitentschieden hat“, sagt Hauck.
Ehrenamtliches Engagement?
Gut drei Tage ist Wolfgang Hauck im Amt, 24 Jahre waren es bei Robert Berberich. Der absolvierte in seiner Amtszeit ungezählte Termine und weiß einiges zu berichten vom kulturellen Reichtum Rosenheims: Musikalisch, in der bildenden Kunst, nicht zuletzt aber auch im Theater, alles miteinander getragen auch von einer Vielzahl von Ehrenamtlichen. Die gute Ausbildung der Menschen in der Stadt, aber auch das kulturelle Reizklima in der Mitte zwischen den beiden Kulturmetropolen München und Salzburg macht er als Grund für die sehr aktive Szene aus.
Beratung
der Vereine
Das Amt des Kulturreferenten ist auch von daher anspruchsvoll. Er berät kulturelle Vereine der Stadt und kümmert sich um deren Förderung, er plant die Eigenveranstaltungen im Kuko, ehrt und zeichnet aus, richtet Sonderveranstaltungen aus. Er ist Leiter nicht nur des Kulturamts, sondern zuständig auch für für Einrichtungen wie Stadtbibliothek, Städtische Galerie oder Stadtmuseum.
Das alles füllt demnächst nicht mehr Berberichs Terminkalender. Er wird also ab Mitte März ungewohnt viel Zeit haben. Berberich freut sich auf „die große Vielfalt – meines Privatlebens“. Die Kultur, das sagt er aber auch, werde er natürlich nicht verlassen, auch abtauchen wolle er nicht. „Ich kann mir ein Ehrenamt gut vorstellen“, sagt er, „ich biete meine Erfahrung an.“