„Zentrale Kälteversorgung“ gestoppt

von Redaktion

Stadtrat Hiobsbotschaft aus München: Nur geringe Förderung möglich

Rosenheim – Falsche Erwartungen, zu früh geplant und jetzt eine große Lücke in der Finanzierung? Fest steht: Das Projekt „Zentrale Kälteversorgung für Lokschuppen, für die Räume des Rosenheimer Rathauses in der Königstraße 15 sowie in der Königstraße 24, für städtische Galerie und städtisches Archiv“ ist zunächst gestoppt. Das beschloss der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig.

Grund: die Kosten. Auslöser: ein Schreiben der Regierung von Oberbayern bezüglich der Förderung.

Der Traum vom
großen Kältenetz

Das Vorhaben der Stadt war, den CO2-Ausstoß durch die Erzeugung von „Kälte aus Wärme“ erheblich zu minimieren sowie die Betriebskosten zu senken. Das wollte die Stadt durch eine zentrale Kälteversorgung erreichen. Bislang kühlt jede Einrichtung selbst per Strom.

An die geplante Zentralisierung, 2017 durch den Stadtrat beschlossen, waren hohe Erwartungen geknüpft: 180 Tonnen Kohlendioxid sollten im Jahr eingespart werden und bis zu circa 40000 Euro Betriebskosten. Die Stadt hatte im Vorfeld den CO2-Ausstoß, die Investitionskosten und laufende Betriebskosten für die Bestandsanlagen, eine zentrale Anlage und – als Alternative – eine dezentrale Anlage verglichen.

Das Ergebnis der Prüfung war dann ernüchternd: Eine zentrale Anlage, die mit Strom aus dem Netz (keine Fotovoltaikanlage) gespeist wird, spart am meisten CO2 ein. Aber: Betriebs- und Unterhaltungskosten pro Jahr sind weitaus höher (83000 Euro) als bei einer dezentralen Anlage (59000 Euro), ebenso die Investitionskosten. Diese liegen – ohne Förderung – für die zentrale Anlage bei 4,7 Millionen Euro inklusive der Planungskosten (dezentral: 1,97 Millionen Euro).

Über halbe Million
Euro für die Katz?

Zweiter Rückschlag: Die Stadt hatte mit einer (europäischen) Förderung in Höhe von 1,8 Millionen Euro gerechnet. Aber: Der eingesparte CO2-Anteil sei zu gering und stehe somit in keinem Verhältnis zu der Höhe der Investitionskosten, teilte die Regierung von Oberbayern als Vermittler mit. Tatsächlich kann der CO2-Ausstoß nicht völlig auf null heruntergefahren werden, er würde 20 Tonnen pro Jahr bei einer zentralen Anlage (dezentral: 80 Tonnen) betragen.

Aufgrund dieser Zahlen stellte die Regierung von Oberbayern eine Förderung von lediglich 800000 Euro in Aussicht (vorbehaltlich der endgültigen Prüfung und Freigabe der Mittel). Somit müsste die Stadt für ihr Vorhaben rund 3,9 Millionen Euro selbst finanzieren – weitere Kosten nicht ausgeschlossen. Denn: Ein Großteil der Gewerke wurde zwar schon ausgeschrieben oder befindet sich in Ausschreibung, Hauptgewerke indes wurden noch gar nicht berücksichtigt. „Wegen der Nichtrealisierung des Projektes“ beschloss der Stadtrat zudem, die bisherigen Ausschreibungen aufzuheben. Regressansprüche können die Firmen nicht stellen, da noch keine Auftragsvergabe erfolgte.

Der Schaden ist bereits groß – 530000 Euro an Planungskosten hat die Stadt bis dato ausgegeben. Die Situation habe eine Dimension erreicht, die nicht mehr schön sei, urteilte Oberbürgermeisterin Gabi Bauer in der jüngsten Stadtratssitzung. Doch auch wenn die Umsetzung bisher nicht gut gelaufen sei, dürfe der Grundgedanke nicht darunter leiden. „Keine schlechtere Lösung, nur weil die billiger ist“ – diese Haltung untermauerte Robert Multrus (Freie Wähler/UP).

Hoffnung liegt
auf den Stadtwerken

Die Stadtwerke sollen nun prüfen, ob ein groß angelegtes Kältenetz sich ökologisch und ökonomisch rentiert – denn daran könnten neben den stadteigenen Betrieben auch private Haushalte, Gewerbe oder das Wasserwirtschaftsamt angeschlossen werden (bei dem geförderten Kältenetz nicht möglich). Mit Blick darauf intervenierte Herbert Borrmann (CSU): Bisherige Planungsergebnisse sollten in diese Prüfung miteinfließen.

Bis zur endgültigen Lösung „Kälteversorgung“ soll die Anmietung der mobilen Kälteanlage hinter dem Lokschuppen verlängert werden. Das kostet laut Verwaltung brutto 43354,08 Euro im Jahr. Geld, das im städtischen Haushalt 2020 bereit steht.

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