Die Weltrekord-Redner

von Redaktion

Ehepaar aus Rosenheim ist Speaker-Slam-Weltmeister geworden

Rosenheim – Florian Hochenrieder (41) und Michelle Xue Wang (32) aus Rosenheim haben gemeinsam mit 69 anderen Teilnehmern einen Weltrekord aufgestellt: Im Reden. Beim Speaker-Slam in München überzeugte das Ehepaar und gewann den Excellence Speaker Award.

Vier Minuten können ein Leben verändern. Davon sind Florian Hochenrieder und Michelle Xue Wang überzeugt. Sie wissen, wie man Menschen für sich gewinnt, sie für eine Sache begeistert. Dass die beiden dazu gerade einmal vier Minuten brauchen, stellten sie bei einem internationalen Wettstreit in München unter Beweis.

Vier Minuten
für die perfekte Rede

Beim Speaker-Slam handelt es sich um einen sogenannten „Rednerwettbewerb“, initiiert von Hermann Scherer und seiner Akademie. Jeder der Redner hat vier Minuten Zeit – vier Minuten für die perfekte Rede. Insgesamt nahmen 71 Teilnehmer an dem Wettkampf teil. Das Besondere: Sie lösten einander ab. Flüssig, ohne jedes Stocken oder Hängenbleiben. Fünfeinhalb Stunden lauschten Hunderte von Zuschauern den unterschiedlichsten Reden. Am Ende gab es dafür den Weltrekord. Ein Gruppensieg, aber irgendwie auch ein persönlicher Sieg. Da sind sich Florian Hochenrieder und Michelle Xue Wang einig.

Florian Hochenrieder machte sein Abitur am Rosenheimer Karolinengymnasium, ging danach zur Bundeswehr. Die nächsten zwölf Jahre verbrachte er dort, arbeitete als Kampftruppen-Offizier. Nach der Bundeswehr nahm er einen Job im Onlinehandel an, war als Qualitätsleiter in Augsburg tätig. Momentan arbeitet er bei der Staufen AG in Köngen als Unternehmensberater und Leiter der Führungsentwicklung.

Einen ähnlich beeindruckenden Lebenslauf hat seine Frau Michelle Xue Wang. Die lebt seit gerade einmal sieben Jahren in Deutschland, brachte sich die deutsche Sprache größtenteils selbst bei. Nach ihrem Maschinenbau-Studium arbeitete sie erst bei Volkswagen in der Forschung, seit zwei Jahren in der Prozessoptimierung. Sie reist durch die ganze Welt, berät Unternehmen in China, Amerika und Deutschland. Das Paar lernte sich vor sieben Jahren in Kassel kennen, heiratete zwei Jahre später.

Von Anfang an sei es ihnen ein Anliegen gewesen, möglichst viele positive Spuren in der Welt zu hinterlassen, sagen die beiden.

Der Speaker-Slam sei dazu eine perfekte Gelegenheit gewesen. „Wir sprechen auch in unseren Berufen unheimlich viel“, sagt Wang. Einziger Unterschied: Statt den gewohnten zwölf Zuhörern mussten Hochenrieder und Wang ihre Vorträge jetzt vor 400 Menschen halten.

Die beiden bewarben sich trotzdem, wurden zur Qualifizierungsrunde eingeladen. Dort mussten sie sich gegen 350 Mitstreiter durchsetzen. „Das war wirklich hart“, sagt Wang. Hier standen immer vier Teilnehmer auf der Bühne, redeten gleichzeitig. Über ihre Kopfhörer konnten sich Juroren und Zuschauer zu einem der Redner zuschalten. „Man konnte anhand der Farben, die an den Kopfhörern leuchten, sehen wer dir gerade zuhört oder eben nicht“, sagt Hochenrieder. Die beiden meisterten diese Hürde, qualifizierten sich für das große Finale. Die Freude darüber sei riesig gewesen.

Über was sie ihre Vorträge halten wollen, sei dem Paar relativ schnell klar gewesen. So legte Hochenrieder seinen Fokus auf das Motto „Entscheidungen wirken“. Wang nahm sich der Devise „Alles ist möglich“ an. Die beiden übten rund um die Uhr. Beim Autofahren, zu Hause vor dem Spiegel.

Am Tag des Auftritts sei Hochenrieder entspannt gewesen, seine Frau Michelle nervös. „Ich hatte Angst, dass ich nicht gut genug bin und zu viele Grammatikfehler mache“, sagte sie. Florian Hochenrieder war zuerst dran. Er ging auf die Essenz von Entscheidungsstärke und Entscheidungsfreude ein. Er verknüpfte diese Punkte mit seinen persönlichen Erfahrungen aus seiner Zeit als Kampftruppen-Offizier und Führungskraft in der Industrie.

Publikumspreis für Michelle Xue Wang

Direkt nach seinem Auftritt kam Michelle Xue Wang auf die Bühne. Sie begann ihren Vortrag mit den Worten „Alles ist möglich“, schilderte ihren Weg von einer kleinen chinesischen Stadt im hohen Norden bis nach Deutschland. Sprach darüber, wie man alles erreichen kann, wenn man hart genug arbeitet.

Nach den vier Minuten sei sie erleichtert gewesen, glücklich. „Alles ist genauso gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagt sie. Von den Zuschauern bekam sie für ihre bewegende Rede den Publikumspreis. Später erhält sie, gemeinsam mit Florian Hochenrieder, den Excellence Award. Wang für die „Lebensstory“, Hochenrieder für „Führung“.

„Damit hätten wir nie gerechnet“, sagt er. Als sie dann auch erfuhren, dass alle Teilnehmer einen neuen Weltrekord aufgestellt hatten, war der Abend perfekt. Zufriedengeben will sich das Paar damit nicht. Im April geht es zu einem Speaker-Slam in Wien. Dort wollen die beiden Weltrekordler den nächsten Titel holen.

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