Rosenheim – Fünf menschliche Silhouetten, ausgeschnitten aus verzinktem Stahlblech und auf hohe Granitstelen montiert: Sie stehen In der Schmucken, unweit des Klinikums, und ihre unterschiedlichen Armhaltungen geben den Figuren dynamischen Schwung.
Geschaffen hat das Skulpturenensemble der Bildhauer Rudl Endriß, der hier demonstriert, wie Minimalismus durch Variationen vielfältig wirkt. Eigentlich fehlt den Figuren jeweils der zweite Arm, aber weil die Silhouetten gespiegelt auf Vorder- und Rückseite der Stelen angebracht sind, ergänzen sie sich optisch zu vollständigen Gestalten. Da zudem zwei Stelen niedriger sind, ergibt sich eine Wellenbewegung, unterbrochen durch den Granitwürfel mit dem eingravierten Namen der Spender, dem „Rotary Club Rosenheim Innstadt“.
Große Auswahl
in Söchtenau
Auslöser war die Landesgartenschau 2010 in Rosenheim. Als die Stadt Rosenheim gesellschaftliche Gruppen und Vereine aufforderte, sich einzubringen, fühlten sich die Rotarier Rosenheim Innstadt angesprochen. „Wir wollten ein eigenständiges Projekt, das auch nach der Landesgartenschau noch Bestand hat, etwas von Wert und Sinn“, schildert Rechtsanwalt Anton Mertl die damaligen Überlegungen.
Clubmitglied Professorin Karin Rabausch brachte den Bildhauer Rudl Endriß ins Spiel, dessen Kunstwerke vielfach im öffentlichen Raum in und um Rosenheim Akzente setzen. Der Vorschlag wurde positiv aufgenommen, und eine Abordnung der Rotarier fuhr ins Gewerbegebiet von Söchtenau, wo der Künstler auf einem Freigelände und in diversen Atelierräumen eine reiche Auswahl seiner Werke präsentieren kann.
Schließlich fiel die Wahl auf die fünf Stelen mit den Silhouetten. Allerdings sollten in die Granitstelen zehn zentrale Begriffe der Rotarier eingraviert werden, jeweils einer auf Vorder- und Rückseite jeder Stele. Für die Begriffe kam eigens ein Ausschuss zusammen. So sind jetzt von links nach rechts diese fünf Wortpaare zu lesen: Freundschaft und Gerechtigkeit, Goodwill und Humanität, Wahrheit und Begegnung, Aufrichtigkeit und Gemeinschaft, Fairness und Dienen. Diese Begriffe gehören zu den Leitlinien der Rotarier, deren Motto „Selbstlos dienen“ lautet, erläutert Anton Mertl.
Rudl Endriß spielt gerne mit Worten, hinterfragt ihren Sinn, durchleuchtet sie durch Kombination und Gegenüberstellung ironisch. Auf seinen „Wortsteinen“ demonstriert der Bildhauer sein humorvolles Spiel.
Werke mit Humor
und Hintersinn
Bei den Worten auf den Stelen In der Schmucken spürt man sofort, dass diese Begriffe nicht von Rudl Endriß stammen. Es fehlt ihnen Humor, Witz und Hintersinn. Sie spiegeln trocken das amerikanische Gedankengut der Rotarier.
Es stellte sich die Frage, wo das Ensemble aufgestellt werde sollte. Man dachte an das Bahnhofsgelände, der Vorschlag wurde verworfen, da die Stelen dort wegen der bereits geplanten Neugestaltung bald wieder entfernt worden wären. Den von den Rotariern vorgeschlagenen Riedergarten lehnte wiederum die Stadt Rosenheim ab; sie bot den Standort In der Schmucken an, wo während der Landesgartenschau eine wichtige Wegeverbindung zwischen Mühlbachbogen und Mangfallpark entlangführte. Mittlerweile haben sich die Wege verlagert, und so stehen heute die „Spiegelbilder“ von Rudl Endriß an einer wenig prominenten Stelle.