Wasserburg/Rosenheim – Nach vielen Jahren der künstlerischen Zusammenarbeit mit ihrer Schwester Sarah, vielen Tour-Erfahrungen – auch durch Auftritte vor Konzerten von Andreas Bourani, Max Mutzke oder Alanis Morissette – und einem beachtlichen Erfolg mit dem Lied „Schwesterherz“ hat Vera Klima (34) im November 2019 ihr erstes Soloalbum herausgebracht. Mit „Play“ beschreitet sie auch musikalisch eigene Wege. Die gebürtige Rosenheimerin lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Wasserburg und präsentiert dort im März ihr neues Album. Im Interview verrät sie, warum das Album viel über ihre Persönlichkeitsentwicklung aussagt und warum sie trotz vieler Veränderungen sie selbst geblieben ist.
Wie war es für Dich, alleine weiter Musik zu machen?
Vera Klima: Es war wie ein „wieder laufen lernen“ nach der langen gemeinsamen Zeit mit meiner Schwester. Erst mal eigene Erfahrungen machen, im positiven Sinne.
Inwiefern hast Du Dich seit Deinem letzten Album weiterentwickelt?
Jedes Album ist hoffentlich eine Weiterentwicklung. Man entwickelt sich ja immer weiter – als Mensch, Musiker, auch in Bezug auf seine Themen. Aber die Songs habe ich ja schon vorher größtenteils selbst geschrieben. Ich habe mir schon meine Handschrift bewahrt. Es ist also nicht etwas ganz Neues oder ganz Anderes geworden.
Worum geht es Dir in dem neuen Album, was hast Du zu erzählen?
Zunächst ist es ein autobiografisches Album geworden, wie immer. Es geht darum, was mich selbst bewegt, was passiert. Ein zentrales Erlebnis waren Verhandlungen mit meiner früheren Plattenfirma. „Sie soll Ecken und Kanten haben“, hieß es da. „Sie soll nicht so schwierig sein“, ein paar Sekunden später. Dieses Erlebnis war ausschlaggebend für den Titelsong „Play“.
„Play“ lautet der Titel Deines Albums. Warum?
Es geht um die Widersprüche und Gegensätze in heutiger Zeit, nicht nur für mich als Frau. Es geht um den hohen Erwartungsdruck. Der kann von außen kommen, man kann ihn sich aber auch selbst machen. Social Media verstärkt das total. Man kann sich immer mit der besten Version vergleichen. Wir leben in einer Welt, in der alles gefiltert und retuschiert wird. Das ist kein Trend, sondern eine gefährliche Tendenz. Gleichzeitig bieten die sozialen Medien viele Chancen, entdeckt oder gepusht zu werden. Sie sind also Fluch und Segen zugleich.
Was sind Deine weiteren Themen?
Vera Klima: Ich habe den Eindruck, dass Perfektion immer größer geschrieben wird. Man soll Karriere machen, eine Familie gründen, immer gut aussehen usw. Es geht aber auch um andere Themen: Wo ist mein Weg? Wie gehe ich mit dem Druck um? Wie wichtig ist es zu erkennen, sich selbst auf die Schulter zu klopfen? – damit habe ich mich sehr beschäftigt. Ein großes Thema ist immer auch die Liebe in all ihren Facetten, auch das unglücklich verliebt sein. Letztendlich sind es Geschichten, die das Leben schreibt. Situationen und Gefühle. Darum geht es mir.
Was ist neu an Deinem Album?
Musikalisch habe ich mich verändert, weil ich mich verändert habe. Ich komponiere ein bisschen anders. Vielleicht bin ich auch ein bisschen mutiger geworden. Das Album ist so farbenfroh wie das Cover: Ich habe drei Singles mit Produzenten gemacht, ein wenig moderner, mit programmierten Beats – radiotauglich. Andere Songs sind eher organisch-akustisch, mit echten Instrumenten live eingespielt. Insgesamt finde ich es ein bisschen lebensweiser, ich befasse mich mit manchen Themen etwas kritischer, aber das kommt ja mit dem älter werden.
Wie zufrieden bist Du mit dem Ergebnis?
So ein neues Album ist immer eine Momentaufnahme. Irgendwann muss man dann sagen: Jetzt ist es gut. Auch wenn man immer wieder etwas findet, das man anders machen möchte. Im Grunde bin ich total zufrieden, was ich mit meinem Management auf die Beine gestellt habe. Jedes einzelne Lied ist ein Stück Seele.
Was möchtest Du mit Deinem Album erreichen?
Dass es jemanden berührt. Das ist die schönste Rückmeldung. Zum Beispiel habe ich eine Ballade für meinen Freund geschrieben, eine Liebeserklärung. Wenn ich höre, dass das auf Hochzeiten als Trauungslied gespielt wird, dass das „ihr Lied“ ist, dann denke ich mir „Okay, da habe ich jemanden bis ins Herz getroffen“. Auf dem neuen Album gibt es auch so ein Lied, „Anna“: Da geht es um eine junge Frau, die sich selbst verloren hat. Dazu habe ich schon viele bewegende Reaktionen bekommen, von Menschen, die auch so jemanden in ihrer Familie haben.
Was hast Du musikalisch noch vor ?
In den letzten Jahren habe ich viel gearbeitet, eine Menge Videos gedreht, 2019 war ich dauernd auf Tour. Jetzt möchte ich erst einmal durchschnaufen. Natürlich werde ich auf die Bühne gehen und spielen. Neue Songs sind gedanklich immer in Arbeit. Man sagt ja: Nach dem Album ist vor dem Album.Interview: Regina Falk