Nach beinahe 50 Jahren unangefochtener CSU-Spitze im Rathaus wird es in diesem Jahr in Rosenheim eine Stichwahl geben. Auch wenn der Abstand zwischen den beiden Kandidaten mit mehr als 20 Prozentpunkten durchaus deutlich ausfällt: Was viele bereits im Vorfeld vermutet haben, wird wahr: Andreas März (CSU) gelang die absolute Mehrheit nicht. Franz Opperer von den Grünen zwingt ihn die Stichwahl.
Wirklich überraschen mag das nicht: Die Grünen haben bayernweit einen echten Lauf. Getragen von guten Wahlergebnissen, dem deutlich gestiegenen Interesse an Themen rund um Klima- und Umweltschutz sowie von der Fridays-for-Future-Bewegung, die auch in Rosenheim zunehmend Gehör findet, konnte Opperer von einem ordentlichen Ergebnis ausgehen.
Mit Andreas März tritt ihm ein Herausforderer gegenüber, dem, anders als Gabriele Bauer, eine großen Schar von Mitbewerbern gegenüberstand. März gilt als Mann des Ausgleichs, stets bemüht um Konsens und der „Politik der kleinen Schritte“ verpflichtet. Opperer wird als zupackender Grüner wahrgenommen, der auch vor deutlichen Veränderungen nicht zurückschreckt. Beide Kandidaten müssen nun in den kommenden zwei Wochen ihre Anhänger hinter sich scharen, ihre Positionen deutlich herausarbeiten und mit ihrer Persönlichkeit überzeugen.
Denn auch das zeigt sich an diesem Abend: Die Kommunalwahl bleibt eine Persönlichkeitswahl. Der Trend weg von der klassischen Volkspartei setzt sich auf dieser politischen Ebene bisher nicht durch. Die Wähler noch einmal zu motivieren, das ist eine weitere Aufgabe für die nächsten 14 Tage, die schwer genug sein wird in Zeiten der Corona-Pandemie.
Für Rosenheim aber sind die gestiegene Wahlbeteiligung und das Wahlergebnis zwei klare Signale: Die Menschen interessieren sich für ihre Stadt. Und die CSU muss um ihre Gunst kämpfen. Mehr als in den vergangenen Jahrzehnten.