Rosenheim – Andreas März führt die Linie der CSU-Oberbürgermeister in Rosenheim weiter. Er folgt auf Gabriele Bauer, die nach 18 Jahren im Amt in Ruhestand gehen wird. März konnte bei der Stichwahl gestern Abend 61,5 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen. Seinem Herausforderer Franz Opperer (Grüne) gelang mit 38,5 Prozent ein Achtungserfolg. Die Wahlbeteiligung lag bei 46,8 Prozent. Soweit das vorläufige Endergebnis.
Der Sitzungssaal im Rathaus ist leer. So leer wie die Straßen der Stadt. Wähler und Kandidaten haben ihren Stimmzettel per Brief eingeworfen. Ausgezählt wird allein im Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium. Die Wahlpartys sind längst abgesagt. Es ist die Zeit der Corona-Pandemie: In Bayern gilt der Katastrophenfall, seit einer guten Woche eine Ausgangsbeschränkung. Es sind die Umstände, die diese Wahl in die Geschichte Rosenheims eingehen lassen.
Christsoziale seit
1961 an der Spitze
Dabei war schon die Notwendigkeit einer Stichwahl eine Zäsur. Seit 1961 hatte die CSU die Stadt regiert. Unangefochten. Bis sich ihr Kandidat Andreas März vor zwei Wochen sechs Mitbewerbern stellen musste und lediglich 45,6 Prozent holen konnte. Als Zweitplatzierter folgte Franz Opperer mit 25,1 Prozent der abgegebenen Stimmen. Mit seinem nun erzielten Ergebnis übertrumpft März die 54 Prozent, die Gabriele Bauer – wenn auch im ersten Wahlgang – bei ihrer erstmaligen Wahl im Jahr 2002 erreicht hatte.
Der Wählerauftrag ist deutlich: Der CSU-Mann soll die Geschicke der Stadt in den kommenden sechs Jahren leiten. März freut sich auf diese Aufgabe, sagt, er sei „emotional unglaublich bewegt“ und feiere den Erfolg im Kreis seiner Familie. „So deutlich“ habe er das Ergebnis nicht erwartet. Er weiß, dass auf ihn mit dem Amtsantritt schwere Aufgaben zukommen werden. Die Corona-Krise, ihre Folgen für die Stadtgesellschaft, aber auch die fehlende absolute Mehrheit im Stadtrat werden die politische Arbeit zu einer großen Herausforderung machen. März spricht von einer „riesigen Aufgabe“, bei deren Lösung er auf die Stadtverwaltung baue.
Zu den ersten Gratulanten an diesem Abend gehört Gabriele Bauer. Per SMS habe sie ihrem Nachfolger gratuliert, zu einem „unglaublichen Ergebnis unter diesen Vorgaben“. Ihre Glückwünsche verbindet die Oberbürgermeisterin mit einem „herzlichen Dank“ an die Bürger. Dass sie trotz der Corona-Krise gewählt haben, sei „ein echter Sieg der Demokratie“.
Ganz ähnlich äußert sich Franz Opperer. Enttäuscht ist er nicht über das Ergebnis. Im Gegenteil. Er spricht von einem „maximalen Beitrag zur Demokratie“, der bei dieser Kommunalwahl gelungen sei. „Ich freue mich darüber, wie es gelaufen ist“, sagt er, und hat Andreas März bereits die „konstruktive Mitarbeit“ seiner Fraktion im Stadtrat zugesichert. Verbunden allerdings mit der Mahnung, die Themen der Grünen, etwa den Klimaschutz, nicht zu vergessen. Auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, Franz Lukas, ist zufrieden. Es sei ein „respektables Ergebnis“, gerade unter den gegebenen Umständen.
In einer ersten Analyse sind sich März und Opperer einig, dass letztlich die Corona-Krise an diesem Wahlergebnis mitgeschrieben habe. Das Agieren von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sowie der Wunsch der Menschen nach Sicherheit und Stabilität hätten der CSU gutgetan. Auch in Rosenheim.
Richtungsweisende
Entscheidungen
Umso wichtiger, auch darin herrscht Übereinkunft, sei es nun, richtungsweisende Entscheidungen für die Stadt gemeinsam zu fällen. „Wir müssen wichtige Dinge zusammen entscheiden“, sagt gleichermaßen Herbert Borrmann, der Fraktionsvorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion. Dass dies gelinge, zeigten viele Beschlüsse, die im Stadtrat schon bisher einstimmig gefallen seien.
Einen ersten Ausblick auf das, was ihren Nachfolger erwartet in Sachen Corona, gibt Oberbürgermeisterin Bauer: „Wir werden eine schlimme Arbeitslosigkeit haben und soziale Probleme.“ Aber sie ist zuversichtlich, dass Andreas März der richtige Mann ist für die Zukunft: „Er wird vermitteln und stärken und die Herausforderung meistern.“