„An vorderster Front“

von Redaktion

Helfen gegen Corona: Freiwillige von Romed-Klinikum sprechen über ihre Motivation

Rosenheim Sie sind die Menschen, denen mancherorts abendlicher Applaus gilt. Sie sind diejenigen, die sich in die Breschen werfen, die sich auf dem Höhepunkt der Pandemie aufzutun drohen: die Freiwilligen, die nun im Kampf gegen Corona Dienst in Krankenhäusern tun. Die OVB-Heimatzeitungen lassen sieben Helfer vom Klinikum zu Wort kommen.

Magdalena Hangl (32) hat in Elternzeit auf Vollzeit erhöht, in der Zentralen Notaufnahme: „Natürlich ist es eine Belastung, deutlich mehr zu arbeiten. Aber mir war es wichtig, meine Kolleginnen und Kollegen in dieser Situation zu unterstützen. Glücklicherweise wird das von meiner Familie mitgetragen. Wir sind speziell in der Notaufnahme an vorderster Front, dennoch habe ich keine Angst. Das wäre auch nicht gut. Wir alle sind sehr gut ausgebildet und sensibilisiert, die Hygienemaßnahmen konsequent umzusetzen. Uns bereitet eher die Materialversorgung Sorgen. Jedoch arbeiten alle Ebenen im Haus, aber auch im Landratsamt mit Hochdruck daran, uns ausreichend zu versorgen. Ich wünsche mir, dass nicht nur Pflegefachkräfte, sondern auch Erzieherinnen, Labormitarbeiter und Rettungsdienstpersonal höhere Anerkennung erfahren und die Löhne angepasst werden.“

 

Irina Kerbel (40), drei Kinder, auf der Intensivstation in Bad Aibling, wurde von den Bildern aus Italien motiviert: „Diese Bilder haben mich bewegt, meine Kollegen zu unterstützen. Ich musste mich leider mit vielen Sachen auseinandersetzen, auch familiäre Konfliktsituationen diesbezüglich lösen. Viele intensive Gespräche haben geholfen.“

 

Sabine Kahabka (47), Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivpflege, befristet auf der Anästhesieabteilung in Rosenheim:

„Ich möchte meinen ehemaligen Kollegen in dieser Ausnahmesituation helfen und für die vielen kranken Menschen da sein, die meine Pflege und Unterstützung brauchen. Ich hoffe sehr, dass der Beruf der Krankenpflege und die Sicht der Menschen sich verändert. Es ist ein harter Job, er verdient viel mehr Anerkennung und einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft.“

Susann Frimmel (34), examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin mit Fachweiterbildung Intensivpflege, auf der internistischen Intensivstation: „Der Wiedereinstieg wurde mir leicht gemacht. Ich sehe es in meiner Verantwortung, meinen Beitrag zu leisten. Natürlich habe auch ich Angst, mich anzustecken und krank zu werden. Der Zusammenhalt ist unbeschreiblich. Es finden täglich Geräteschulungen, Hygieneunterweisungen und Besprechungen statt. Wir alle müssen uns auf die Situation einstellen, daraus lernen und an ihr wachsen. Ich kann nicht sagen, ob es uns alle verändern wird. Aber es wird mich verändern und meine Sicht auf die Dinge. Ich wünsche mir, dass die Welt im Kopf und im Herzen behalten wird, dass, wenn es hart auf hart kommt, alle zusammenhalten. Ich wünsche mir aber auch, dass sich unser Gesundheitssystem verändern wird. Pflegekräfte und Ärzte üben ihren Beruf voller Leidenschaft aus. Und trotz allem brauchen wir Rückendeckung aus der Politik.“

Ayam Mankiewicz (28), Medizinstudent: „Ich stehe kurz vor dem praktischen Jahr und wollte mir ein Semester Pause für meine Doktorarbeit gönnen. Meine freie Zeit stelle ich gerne zur Verfügung.

Ich wurde sehr gut aufgenomment. Ich war auf der Stroke Unit eingesetzt und wechsle jetzt in die Versorgung der Corona-Patienten.

Ich habe den Eindruck, das hier sehr proaktiv mit der Situation umgegangen wird und die Klinik versucht, sich bestmöglich auf den Patientenzustrom vorzubereiten.“

 

Alexander Schneller (26), Medizinstudent im achten Semester: „Das Medizinstudium ist eine Entscheidung für den Dienst am Menschen und ein Privileg. Es ist schön, etwas zurückgeben zu können. Sowohl von pflegerischer als auch ärztlicher Seite wird uns Studierenden Dankbarkeit und Wertschätzung entgegengebracht, wir werden als Kollegen betrachtet. Auch wenn Prognosen spannend sind, konzentriere ich mich darauf, den reellen Auswirkungen der Pandemie durch unsere Arbeit in der Klinik tatkräftig zu begegnen. Wir schützen uns, so gut es geht. Meine Familie und Freunde haben Verständnis, auch wenn sie bedauern, dass wir uns deswegen länger nicht mehr sehen können und ich auswärts unterkommen musste – das Risiko, eine Infektion mit nach Hause zu bringen, ist mir zu hoch.“

 

Markus Reum (39), Bereichsleiter Pflege, verantwortlich für die Intensivstation: „Die größte Herausforderung ist, den Überblick zu behalten. Quasi im Sprint werden neue Intensivplätze geschaffen, die auch personell besetzt werden müssen. Das Team trägt das mit.

Alle sind motiviert und verstehen die Situation. Sie kommen alle mit dem Ziel, helfen zu können. Ich habe keine Angst. Ich kann aber Menschen verstehen, die  Ängste haben, auch Arbeitskollegen, die Angst haben, mit Covid-19-Patienten zu arbeiten – wobei das Ansteckungsrisiko außerhalb der Klinik wahrscheinlich größer ist.“

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