Rosenheim – Katastrophe. Das ist das Wort, das fällt, wenn man die wahrscheinliche Absage des Rosenheimer Herbstfestes anspricht. Eine Katastrophe für alle, denen das Spektakel bisher einen besonderen, wichtigen Umsatz im Jahreskalender beschert hat. Der nun wegbricht, in einer Zeit, in der Corona schon für schlechte Geschäfte sorgt.
Mit Bangen und voller Sorge hatte man gestern auf die Pressekonferenz von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gewartet. Klar war, wenn sie das Oktoberfest in München absagen, dann wird es ganz, ganz eng für viele andere Volksfeste in der Region. Natürlich auch für das Herbstfest in Rosenheim.
Veranstalter
vertröstet auf Mai
Noch hält sich der Veranstalter, der Wirtschaftliche Verband (WV), mit einer eindeutigen Aussage zurück. Klar aber ist, mit wem man auch spricht: Hoffnung, man könnte um die Absage herumkommen, hat eigentlich niemand. Die Stimmung ist niedergeschlagen. Zu viele Branchen wird das im Raum stehende Nein betreffen.
Besonders dramatisch würde eine Absage nicht nur für die Schausteller sein, die Taxifahrer und viele, viele mehr. Für die Caterer, Gaststätten, Bars und für die Beherbergungsbetriebe. Außerdem für den Rosenheimer Einzelhandel, der gerade fieberhaft daran arbeitet, am kommenden Montag wieder aufsperren zu dürfen, nach wochenlanger Zwangspause. Und wo seit Anfang der Woche die Hoffnung keimte, man könne wenigstens ein bisschen zur Normalität zurückkehren, wenn man nur die Corona-Regeln einhalte, da ist jetzt klar: Normal wird gar nichts mehr sein. Viele der Ladeninhaber sind noch nicht zurückgekehrt, waren gestern daher telefonisch nicht zu erreichen. Doch es ist keine Frage, dass viele die mögliche Absage gleichsetzen müssen mit erneuten Umsatzrückgängen.
Wer nichts verdient,
konsumiert nicht
Dass es in diesem Jahr keine Wiesn in Rosenheim geben wird, davon geht auch Sabrina Obermoser vom City-Management Rosenheim aus. Sie spricht von einem herben Schlag, der die Großen im Geschäft genauso treffen werde, wie die Kleinen. Selbst für die WC-Dame im Festzelt oder auch für den Studenten, der sich während der Wiesn etwas dazuverdient, habe das verheerende Folgen. Folgen, die dann wiederum Kreise ziehen. Denn Geld, das nicht verdient werden kann, wird nicht ausgegeben und fehlt in den Kassen der Rosenheimer Einzelhändler. Dass der Wirtschaftliche Verband mit einer Absage zögert, ist für sie nachvollziehbar. „Ich finde es sinnvoll, dass man keine überstürzten Entscheidungen trifft, sagt sie.
Wichtig sei es jetzt, nicht mutlos zu werden, nach Perspektiven zu suchen. So wolle das City-Management auf Wirte zugehen und darüber ins Gespräch kommen, wie man das Herbstfest über kleine Akzente wie Trachtenveranstaltungen in die Gasthäuser bringen kann. „Wir lassen uns das Thema Herbstfest“ nicht nehmen, sagt Sabrina Obermoser. Nur die Gastronomie, die muss dann erst einmal wieder geöffnet sein.
Ein klein wenig hoffnungsvoll begegnet Maria Reiter der Situation. Sie führt in Rosenheim die „Boutique Beo“ am Max-Josefs-Platz und verkauft dort neben Mode auch Trachten. Juli, August und September: Das waren bisher die Monate, in denen das Geschäft besonders gut lief: Trachten waren gefragt, ein neues Gwand für die Wiesn, das hob den Umsatz regelmäßig um rund 50 Prozent, sagt Maria Reiter. Sie ist Vorsitzende des Rosenheimer Einzelhandelsverbandes und sagt, es sei schon „die Angst umgegangen“, dass die Wiesn ausfallen könnte.
Hoffnung auf
rasche Entscheidung
Sollte es so kommen, wovon sie ausgeht, treffe es den Einzelhandel nicht ganz unvorbereitet, aber doch hart. Allerdings sei es schwer, sich vorzustellen, wie solche Volksfeste veranstaltet werden können, ohne die Sicherheitsbestimmungen einzuhalten, die während der Corona-Krise gelten. Insgesamt, sagt Reiter, habe sich der Verband ein zügigeres Vorgehen von der Politik gewünscht. So habe sie selbst vor „über drei Wochen“ einen Antrag auf Soforthilfe gestellt. Geld sei bisher nicht bei ihr angekommen. Dass nun wohl auch das Herbstfest ausfällt, mache die finanzielle Lage nicht leichter. Die Zurückhaltung des Wirtschaftlichen Verbandes in dieser unwägbaren Situation bedauert sie. „Ich wäre froh, wenn sie sich äußern würden.“