Wenn die Bücher in Quarantäne müssen

von Redaktion

So setzt die Stadtbibliothek die Corona-Auflagen um – Heute: Erste Lockerungen

Rosenheim – Bücher, die in Quarantäne müssen, lesen mit Mundschutz und eine Aufenthaltsdauer von 60 Minuten: Seit zwei Wochen hat die Stadtbibliothek wieder geöffnet – unter Corona-Auflagen. Ein Ortsbesuch.

Viel hat sich in der Rosenheimer Stadtbibliothek seit der Corona-Krise nicht verändert. Am Salzstadel stehen Liegestühle und Sonnenschirme. In den Hochbeeten wachsen Kräuter, Zucchini und Beeren. In der Stadtbibliothek selbst verraten nur die Desinfektionsspender am Eingang und die Plexiglasscheibe an den Informationsschaltern, dass die Corona-Krise auch hier ihre Spuren hinterlassen hat.

Medienlieferdienst
auch nach der Krise

„Uns war wichtig, dass wir uns auf die Dinge fokussieren, die trotz Einschränkungen möglich sind. Und das sind eine ganze Menge“, sagt Susanne Delp, die Leiterin der Stadtbibliothek. Sie habe sich viele Gedanken gemacht, immer wieder das Gespräch zu ihren Mitarbeitern gesucht. Einmal in der Woche findet ein Treffen mit dem gesamten Team statt. Jeder teilt seine Erfahrungen, es wird angeregt, wo „nachjustiert werden kann“ und wo „Auflagen gelockert“ werden können. So sei die Aufenthaltsdauer in den vergangenen zwei Wochen auf maximal 30 Minuten beschränkt gewesen. Ab heute, Dienstag, können sich Besucher für 60 Minuten in der Stadtbibliothek aufhalten. „In den 30 Minuten haben sich viele gehetzt gefühlt. Jetzt ist es besser“, sagt Susanne Delp.

Große Hinweisschilder mit Verhaltensregeln gibt es in der Stadtbibliothek nicht, dafür hängen an den Wänden Zitate aus Büchern und Filmen, die zum Nachdenken anregen. Statt Möbel umzuräumen, steht alles nach wie vor an seinem Platz. Am Eingang hängt ein „Herzlich willkommen“-Schild. „Es soll sich so normal wie möglich anfühlen“, sagt die Leiterin und fügt hinzu: „Wir appellieren einfach an die Vernunft der Besucher“. Das habe bis jetzt gut funktioniert. Nur ab und zu gebe es Leute, die sich weigern, einen Mundschutz zu tragen. Raum für Diskussionen lässt Susanne Delp hier nicht: „Wer sich nicht an die Regeln hält, muss die Stadtbibliothek verlassen“.

Über die Einkaufskörbe am Eingang regulieren die Mitarbeiter, wie viele Besucher sich zum gleichen Zeitpunkt in der Stadtbibliothek befinden. Erlaubt sind 70, davon acht im Kinderhaus.

Ausgeliehene Bücher und Spiele, die zurückgegeben werden, müssen für einen Tag in Quarantäne, bevor sie zurück ins Regal kommen. „Zum Auslüften“, wie Susanne Delp sagt.

Kaffeeautomat
wieder in Betrieb

Gegen ein Pfand können sich Besucher Zeitungen und Zeitschriften mit ins Freie nehmen und auf einem der Liegestühle lesen. Eine Aufenthaltsdauer gibt es hier nicht. „Mit den Hochbeeten hat man gleich eine richtige Gartenatmosphäre“, sagt Susanne Delp.

Ab dieser Woche dürfen die Mitarbeiter der Stadtbibliothek auch wieder den Kaffeeautomaten in Betrieb nehmen. Allerdings dürfen die Tassen „nicht mehr offen draußen stehen“, sondern werden von den Mitarbeitern verteilt.

Und auch aus der durch die Corona-Krise bedingten Schließung haben Susanne Delp und ihre Mitarbeiter einiges mitgenommen. So soll der Medienlieferdienst, der extra für die Krise eingerichtet worden ist, weiterhin bestehen bleiben. Kunden im Rosenheimer Stadtgebiet können sich die Medien also auch in Zukunft bis vor die Haustür liefern lassen. Die Auslieferung und die anschließende Abholung der Bücher übernehmen nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch zahlreiche ehrenamtliche Helfer.

Seit der Wiedereröffnung vor zwei Wochen können auch die Tonie-Hörstationen ausgeliehen werden. „Wir haben extra noch einige dazugekauft. Die Nachfrage ist groß“, sagt Susanne Delp. Weiterhin gibt es auch die Bibliothek der Dinge. Hier können sich Kunden unter anderem eine Eismaschine, eine Nähmaschine, einen Picknick-Rucksack, Fahrradtaschen oder eine Popcorn-Maschine ausleihen.

Artikel 11 von 11