Kiefersfelden – Nichts zu tun ist nicht ihr Ding, und so freute sich Dorle Dengg schon riesig auf die Öffnung ihres Kieferer Freilicht-Amphitheaters am vergangenen Samstagnachmittag, das nun ein weiteres Highlight ihres 40-jährigen Theaterlebens ist. Für die leider nur großen Besucher, die kleinen blieben wohl wegen der Corona-Pandemie weg, kam dabei erstmals ein den aktuellen Hygienevorschriften angepasstes Besuchs- und Aufführungskonzept zum Tragen.
Dorle Dengg ist
eine Bereicherung
Bürgermeister Hajo Gruber, ebenfalls erstaunt über das Novum, ein Kasperltheater ohne Kinder, bezeichnete die Jubilarin als „ein Produkt unserer tiefen Schauspielerkultur“. Nicht nur für ihn verkörpert Dorle Dengg „seit Jahrzehnten exemplarisch und herausragend die Kieferer Theaterspielgeschichte. Sie ist eine absolute Bereicherung für unser Dorf“. Der Kulturreferent des Landkreises Rosenheim, Christoph Maier-Gehring, gestand, „noch nie ein Theaterstück von Dorle Dengg gesehen“ zu haben. „Aber umso mehr freue ich mich, jetzt hier bei dem Jubiläum sein zu dürfen, und es ist auch wiederum ein kleiner Schritt in die Normalität.“
Die Puppenspielerin nutzte sodann die Gelegenheit, auch ihr neues Buch „Kelten – Römer – Rittersagen aus dem Inntal“ in kurzen Worten vorzustellen. „Unser Inntal war und ist ein wichtiges Eingangstor und viele, die hier durchgezogen sind oder verweilt haben, hinterließen wichtige Dinge, die gefunden wurden und in meinem neuen Stück jetzt vorgestellt werden.“ Die Geschichten zu ihrem neuen Buch brauchte sie nicht lange zu suchen, „da ich einen großen Fundus an Märchen, Sagen und Mythen habe und das meiste auch schon mal so oder so ähnlich gespielt habe“. Ihr Buch beginnt mit der Sage um das ominöse Hufeisen der Kelten, die in der Region um das heutige Tiroler Niederndorf siedelten und für die das Symbol des ovalen, schmiedeeisernen Hufeisens ein Glücksbringer war, was es bis heute auch geblieben ist. Auch die Römer drückten ihren Stempel dem Inntal auf. Einer Erzählung nach führte eine große versteckte Schatztruhe römische Soldaten ins Unterinntal, wo sie diese entwendeten und versteckten – mehr wird aber nicht verraten. Den Kreis schließen schließlich die Rittersagen rund um die mystische Burg Falkenstein, die schon so manchen berühmten Gast, wie beispielsweise den Minnesänger Walther von der Vogelweide, beherbergen durfte. Das Schicksal des Burgherren Sibotho IV. ist eng verknüpft mit dem Niedergang der Burg, die den Flammen zum Opfer fiel. All diese Geschichten, Episoden und kleinen Stücke finden sich in dem neuen Buch, ebenso wie die Texte dazu, die zum Nachspielen einladen. Das Zeitfenster der fantasievollen Geschichten, zumeist aber mit ernstem Hintergrund, greift von 600 vor Christus bis ins Jahr 1809, als der Kaiserturm (Burg Katzenstein) durch französisch-bayerische Gruppen zerstört wurde.
Schneeflockenoxidar
bei Kopfschmerzen
In dem kleinen Theatermuseum waren dann die meisten der in dem Buch vorkommenden Stücke zu sehen und Dorle Dengg wusste auch die jeweilige Geschichte zu den seltenen Fundstücken. Wie zum Beispiel der Hilfe bei Kopfschmerzen versprechende „Schneeflockenoxidar“ oder das mystische Bruchglas von der Burg Falkenstein. Daneben sind hier insgesamt 700 Puppen und Figuren ausgestellt, die in den Theateraufführungen von Dorle Dengg die eine oder andere Rolle gespielt haben. Zum Abschluss dieser außergewöhnlichen Zeitreise durch die sagenumwobene Welt der Kelten, Römer und Ritter aus dem Inntal spielte Dorle Dengg in ihrem neuen Freilicht-Amphitheater kurze Sequenzen aus dem Buch und nur der erste Gewitterdonner im Hintergrund verhinderte ein weiteres Spielen.