Rosenheim – Eigentlich war das Bewerbungsplanspiel der Jugendsozialarbeit an den Mittelschulen schon abgesagt. Die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie machten es eigentlich unmöglich, dass Vertreter von Firmen an die Schulen kommen und mit den Schülern ein authentisches Bewerbungsgespräch führen. Doch eine Idee rettete das Projekt.
Da Unternehmen auch während der Corona-Krise Bewerbungen bearbeiten, kamen die Jugendsozialarbeiterinnen der Mittelschulen am Luitpoldpark und Aising zusammen mit einigen Firmen auf die Idee, das Planspiel als „Corona-Edition“ stattfinden zu lassen. „Normalerweise schreiben die Schüler im Unterricht die Bewerbungen, die wir dann an die Unternehmen weitergeben“, sagt Anne Schmidt.
Die 25-Jährige arbeitet als Jugendsozialarbeiterin vom Verein „Pro Arbeit“ an der Mittelschule am Luitpoldpark und betreut dort das Projekt. „Da die Firmen kein Bewerbungsgespräch halten können, machen das die Mitarbeiter von „Pro Arbeit „per Telefon.“
Größere Herausforderung
Und einige der Firmenvertreter haben diese Idee übernommen. Die Schüler bekommen vorher die Information, wann die Firmen anrufen und müssen selbstständig dafür sorgen, erreichbar zu sein. Für beide Parteien ist die Situation während der Pandemie eine größere Herausforderung als das typische Gespräch unter vier Augen: „Das ist viel schwieriger, besonders, weil man die Körpersprache des Gegenübers nicht sieht“, sagt Andreas Bensegger (47), der sich als Geschäftsführer der Bensegger GmbH schon mehrfach am Planspiel beteiligt hat.
Ziel ist es, die Schüler der achten Klassen möglichst gut auf die Berufs- und Ausbildungssuche vorzubereiten. Normalerweise organisiert der Verein „Pro Arbeit“ das Projekt an allen Mittelschulen in Rosenheim, in diesem Jahr führen es nur die Schulen am Luitpoldpark und in Aising für etwa 50 Schüler durch. Gabi Futschner, für die Jugendsozialarbeit an der Schule in Fürstätt, erinnert sich noch an den Beginn des Projekts im Jahr 1999: „Die Schüler bekamen zu Hause oft nur wenig Unterstützung bei Bewerbungen, da wollten wir mit einem echten Planspiel helfen. Dazu haben wir uns an Firmen gewandt, die dadurch natürlich auch einen Einblick in die Welt der Schüler der achten Klasse bekamen.“ Ein Faktor, der für die teilnehmenden Betriebe nicht zu unterschätzen ist. „Für die Wirtschaft ist so ein Planspiel super, wir wollen keine Fachkräfte verlieren. Dafür geben wir den Jugendlichen auch Tipps, was sie in ihrer Bewerbung besser machen können und wie sie ins Gespräch kommen“, sagt Bensegger. Gerade der Fokus auf den Ausbildungsberuf sei ihm wichtig. Das Planspiel ist für die Schüler ein freiwilliges und kostenloses Angebot. Je nachdem, wie überzeugend sie im Bewerbungsprozess aufgetreten sind, erhalten die Jugendlichen eine fiktive Zu- oder Absage. Letztendlich seien die meisten Jugendlichen froh, einen Eindruck davon zu haben, wie ein Bewerbungsprozess abläuft“, sagt Marita Gschwandtner (46), die für die Jugendsozialarbeit an der Mittelschule in Aising zuständig ist. Andreas Schneider (14) hat dort am Planspiel teilgenommen und kann das bestätigen: „Mir hat das Planspiel Spaß gemacht, ich habe mitgenommen, wie ich mich im Bewerbungsgespräch verhalten sollte.“ Ivona Grgic (15) von der Mittelschule am Luitpoldpark bewarb sich als Verkäuferin bei Müller und kann Ähnliches berichten: „In der Vorbereitung dachte ich, dass das Bewerbungsgespräch sehr schwer wird, aber am Telefon war es dann ganz einfach.“
Vorbereitung
im Unterricht
Was vermutlich auch an der Vorbereitung im Unterricht gelegen ist: „Die Lehrer sind mit uns die Woche davor nochmal durchgegangen, was wir sagen könnten“, sagt Franz Haigermoser (13) von der Mittelschule Aising. „Die Fragen haben mich dann nicht mehr überrascht.“