Ratlos vor dem Krähenproblem

von Redaktion

Noch mehr Bürger betroffen – Stadt will Vergrämungsmaßnahmen weiter verfolgen

Rosenheim – Lautes Gekrächze, Verunreinigungen durch Kot und genervte Bürger: Die Saatkrähen in der Stadt Rosenheim bereiten weiterhin Ärger. Die Situation soll jetzt sogar noch schlimmer werden. Eine Lösung gibt es bis jetzt nicht.

„Auf absehbare Zeit wird nichts besser werden“, sagte Oberbürgermeister Andreas März (CSU) in der Sitzung des Umweltausschusses und fasste damit die Situation trocken zusammen. Die Saatkrähen sorgen schon seit Jahren bei vielen Rosenheimern für Unmut. Laut Ralf Seeburger, Leiter des Umwelt- und Grünflächenamts, habe es gehäuft „emotionale Beschwerden“ an die Stadt gegeben. Das Problem: Die Vogelplage ist schwer zu bekämpfen, denn die Saatkrähe steht unter Schutz.

Viele Vögel haben Heimat verloren

Seit 2018 hat sich die Situation noch verschlimmert. Während es damals lediglich zwei große Schwerpunkte von Kolonien im Stadtgebiet gab, haben sich die Krähen mittlerweile in mehreren Teilen der Stadt niedergelassen.

Den Grund dafür erläuterte Seeburger im Umweltausschuss. So mussten im vergangenen Jahr aufgrund des Eschentriebsterbens fast alle Eschen in dem Waldstreifen nördlich des Mangfallkanals gefällt werden. Dadurch verloren viele Vögel ihre Heimat. Die Kolonien zersplitterten und landeten unter anderem am Waldrand in Oberwöhr südlich der Mangfall und an der Loretowiese. Dort erhöhte sich die Anzahl der Krähen von 112 auf 164 Paare. Um diesem Problem entgegenzuwirken überlegte die Stadt, die Krähen durch Wanderfalken und Wüstenbussarde zu vertreiben. Ein Falkner aber machte diese Hoffnung zunichte. Nach seiner Aussage sei ein solcher Versuch aussichtslos.

Daraufhin setzte die Stadt im März sogenannte BirdGards zur Vergrämung der Tiere ein. Das sind Lautsprecher, die Warnrufe anderer Vögel abspielen. Auf diese Weise sollen sie die Krähen stören und vertreiben. Insgesamt wurden vier Geräte an der Loretowiese und im Bereich der Hochfellnstraße platziert. Das Ergebnis: Teilweise Neugierde, teilweise keine Reaktion, berichtete Seeburger.

38 Prozent
weniger Brutpaare

Trotzdem ist Bewegung in die Rosenheimer Krähenkolonien gekommen. An der Loretowiese gibt es 38 Prozent weniger Brutpaare im Vergleich zu 2019.

Dafür haben sich mehr Vögel im Norden niedergelassen. Auch in Stephanskirchen sind neue Kolonien entstanden. Am Oberwöhrer Ortsrand stieg die Zahl der Brutpaare ebenfalls an. Ein dort ansässiger Bürger, der sich mit dem Krähenproblem schon früher an die OVB-Heimatzeitungen gewandt hatte, kann dies nicht bestätigen. Aktuell herrsche bei ihm in Oberwöhr „himmlische Ruhe“. Er sehe keine Krähen mehr, hoffe, dass die Vögel weitergezogen sind.

Die Stadt geht durch die Bewegungen der Krähenkolonien von einer nachhaltigen Wirkung der Bird-Gards aus. Auch wenn die Reaktionen der Vögel darauf unterschiedlich sind. Die Kolonie an der Hochfellnstraße zum Beispiel ist von 47 auf 53 Brutpaare gewachsen, obwohl in unmittelbarer Nähe zwei Lautsprecher positioniert waren.

Sorge bereitet nun eine weitere Hiebmaßnahme südlich des Mangfallkanals. Aufgrund des Eschentriebsterbens sollen im November weitere Bäume entfernt werden. Seeburger befürchtet deshalb, dass sich die dort ansässigen Splitterkolonien weiter in die Wohngebiete verstreuen. Genau wisse er aber nicht, was passieren wird, das gibt er offen zu. Auch ob die Bird-Gards tatsächlich zur Vergrämung beigetragen haben, kann er nicht mit Sicherheit sagen. Trotzdem werden die Lautsprecher während der nächsten Brutzeit der Krähen (September bis März) wieder zum Einsatz kommen.

Die Stadträte im Umweltausschuss waren sich einig, dass das Krähenproblem für die Rosenheimer Bürger unzumutbar ist. Grünen-Stadtrat Peter Weigel kann den Ärger der Anwohner gut verstehen. Er sei selbst betroffen, denn auf einem Baum nahe seines Hauses nisten einige Krähen. Er sprach sich dafür aus, außerhalb von Rosenheim Gebiete zu schaffen, in denen sich die Vögel ansiedeln können.

„Die Bäume
müssen weg“

Maria Bichler (CSU) unterstützt den Plan, die Bäume südlich des Mangfallkanals zu fällen. „Die Bäume müssen weg“, sagte sie. Sie hoffe, dass die Krähen so verschwinden. SPD-Stadträtin Elisabeth Jordan stimmte ihr zu, gab aber zu bedenken, dass durch die weitere Aufsplitterung der Krähenkolonien noch mehr Leute betroffen sein würden.

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