Die Krise spielend meistern

von Redaktion

Rosenheimer Expertin: „Brett- und Kartenspiele sind populärer denn je“

Rosenheim – In der Corona-Krise erleben Brett- und Kartenspiele ein neues Hoch. Die Rosenheimerin Dagmar Dieterle ist Expertin auf dem Gebiet. Bereits zum neunten Mal wurde heuer ein Spiel zum „Spiel des Jahres“ gekürt, dass sie bei der Einführung auf dem Markt begleitet und betreut hat.

Von wegen Gesellschaftsspiele sind out! Trotz zunehmender Digitalisierung stiegen die Millionen-Umsätze laut dem Zusammenschluss der Spieleverlage 2019 zum sechsten Mal in Folge – deutschlandweit wurden mehr als 50 Millionen Brett- und Kartenspiele verkauft.

Umsatzplus

von 25 Prozent

Die Corona-Pandemie scheint diesen Trend weiter angekurbelt zu haben. Das Umsatzplus in den ersten fünf Monaten dieses Jahres wird mit satten 25 Prozent beziffert. Für die Rosenheimerin Dagmar Dieterle kein Wunder: „Während des Lockdowns rückte die Familie wieder enger zusammen. Man suchte nach Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben. Das gelingt mit analogen Spielen am besten.“ Seit 35 Jahren leitet die Rosenheimerin eine Presse-Agentur in der Stadt. Zum Kundenstamm des Unternehmens zählen von Anfang an auch viele Spielehersteller.

Als weltweit bedeutendste Auszeichnung für nicht-elektronische, also analoge Spiele zählt der Kritikerpreis „Spiel des Jahres“, der vom Verein „Spiel des Jahres“ seit 1979 für deutschsprachige Brett- und Kartenspiel-Neuheiten vergeben wird. Bereits neunmal finden sich unter den Gewinnern Spiele, die von der Rosenheimer Presse-Agentur Dieterle und Partner bei der Markteinführung begleitet und betreut wurden. 2020 ist es in der Kategorie „Kinderspiel“ das Geschicklichkeitsspiel „Speedy Roll“, bei dem mittels einer rollenden Fusselkugel Plättchen mit aufgedrucktem „Igelfutter“ wie Äpfel, Pilze und Blätter aufgesammelt werden müssen.

Dagmar Dieterle kann sich noch gut an das erste Gewinner-Spiel erinnern, das sie betreut hat – das war 1987 „Auf Achse“: als Spediteure und Lkw-Fahrer müssen die Spieler möglichst geschickt Ladungen transportieren, Routen planen, Preiskämpfe bestehen und Ladekapazitäten geschickt ausnutzen. „Diese Vielseitigkeit war damals in der Spielewelt etwas völlig Neues“, weiß die Rosenheimerin. „Auf Achse“ lässt sich auch heute noch gut verkaufen. Für viele andere Spiele aus der damaligen Zeit trifft das nicht mehr zu. „Da hat sich der Geschmack in den vergangenen Jahrzehnten schon sehr verändert“, weiß Dagmar Dieterle. Die Qualität der Spiele habe sich ungeheuer verbessert. Weitere Gewinnerspiele, die sie mit ihrem Team betreut hat sind: „Bluff“, „Geisterschloss“, „Beppo der Bock“, „Caylus“, „Stone Age junior“ „Torres“ und „Adel verpflichtet“. Was genau bei den Juroren vom Spiel des Jahres gut ankommt, könne man im Vorfeld nie genau sagen. „Da wird man immer wieder überrascht. Favoriten können scheitern, Außenseiter sich durchsetzen. Jedes Jahr spielt auch der Zeitgeist eine große Rolle“, weiß die Rosenheimer Spiele-Expertin.

Vom Kind bis
zum Erwachsenen

Aktuell begeistern Brett- und Kartenspiele alle Altersstufen. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene wissen neuesten Statistiken zufolge in der Corona-Krise die Vorzüge analoger Spiele zu schätzen. „Der Besuch von großen Veranstaltungen ist ja immer noch nicht möglich. Also treffe ich mich jetzt öfter mit meinen Freundinnen zum gemütlichen Spieleabend“, erzählt beispielsweise die 16-jährige Josefa. Die Rosenheimerin schätzt vor allem leicht verständliche Brett- und Kartenspiele: „Das Leben ist momentan eh schon kompliziert genug. Da braucht es nicht auch noch ein Spiel, in das man sich stundenlang einarbeiten muss, um es zu verstehen“.

Ihr derzeitiger Favorit ist Activity: „Da gibt es immer viel zu lachen“ Auch daheim mit ihrer Familie spielt Josefa wieder viel öfter als vor der Corona-Zeit. „Tatsächlich sind da jetzt immer alle gleich gerne dabei und der Fernseher bleibt viel öfter aus. Das ist schön und ich hoffe, dass sich das nach der Pandemie nicht wieder ändert.“

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