Aus grau wird bunt

von Redaktion

Das „transit art festival“ lässt Fassadenkunstwerke mitten in Rosenheim entstehen

Rosenheim – Es tut sich was an den grauen Mauern in Rosenheim: Wer in den vergangenen Tagen durch die Innenstadt gegangen ist, konnte Hebebühnen sehen und erste Farbtupfer an sonst eher schmucklosen Fassaden erkennen. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Sommer in Rosenheim“ organisiert die Städtische Galerie aktuell das „transit art festival“, das Künstler mitten in die Stadt bringt.

Die „Street Art“ verwandelt an bestimmten Punkten das Gesicht der Stadt, bringt Farben und Motive zur Geltung, es entstehen raumgreifende Wandbilder und visuelle Blickfänge. Bisher brachliegende Flächen werden dadurch optisch aufgewertet und kulturell angereichert. Dies muss durchaus nicht immer gefallen, aber die Werke können einen Dialog starten und zum Austausch anregen.

Monster und
Kakteen aufgetragen

So ein Großkunstwerk entsteht gerade am ehemaligen Filmpalast in der Samerstraße: Dort haben Corbinian Nicolai und Julian Strohmeier bereits Monster und Kakteen auf die Fassade aufgetragen als eine Grundstruktur für das eigentliche Bild. Bereits als 16-Jähriger begann Corbinian mit seinen Projekten, unterstützt von der Städtischen Galerie. Wegen des nassen Wetters suchte er sich am Wochenende im vom „Kunst Kollektiv“ genutzten Huber-Seiler-Haus eine andere Angriffsfläche, nämlich ein großes Ohr – die Grundlage bilden ausgemistete Bücher der Stadtbibliothek.

Ein Astronaut
ist zu erkennen

Von hier ist es ein kurzer Spaziergang zur Gillitzerstraße 6: Dort steht eine Hebebühne, sie dient Mr. Woodland alias Daniel Westermeier als Arbeitsmittel. An der inzwischen rot gestrichenen Wand ist ein Astronaut zu erkennen – figürliche Darstellungen sind die Spezialität des Künstlers, der mit Spraydose und Farbrolle arbeitet. „Mr. Woodland ist erst mal heimgefahren“, meint Galerieleiterin Monika Hauser, die zufällig vorbeikommt, „aber er macht dann bei trockenem Wetter weiter“.

Jetzt weiter zum neuen Bahnhofsareal, wo es großflächige neue Wände gibt – ein Traum für Fassadenkünstler. Am Parkhaus P12 befindet sich das „Duo Sourati“ in Aktion. Ein riesiger Wal zeichnet sich mit seinen Konturen an der grauen Wand ab, wurde für hier nicht kurzzeitig eine Attraktion wie das „Sea Life“ für Rosenheim andiskutiert? Das Künstlerduo findet, das sei ein witziger Zufall. Die riesige Wand ist durch die Segmente in der Fassade bereits vorstrukturiert, eine große Hilfe. Allerdings haben die beiden gewisse Probleme mit ihrer Bühne, denn der Bagger steht durch die Regenfälle in einer Sumpflandschaft und das Manövrieren ist schwierig. Doch sie lassen sich in die schwindelnde Höhe heben und füllen mit Sprayfarbe die Kontur aus – man darf gespannt sein auf das fertige Werk.

In Boston und
auf Mauritius

An der Giebelwand der Posthöfe macht sich Tomislav Topic zu schaffen. Der in Berlin lebende Künstler (wir berichteten) erzählt, dass er schon Fassaden in Boston und auf Mauritius gestalten durfte, dort in 35 Metern Höhe und unter schwankenden Bedingungen auf einer abgeseilten, schwingenden Plattform. Er hat sich die Wand ebenfalls vorstrukturiert in verschiedene Segmente.

Eine Passantin kommt vorbei und möchte wissen, für was das alles gut sei – eine kurze, konstruktive und freundliche Diskussion entwickelt sich. Tomislav Topic ist stolz auf seine Werke und auch darauf, wie er inter- national nicht als Tourist, sondern als beauftragter Künstler unterwegs ist: „Das geht schon damit los, wenn man woanders in den Baumarkt geht und sich seine Sachen besorgt, man ist gleich ganz anders dabei“, meint er und schwingt sich auf seine Plattform.

Hera entwirft
auch Bühnenbilder

Hera alias Jasmin Siddiqui lebt ebenfalls in Berlin und wird international gebucht, mit großformatigen Wandbildern in Miami und Sao Paulo in Brasilien. Sie arbeitet unter anderem mit humanitären Hilfsorganisationen an Kunstprogrammen für Kinder und Jugendliche, zur Zeit entwirft sie Bühnenbilder und Kostüme für die DDC-Tanzkompanie.

„Ihre“ Wand in der Herzog-Otto-Straße war ihr am Wochenende zu nass zum Arbeiten. Man darf aber gespannt sein, was sie und die anderen Künstler in den kommenden Wochen an den Wänden gestalten. Auch rund um das Huber-Seiler-Haus und den Salzstadel wird es Aktionen geben.

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