Die Wirtschaft wartet auf den „Wumms“

von Redaktion

Interview Sabrina Obermoser über Jens Spahn und die Auswirkungen des Lockdowns

Rosenheim – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht Deutschland auf eine mögliche zweite Corona-Welle besser vorbereitet als auf die erste. Bei einem Klinikbesuch am Dienstag in Dessau hat er sogar davon gesprochen, dass mit dem Wissen von heute der Lockdown nicht so drastisch hätte ausfallen müssen. Doch wie kommt diese Aussage bei Einzelhändlern und Gastronomen aus Rosenheim an? Ein Interview mit Sabrina Obermoser, Geschäftsführerin des Rosenheimer City-Managements.

Was sagen Sie zu Spahns Aussage? Haben Sie Verständnis für den Lockdown?

„Wenn man die weitreichenden Folgen des Lockdowns sieht, ist es natürlich schwer, Verständnis aufzubringen. Andererseits waren wir in einer noch nie da gewesenen Situation, Entscheidungen mussten getroffen werden, und auch schnell getroffen werden. Dass die Wirtschaft nach wie vor auf den „Wumms“ wartet, ist hinlänglich bekannt.“

Was hat der Lockdown für Rosenheim bedeutet? Sind die Folgen immer noch spürbar?

„Rund 50 Prozent der Einzelhändler beschreiben die Geschäftslage zumindest wieder als „gut“, ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Gastronomie. Dennoch musste gerade in der Gastronomie oft Personal ausgestellt werden, weniger im Einzelhandel. Das Konjunkturpaket, wie etwa die Kurzarbeit hilft sehr. Die Defizite aus dem Frühjahr sind auch noch nicht aufgeholt und werden es in den meisten Branchen auch nicht.

Die Folgen sind daher klar spürbar. Beispielsweise hat der Einzelhandel noch vor Corona die Herbst/Winterware bestellt, diese wird derzeit ausgeliefert – ohne, dass man weiß wie das Geschäft in den nächsten Monaten laufen wird.“

Wie hat sich das Verhalten der Kunden geändert?

Innenstädte werden weniger häufig besucht wie früher und auch der Onlinehandel boomt mehr denn je. Das regionale Bewusstsein, das während des Lockdowns in den Fokus rückte, ist leider bei den Konsumenten wieder in Vergessenheit geraten. Auch einige Rosenheimer Einzelhändler haben in der Zwischenzeit ihren Onlineauftritt verbessert, dennoch bleibt der Fokus auf dem stationären Geschäft.

Wäre ein erneuter Lockdown für den Rosenheimer Einzelhandel überhaupt vorstellbar beziehungsweise zu stemmen?

„Dass sich das Bild in der Rosenheimer Innenstadt bereits verändert hat, zeigt sich in dem ein oder anderen zusätzlichen Leerstand. Corona hat vieles beschleunigt. Betriebsübernahmen geraten ins Wanken, altersbedingte Geschäftsschließungen werden vorgezogen. Die Innenstadt wird sich weiter wandeln, schneller als vor Corona erwartet. Ein weiterer Lockdown wäre für die Betriebe ein herber Schlag und würde das Aus für weitere Betriebe bedeuten. Zu Bedenken möchte ich auch geben, dass sich gewisse Branchen nach wie vor im Lockdown befinden, wie etwa die Nachtgastronomie.“ Interview: Anna Heise

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