Rosenheim – Das lange Warten hat ein Ende: Am Samstag, 19. September, dürfen Bars und Kneipen nach einer sechsmonatigen Corona-Pause wieder öffnen. Doch die Freude bei den Betreibern hält sich in Grenzen. Drei Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Franz Fischer und Alexander Stöhr, Inhaber der Bar „Nerdz“: „Ob wir aufsperren oder nicht, macht für uns keinen finanziellen Unterschied. Mit den Corona-Auflagen geht die komplette Kneipen-Atmosphäre verloren. Unsere Kneipe besteht zur Hälfte aus einer Theke, welche wir aber aktuell nicht benutzen dürfen. In unserer Bar haben wir insgesamt nur drei Tische. Das heißt, wir dürfen aktuell nur 15 Personen einlassen. Dies macht finanziell natürlich gar keinen Sinn. Im Moment überlegen wir uns, ob wir vielleicht auf die Tanzfläche eine Bierbankgarnitur stellen. Das wiederum würde den Laden sehr ungemütlich machen. Auch darf nur im Hintergrund Musik laufen. Wir können uns nicht vorstellen, dass uns das Arbeiten so in Zukunft Spaß machen wird. Uns persönlich stört der Mund-Nasen-Schutz am meisten. Hier würden wir uns eine Lockerung wünschen, sodass sich die Besucher wenigstens in der Bar frei bewegen können, ohne jedes Mal wenn sie aufstehen, die Maske aufzusetzen. Letztendlich müssen wir einfach mal schauen, wie die Kundschaft die Regeln annimmt. Vielleicht können wir ein bisschen was verdienen. Die erhoffte Rettung ist es aber auf keinen Fall. Auch weil wir immer noch nicht wissen, wie wir die Pacht für den kommenden Monat bezahlen sollen.“
Robert Stein, Inhaber „Triple Inn“, „Revenge“ und „Arche“: „Ich werde meine Bars am Samstag vorerst nicht aufmachen, weil es die Beschränkungen nicht zulassen. Mit den aktuellen Corona-Auflagen dürften nur fünf Personen an einem Tisch sitzen, heißt, es passen maximal 20 Leute in meine Lokale. Das lohnt sich nicht. Hinzu kommt, dass ich meinen Hauptumsatz an der Theke mache. Da dürfen die Besucher aber nicht stehen. Ich müsste die Leute am Tisch bedienen. Das wiederum bedeutet, dass ich Thekenpersonal brauche und jemanden, der am Eingang sitzt und die Namen aufschreibt. Der Umsatz den ich am Abend mache würde also gerade einmal die Personalkosten decken. Ich hoffe jetzt darauf, dass die Inzidenzzahl für eine längere Zeit unter 35 bleibt und damit die Beschränkung aufgehoben wird, dass sich maximal fünf Menschen in Gruppen aufhalten dürfen. Dann würden 30 bis 40 Leute in meine Lokale passen und ich könnte mir vorstellen, wieder aufzusperren. Ohne die Unterstützung meiner Vermieter hätte ich die vergangenen sechs Monate nicht überstanden. Denn die Kosten laufen ja trotzdem weiter. Die musste ich zum Teil auch privat stemmen. Mein Glück ist, dass die Lokale nur mein zweites Standbein sind. Hauptberuflich arbeite ich als Kraftfahrer bei Auerbräu. Für meine Familie ist also weiterhin gesorgt. Ein kleiner Trost ist, dass die aktuelle finanzielle Lage auf die Corona-Situation zurückzuführen ist und nicht auf eine schlechte Betriebswirtschaft meinerseits.
Josefine Schütz, Inhaberin der „Party Oim“: „Natürlich mache ich auf. Im Moment verhandeln wir noch mit dem Ordnungsamt, wie viele Leute, ich in die „Party Oim“ lassen darf. Normalerweise passen 40 rein, mit den Auflagen sind es knapp 20. An der Theke haben wir eine Plexiglasscheibe angebracht. Dadurch dient die Theke für die Besucher jetzt als Rückenwand und es passen noch ein paar mehr rein. Wir müssen ab Samstag am Tisch bedienen und dürfen keine Getränke mehr über die Theke reichen. Die Besucher sitzen jetzt eben an ihren Tischen und haben eine Gaudi und stehen nicht mehr. Ich glaube nicht, dass die Stimmung darunter leiden wird. Die Leute sind scharf darauf, dass es endlich wieder losgeht. Um die Auflagen einzuhalten, lassen wir nur Leute in die Bar, die reserviert haben. Laufkundschaft geht nicht mehr. Außerdem gibt es einen Mindestumsatz von 35 Euro. Sonst lohnt sich das Aufsperren nicht. Aber die Leute verstehen das. Wir freuen uns, dass es jetzt endlich wieder losgeht – auch wenn ich nicht glaube, dass es sich rentiert. Letztendlich geht es auch darum, dass unser Name nicht verloren geht.“