Aschermittwoch schon im September

von Redaktion

Wirtschaftlicher Verband sagt den Rosenheimer Fasching wegen Corona ab

Rosenheim – Zum ersten Mal seit 29 Jahren fällt in Rosenheim die Faschingssaison aus. Per Pressemitteilung hat der Wirtschaftliche Verband der Stadt und des Landkreises Rosenheim (WV) gestern Vormittag die närrische Zeit abgesagt. Jetzt sprechen die Verantwortlichen.

Entscheidung trifft auch Einzelhandel

Sandra von Gottesheim, die Präsidentin der Faschingsgilde, ist traurig. Das ist auch am Telefon zu hören. „Es war eine schwere Entscheidung“, sagt sie. Lange habe man überlegt, wie ein Fasching unter Corona-Auflagen aussehen könnte. Man habe diskutiert, sich ausgetauscht. Letztendlich sei dem Präsidium der Faschingsgilde und dem Wirtschaftlichen Verband aber nichts anderes übriggeblieben, als die Veranstaltungen abzusagen. Am Telefon erzählt sie von dem Moment, als sie ihren Gardemädels die traurige Botschaft überbrachte: „Es hat einige Tränen gegeben. Der Fasching ist ein Teil von uns. Wir haben ihn alle im Blut.“

Trotz allem weiß die Präsidentin, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat. „Die derzeitigen Auflagen lassen weder ein ordentliches Training von Garde und Prinzenpaar zu, noch können wir unsere Eigenveranstaltungen entsprechend planen“, sagt sie. Die Perspektiven seien entmutigend, sowohl für den Rosenball, den Stadt- und Landball, aber auch den Kinderball.

Ähnlich schätzen die Vize-Präsidenten Max Haimmerer und Stefan Seidl die Situation ein. „Das finanzielle wie auch organisatorische Risiko für den Wirtschaftlichen Verband ist für uns nicht verhältnismäßig darstellbar“, teilen sie mit. Eine Absage des Faschings sei deshalb unausweichlich gewesen.

Es ist eine Entscheidung, die nicht nur die Faschingsgilde hart trifft, sondern auch den Einzelhandel und die Gastronomie. Paul Adlmaier, Vorsitzender des City-Managements, weiß das. „Wenn es keine Bälle gibt, dann brauchen die Menschen auch keine Kostüme“, sagt er. Trotz allem habe er Verständnis für die Entscheidung des Wirtschaftlichen Verbandes.

Verständnis hat auch Toni Sket, der Wirt vom „Zum Johann Auer“. Seit 42 Jahren hat er die Faschingsgilde bekocht. „Jeden Faschingssamstag habe ich ein Frühstück für die Gilde zubereitet“, sagt er. Von der Nachricht, dass der Rosenheimer Fasching abgesagt wurde, erfährt er erst durch den Anruf der OVB-Heimatzeitungen. Glauben will er es anfangs nicht. „Der Fasching ist ein Teil meines Lebens“, sagt er. Jedes Jahr aufs Neue habe er sich auf die fünfte Saison gefreut. Dass es heuer keinen Fasching geben wird, sei sehr traurig.

„Höchst betrüblich“ findet es auch Thomas Bugl, der Wirtschaftsdezernent der Stadt Rosenheim. Die Entscheidung, die Veranstaltung abzusagen, sei nachvollziehbar, wenn auch mit „wirtschaftlichen Einschneidungen“ verbunden. Er nennt vor allem den Wirtschaftlichen Verband, aber auch das Kultur- und Kongresszentrum als Leidtragende.

Keine Bälle im Kultur- und Kongresszentrum

Im Kuko finden traditionsgemäß der Rosenball sowie der Stadt- und Landball mit jeweils mehreren Hundert Besuchern statt. „Die Absagen sind für alle Beteiligten bedauerlich, aber im Sinne eines nachhaltigen Infektionsschutzes sowie des erforderlichen Gesundheitsschutzes unvermeidbar“, sagt Geschäftsleiter Peter Lutz.

Trotz allem versuche man, optimistisch zu bleiben, sagt Sandra von Gottesheim. Auch und gerade weil das Training für das Faschingsgilde weiterläuft – wenn auch in etwas reduzierter Form. „Im Moment steht vor allem der Spaß im Vordergrund.“ Sie will die faschingsfreie Zeit für die Familie nutzen. Aber auch die Vorbereitungen für die Faschingssaison 2021/22 laufen auf Hochtouren. „Wir werden jetzt unsere ganze Energie auf das Jubiläumsjahr verwenden.“ Dann nämlich feiert die Faschingsgilde ihr 50-jähriges Bestehen im Wirtschaftlichen Verband. Wenigstens ein kleiner Lichtblick.

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