Bänke mit kirchlichem Segen

von Redaktion

Schreiner Lorenz Sanftl legte in der Kapelle des Romed-Klinikums Hand an

Rosenheim – Der Neubau des Bettenhauses II des Romed-Klinikums nimmt Gestalt an und mit ihm auch die ökumenische Kapelle im Inneren: Dort stehen bereits Bänke aus Eiche, auf denen die Besucher voraussichtlich im Januar 2021 Platz nehmen können. Die Bänke sind Handarbeit – dahinter steckt Schreiner Lorenz Sanftl (52) aus Happing.

Noch ist es eine Baustelle vor dem neuen Haupteingang des Romed-Klinikums, durch die man sich hindurchschlängelt. Innen liegen große, helle Räume. Die Treppen hinauf, an den Handwerkern vorbei, und hinein in die Kapelle. Mittendrin stehen sieben Bänke aus Eichenholz, versehen mit grauem Kunstleder. Sie bieten Platz für ungefähr 50 Menschen. Licht stiehlt sich durch das Glas aus buntem Mosaik. Es stammt aus der ursprünglichen Kapelle und war die vergangenen Jahre eingelagert.

Auf den Spuren
von Josef Hamberger

Die alte Kapelle befand sich zuvor in dem abgerissenen Trakt des Klinikums. Der Raum war dreimal so groß wie der jetzige. Der Bau wurde abgerissen, nun findet sich die Kapelle in den neuen Räumen wieder. Das Original hatte der Rosenheimer Bildhauer Josef Hamberger in den 60er-Jahren entworfen. Auch für den Neubau sollte er die Kircheneinrichtung konzipieren. Die Pläne standen bereits, doch er verstarb im Mai vergangenen Jahres. Hier kam Lorenz Sanftl ins Spiel: Denn ihn und Hamberger verband eine jahrelange Freundschaft und berufliche Zusammenarbeit. „Wir haben jedes Jahr für ein Projekt zusammengearbeitet“, erklärt Sanftl. Gemeinsam haben sie schon die Pfarr- und Wallfahrtskirche Heilig Blut renoviert und die katholische Kirche St. Nikolaus ausgestattet. Der Künstler ist ihm ans Herz gewachsen, er sei ein sehr humorvoller Mensch gewesen. „Und ein Perfektionist.“ Seinem prüfenden Blick hätte keine Ungenauigkeit standgehalten. Zentimetergenaue Arbeit war angesagt. „Das hat mich geprägt.“ Auch für die Klinikkapelle setzte Hamberger auf sein eingespieltes Team, darunter auch Kunstschmied Walter Ruedorfer. Dieser sollte auch in der Kapelle die Gestelle der Bänke anfertigen.

Als Hamberger starb, hatte Sanftl nur eine Handskizze des Künstlers. Wie lang die Bänke sein müssen, war nicht zu erkennen. Es folgten lange Gespräche mit den Kirchenseelsorgern. „Wir hatten ja keinen mehr, den wir hätten fragen können.“ Anhand der Skizze schuf Sanftl aus Holz ein Modell in Miniatur. Er versah es mit einem Kreuz, Lampen, einem Altar – genau so, wie die kleine Kirche bald aussehen wird. Im Mai begann Sanftl die Produktion der Sitzgelegenheiten. Ausgerechnet dann, als viele Aufträge wegen Corona wegfielen, wie sich Sanftl erinnert. „Da stand das Telefon erst mal still.“ Viel Zeit für den Schreiner, sich um das Großprojekt zu kümmern. „Die Bänke nahmen einen Großteil der Werkstatt ein.“ Wie hoch die Auftragssumme der Erzdiözese war, darüber spricht Sanftl nicht. Dafür aber über seine Arbeit: In der Schreinerei in Happing hobelte er das Holz, leimte, schliff wieder. Der Schreiner fährt beim Erzählen mit der Hand über das glatte Holz. „Das ist sehr zeitaufwendig, das Material so sauber zu verarbeiten.“ Nach vier Monaten waren die Bänke schließlich fertig.

Doch dass sie in das Klinikum kamen, war gar nicht so einfach, schildert der Schreiner. Denn eine einzige Bank wiegt an die 120 Kilogramm. Und die Kapelle liegt im fünften Stock des Klinikums. Schier unmöglich, sie über das Treppenhaus in die Kapelle zu bringen. Die Lösung: ein Kran, der die Sitzgelegenheiten über 25 Meter in die Höhe auf die neue Dachterrasse des Gebäudes hievte. Mit einem Wagen schoben Arbeiter die Sitze dann in die Kapelle. Nun muss das Eisengestell nur noch mit dem Boden verschraubt werden. Mit Umzug der Sakristei können dann die ersten Gottesdienstbesucher im neuen Jahr die Bänke benutzen.

Zusammenarbeit
mit den Seelsorgern

Die Kapelle war ein jahrelanger Prozess. Das weiß auch Josef Klinger, Pastoralreferent und Leiter der katholischen Klinikseelsorge. Seit dem Beginn der Planung 2015 begleitet er die Entstehung der Kirche, hielt enge Absprachen mit den Handwerkern. Künstler Josef Hamberger sei es immer wichtig gewesen, wie die Seelsorger die Kapelle nutzen können. Der Raum sollte für Christen und Protestanten zugänglich sein.

Die Meinungen gingen jedoch auch mal auseinander, wie Klinger berichtet: Die Seelsorger hätten gerne einzelne Stühle in der Kirche gehabt. „Die Bänke waren aber der ausdrückliche Wunsch von Hamberger.“ Der Künstler bestand auf die Bänke. Die richtige Entscheidung, so Klinger. Sie unterstreichen die Bauweise des Raumes. „Die Kapelle ist ein Riesengeschenk für das Haus.“ Sie bilde ein Kraftort für die Besucher und die Mitarbeiter des Klinikums.

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