Rosenheim –Großveranstaltungen wie der Fasching wurden abgesagt, erst kürzlich musste auch der Wiener Opernball daran glauben. Die verschärften Corona-Maßnahmen haben die Tanzschulen schwer getroffen. Doch müssen jetzt auch Tänzer eine Maske tragen? Vier Rosenheimer Tanzschulen erzählen, wie es ihnen seit der Krise ergangen ist.
Opernball abgesagt:
Umdenken gefragt
Mittlerweile wären die Vorbereitungen für den Wiener Opernball in vollem Gange, erzählt Christine Kesmarki, Inhaberin der „Tanzschule Kesmarki“. „Wir sind sehr traurig darüber, haben aber natürlich Verständnis.“ Wie jedes Jahr hätte ihre Tanzschule zwei Paare gestellt, heuer wären es Sebastian Steegmüller mit seiner Partnerin Miriam Mitter sowie Katharina Labermaier und Patrick Pfliegl gewesen. „Sollte es 2022 einen Opernball geben, würde ich sie sofort wieder hinschicken.“
Aber der Opernball ist dieses Jahr nicht der einzige Verlust: In der Corona-Hochphase musste das Ehepaar Kesmarki elf Wochen lang ihre Türen schließen. Die Kosten liefen weiter, schmerzhaft für die Inhaber. Der Vermieter kam ihnen ein wenig entgegen. Doch nach wie vor gehe es ihnen nicht gut.
Seit der Wiedereröffnung setzt die Tanzschule auf Einbahnstraßen-Systeme und Desinfektion, Partnerwechsel ist untersagt. Die Teilnehmerzahl wurde halbiert. Die Maskenpflicht gilt bis zur Tanzfläche, dort dürfen sie die Teilnehmer abnehmen. Verlass sei auf die Stammkundschaft, Neukurse hingegen seien seit März so gut wie leer. „Einen zweiten Lockdown können wir uns nicht leisten.“ Ein ähnliches Bild zeichnet Stefanie Kordon, Inhaberin der „Tanzschule Kordon“: „Trotz Hilfe vom Staat zehrt die Krise an uns und an dem, was wir uns aufgebaut haben.“ Sie und ihr Mann versuchen, sich mit der Situation zu arrangieren. Neben den allgemeinen Hygienebestimmungen setzt man bei den Kordons auf ausreichend Abstand. „Den hatten wir eigentlich schon immer, unsere Kurse sind eh relativ klein.“ Nach jeder Stunde heißt es immer: Fenster auf, durchlüften. „Im Sommer ist das ja kein Thema, aber im Winter wird es oft richtig kalt.“
Einschränkungen auch
für Jugendgruppen
Vor allem die jugendlichen Tänzer leiden unter dem Partnerwechsel-Verbot. Denn in den Kursen gebe es schon immer einen eindeutigen Mädchen-Überhang. „Teilweise tanzen die Mädchen den männlichen Part.“ Durch Corona wurden viele Hochzeiten auf Eis gelegt – nur noch vereinzelt unterrichteten die Lehrer zukünftige Brautpaare.
Für Kinder seien die Regeln oft schwer zu verstehen, weiß „Die Tanzschule“-Geschäftsführerin Petra Eichelberger. „Wie reagiert ein Dreijähriges, wenn es zu seinen Freunden Abstand halten muss?“ Hierzu hätten sie ein geschultes Kinderteam, auch die anwesenden Eltern könnten helfen. „Die älteren Kinder kennen das schon aus den Kindergärten und den Schulen.“
Am meisten bekämen sie das Fehlen der Abschlussklassen zu spüren, so Kordon. Traditionell habe sie diese auf ihre Bälle vorbereitet. „Und dann ist auch noch der Fasching weggebrochen.“
In der „Ballett-Schule Bartosch-Linke“ setzt Leiter Roman Linke auf einen komplett neuen Stundenplan, der Lüftungs- und Putzzeiten vorsieht. Nur noch acht Schüler pro Saal sind erlaubt, jeder hat eine Fläche von 2,20 Meter auf 2,20 Meter. Von der Ballettstange müssen die Tänzer aber die Finger lassen. „Da müssen unsere Lehrer kreativ werden.“ Sie selbst kommunizieren untereinander nur noch per Mail. Sollte es einen Corona-Fall geben, müsste er nicht die ganze Schule schließen.
Des Weiteren gilt auf den Gängen und in der Garderobe Maskenpflicht, auch für Kinder unter sechs Jahren. Grund ist der fehlende Mindestabstand. Diese Regel stößt nicht nur auf Zustimmung, berichtet Linke. „Es gab auch Corona-Leugner, sie mussten die Schule verlassen.“ Für seine Säle hat der Tanzschulleiter nun obendrein zwei Luftreinigungsgeräte bestellt, eine kostspielige Investition: eines kostet etwa 4000 Euro.