Rosenheim – Beschmierte Straßenschilder und vollgesprühte Hauswände: In Rosenheim treiben immer wieder Graffiti-Sprayer ihr Unwesen und verursachen Schäden weit über 100000 Euro. Zwar konnte die Polizei in den vergangenen Monaten drei große Fälle aufklären. Doch die Schmierereien gehen weiter.
Fotosammlung
und Excel-Tabellen
Anton Heindl ist fassungslos. Der ehemalige Zweite Bürgermeister steht vor der Elektrostation der Stadtwerke am Ludwigsplatz und schüttelt den Kopf. An die weiße Fassade vor ihm hat sich ein bislang Unbekannter mit einem lilafarbenen Schriftzug verewigt. „Ich frage mich, was das für Menschen sind, die Gebäude in unserer Stadt derart gruselig beschmieren“, sagt Heindl. Erst Anfang Oktober sei die Wand der Elektrostation neu gestrichen wurden. Vor einigen Tagen entdeckte Heindl dann den neuen Schaden. Er machte ein Foto, schickte es direkt an unserer Zeitung.
Auch die Polizei ist mittlerweile informiert, hat sich der Sache angenommen. Um Graffiti-Probleme in den Griff zu bekommen, hat Polizeihauptmeister Robert Angermann vor rund einem Jahr die Schwerpunktsachbearbeitung übernommen. Er hat Fotos gesammelt, eine Excel-Tabelle angelegt und weiß genau, welche Schmiererei wo in der Stadt zu finden ist. „Der Gesamtschaden beträgt weit über 100000 Euro“, sagt Angermann. Verständnis hat er dafür nicht. „Man kann seine Meinung äußern. Aber eben ohne Dinge zu beschädigen. Das ist eine Straftat.“
Deshalb habe er es sich zur Aufgabe gemacht, die Täter aufzuspüren. Mit Erfolg. Er erinnert an den Fall vor einigen Monaten. Damals hatte ein Anwohner, wie berichtet, die Polizei verständigt, weil er in seiner Umgebung mehrere frische Graffitis entdeckt hatte. Die Polizei leitet sofort eine Fahndung ein, nahm vier junge Erwachsene fest – zwei Frauen und zwei Männer. Alle Täter waren damals dem linken Spektrum zuzuordnen. Sie hatten unter anderem Straßenschilder und Hauswände mit linksradikalen Parolen vollgesprüht. „Nach der Festnahme war erst einmal Ruhe“, sagt Angermann. Hin und wieder gebe es kleinere Schmierereien. Die großflächigen Spuren aber blieben aus – bis jetzt.
Denn bei dem Graffiti an der Elektrostation am Ludwigsplatz handelt es sich um einen bereits bekannten Fall. „Chilla ist wieder da“, sagt Angermann, während er das Foto auf seinem Computer betrachtet. Er zeigt mit dem Finger auf das „Tag“ – meint damit das Signaturkürzel des Graffiti-Sprühers, das häufig als Unterschrift, aber auch als territoriale Markierung benutzt wird. Wer oder welche Gruppe sich hinter dem Pseudonym „Chilla“ verbirgt, weiß Angermann nicht. Er hat Vermutungen, will diese aus ermittlungstaktischen Gründen aber nicht nennen. Fest steht, wer auch immer hinter dem lilafarbenen Schriftbild steckt, hat in der Stadt einen riesigen Schaden angerichtet. Angermann spricht von Gesamtkosten in Höhe von 90000 Euro.
Auf Mithilfe der
Bürger angewiesen
„Den Fall will ich geklärt haben“, sagt er. In den kommenden Tagen will er sich den „Tatort“ anschauen, sich einen Überblick über den Schaden verschaffen. Auch nach hinterlassenen Spuren will Angermann Ausschau halten. „Manchmal haben wir Glück und finden DNA-Spuren“, sagt er.
Weil das aber nicht immer der Fall ist, sei die Polizei auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. „Es ist wichtig, dass die Bürger uns mitteilen, wenn ihnen etwas auffällt“, sagt der Medienbeauftragte der Polizei, Robert Maurer. Wie eben Anton Heindl.
Der ehemalige Zweite Bürgermeister ist mit gutem Beispiel vorangegangen. Fassungslos über die Schmiererei vor seiner Haustür bleibt er trotzdem.