Rosenheim – Der „Mantelsonntag“ sorgt für Diskussionsstoff: Diesen Sonntag findet in der Innenstadt von 9 bis 18 Uhr der Simon- und Judäimarkt statt, parallel dazu öffnen die Einzelhandelsgeschäfte von 12 bis 17 Uhr. Doch die Corona-Fallzahlen steigen, aktuell liegt auch der Rosenheimer Inzidenzwert bei 96 Neuinfektionen binnen sieben Tagen pro 1000000 Einwohner (Stand: 22. Oktober) – kurz vor der dunkelroten Vorstufe „100“. In der Stadtratssitzung stieß die Veranstaltung auf Kritik, die Lager sind geteilt.
SPD: Entscheidung
nicht nachvollziehbar
Der Mantelsonntag ist seit Wochen eigentlich beschlossene Sache, doch das Anliegen drängte so sehr, dass Abuzar Erdogan (SPD) fernab von der Tagesordnung die Frage aufwarf: „Macht es Sinn, mit diesen Zahlen den verkaufsoffenen Sonntag aufrechtzuerhalten?“ Er verstehe die Sorgen und Nöte des Einzelhandels, könne die Entscheidung des Oberbürgermeisters Andreas März aber nicht nachvollziehen. „Man müsste in seiner Linie stringent sein.“ Unterstützung erhielt er von Georg Kaffl (CSU), er appellierte mit Nachdruck: „Jetzt heißt es: Daheim bleiben und nicht noch mehr Möglichkeiten zum Ausgehen schaffen.“ Es sei wichtig, in solch einer Lage nicht kontraproduktiv zu handeln.
Zu Beginn der Pandemie hatte der Arbeitskreis zur „Bekämpfung der Pandemie-Folgen in Gastronomie, Veranstaltungswesen und Kultur“ laut Franz Opperer (Bündnis 90/Grüne) geplant, die Marktstände auf der Loretowiese anzusiedeln. Die Entscheidung, die Stände doch in der Innenstadt unterzubringen, stieß bei ihm auf Unverständnis.
„Das Marktgeschehen neben dem Testzentrum zu platzieren, ist eine Geschmacksfrage“, erwiderte OB März und sorgte für vereinzelte Lacher. Für ihn ist klar: Das Infektionsrisiko sei an einem Sonntag nicht höher als unter der Woche. Von einem Lockdown sei bisher keine Rede, und den gelte es unter allen Umständen zu vermeiden. Er hat Vertrauen in die Disziplin der Rosenheimer. „Es muss möglich sein, in so einem Ausnahmejahr auch traditionelle Veranstaltungen unter bestimmten Vorgaben aufrechtzuerhalten.“ Die Stände des Marktes seien sowieso von über 90 auf die Hälfte reduziert worden.
Das Ordnungsamt und Polizei würden vor Ort sein und kontrollieren, dass sich nicht allzu große Menschentrauben bilden, erklärte Stadtsprecher Christian Schwalm auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen.
Herbert Hoch, Dezernent für Recht, Sicherheit und Ordnung, ergänzte, dass die Stadt die Infektionszahlen beobachte. „Wir sind weit entfernt von Werten wie im Berchtesgadener Land. Solange sollten wir den Bürgern noch ein gewisses Maß an Normalität vermitteln.“ So handhabe das auch der Münchner Stadtrat: Dort soll der Christkindlmarkt unter Auflagen stattfinden. „Das ist dasselbe Signal mit ähnlicher Infektionslage.“ Zumal da die Veranstaltungen unter freiem Himmel stattfänden.
Sabrina Obermoser, Geschäftsführerin des City-Managements, lehnte eine Stellungnahme ab.
Für die Schausteller ist der Mantelsonntag nach einer langen Durststrecke ein willkommenes Ereignis. Das betont auch Schausteller Hendrik Branicki junior aus Rott am Inn: „Seit dem ‚Sommer in Rosenheim‘ hatten wir quasi keine Veranstaltungen mehr.“ Er sieht in den Märkten eine Chance. Man könne zeigen, dass Veranstaltungen an der frischen Luft möglich sind. Jeder Fierant habe sein eigenes Hygienekonzept. Branicki trägt beim Bedienen Maske und Hygienehandschuhe. „Und die Passanten tragen sowieso eine Maske.“