Rosenheim – „Der Tod ist schon ein Tabuthema“, sagt Barbara Noichl vom Jakobus Hospizverein. Zusammen mit der Stadtbibliothek Rosenheim will sie das ändern – und zwar mit dem sogenannten „Death Café“, das am Samstag, 31. Oktober, zum ersten Mal in Rosenheim stattfindet. Dort können die Teilnehmer offen und breit über das Thema Tod sprechen, Fragen stellen und sich informieren.
Ein Trend setzt
sich weltweit durch
Sogenannte „Death Cafés“ gibt es auf der ganzen Welt. Das erste hatte der Brite Jon Underwood im Jahr 2011 gegründet, basierend auf der Idee des Schweizer Soziologen Bernard Crettaz. Im Rahmen des „Death Cafés“ kommen Menschen zusammen, um bei Kaffee und Kuchen über Tod, Sterben und das Jenseits zu sprechen. Auf der Website des Projektes heißt es: „Wir wollen Aufmerksamkeit für das Thema Tod schaffen, mit Blick darauf, den Menschen dabei zu helfen, das beste aus ihren (endlichen) Leben zu machen.“
Jetzt also auch in Rosenheim. Die Idee dazu hatte Birgit Graf von der Stadtbibliothek Rosenheim. „Ich denke, es ist wichtig, sich dem Thema zu nähern. Erst die Auseinandersetzung mit dem Tod macht das Leben wertvoll“, sagt Graf. „Dann wird man sich über seine Prioritäten klar und kann das Leben neu wertschätzen.“ Deshalb suchte sie sich für die Veranstaltung Unterstützung beim Jakobus Hospizverein, insbesondere bei Barbara Noichl, der Koordinatorin für Trauer beim Hospizverein.
Der Verein bietet sowohl Unterstützung für Schwerstkranke und Sterbende an und unterstützt Trauernde. Mit dem „Death Café“ wollen die Stadtbibliothek und der Hospizverein aber keine Trauerbegleitung machen, sondern generell einladen, über den Tod nachzudenken. „Es ist einfach eine Plattform, um sich über das Thema auszutauschen. Zum Beispiel was es heißt, an unsere Toten zu denken oder sich über Bestattungsrecht zu informieren. Das Thema richtet sich nach den Wünschen der Teilnehmer“, sagt Noichl. Die Gespräche sollen offen und locker sein und damit das Tabuthema „Tod“ zugänglich machen.
Das gilt auch für das Design, mit dem das „Death Café“ beworben wird. Das Logo zeigt einen Totenkopf, der mit seinen bunten Verzierungen an den mexikanischen „Tag der Toten“ erinnert. „Wir wollen damit auch besonders junge Menschen ansprechen und ein modernes Angebot schaffen“, sagt Noichl. Denn auch Jugendliche interessierten sich für die Thematik rund um den Tod. „Natürlich haben sie auch schon damit zu tun. Vielleicht ist die Oma gestorben, oder ein Freund hatte einen Motorradunfall. Es ist nur nicht so offensichtlich wie bei älteren Menschen.“ Besonders der Umgang mit Trauer sei bei Jugendlichen wichtig.
Im „Death Café“ soll ein Raum dafür geschaffen werden. „Es darf jeder kommen, der sich für das Thema interessiert“, sagt Graf. Das Motto des ersten Treffens am Samstag, 31. Oktober, ist – passend zum mexikanischen „Tag der Toten“ am Samstag – „Totenfeste und Totentanz – ist ein anderer Umgang mit dem Tod für uns vorstellbar?“
Café schafft Raum
für Diskussionen
Eine Trauerbegleiterin des Hospizvereins wird die Veranstaltung moderieren, aber es gibt auch Platz für Diskussionen. „Danach ist die Wunschvorstellung, das ,Death Café‘ immer einmal im Monat anzubieten und die Themen je nach Wunsch der Teilnehmer anzupassen“, sagt Graf. Auch verschiedene Gäste sollen dann eingeladen werden, die ihr Fachwissen beitragen. Alles in einer entspannten Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen vom Café „Kokolores“.